Krankheiten R
Ringband, Raspe, Rotz, Räude, Rundwürmer, Rippenfellentzündung, Reuter, Rehe, Rehe durch Cushing
Ringband
Das
Ringband gehört zu den Arthroseerkrankungen. Arthrosen treten beim Pferd
besonders häufig an den Zehengelenken (Huf-, Kron-, Fesselgelenk) als Schale
(Ringband), an den straffen Abteilungen des Sprunggelenks als Spat und an den
Kniegelenken auf. Siehe darum auch
Arthrose. Arthrosen
treten beim Pferd besonders häufig an den Zehengelenken (Huf-, Kron-,
Fesselgelenk) als Schale (Ringband), an den straffen Abteilungen des
Sprunggelenks als Spat und an den Kniegelenken auf.
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Raspe
Die Raspe entspricht dem Krankheitsbild einer Mauke, nur
das bei einer Raspe die Sprung- oder Vorderfußwurzelgelenke betroffen sind.
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Rotz
Der Rotz ( Malleus) Ist eine
Infektionskrankheit die aber zum größten Teil ausgemerzt wurde; sehr
ansteckend! Auch der Mensch kann sich daran infizieren. Esel und Maultier sind
empfänglicher als das Pferd. Eine hoch fieberhafte Allgemeinerkrankung mit
Bildung von diphtheroiden Belägen, Geschwüren und Knoten auf den
Respirationsschleimhäuten. Der Tod erfolgt innerhalb von zwei bis drei Wochen.
Pferd: überwiegend chronische Formen mit unspezifischen Symptomen wie Fieberschübe,
Atembeschwerden, vergrößerte Kehlgangslymphknoten, Leistungsdepression,
Abmagerung. Besondere Formen sind: Lungenrotz: dumpfer Husten, Epistaxis
(Nasenbluten), Dyspnoe. Kann sich allmählich verschlimmern oder über lange
Zeit stationär bleiben. Nasenrotz: schleimiger bis eitriger Nasenausfluss, dann
Bildung der typischen grauen bis gelblichen Knötchen, die geschwürig
zerfallen. Hautrotz: knotig und geschwürig veränderte Haut und Subkutis mit
Lymphangitis und Lymphadenitis. Mensch: Schmerzhafte Entzündung der
Infektionsstelle mit Geschwür- und Knotenbildung (Eintritt meist über
Hautverletzungen) und mit lokaler Lymphadenitis. Aerogene Infektionen sind
ebenfalls möglich (Laborinfektionen!) Die übertragung erfolgt durch direkten
Kontakt, Aerosolbildung oder indirekt durch kontaminiertes Futter, Wasser oder
Gegenstände. Der
Rotz ist eine durch den Rotzbazillus hervorgerufene, bösartige Seuche der
Einhufer, die auch auf den Menschen übergreifen kann. Kennzeichnend ist das
Auftreten von Knötchen und Geschwüren in den Atemwegen, der Lunge und der
Haut. Die Übertragung erfolgt direkt durch den Nasenausfluß und den Eiter der
Hautgeschwüre über die Verdauungs- und Atemwege. Je nach Auftreten der Geschwüre
spricht man von einem Nasen-, Lungen-, oder Hautrotz. Der Rotz gehört zu den
Gewährsmängeln in der kaiserlichen Verordnung und ist gleichzeitig eine
anzeigepflichtige Seuche.
Malleus
Rotz
oder Malleus durch den Erreger Burgholderia mallei kann sich in Hautpusteln,
schmerzhaften Lymphknotenschwellungen und Abszessen in inneren Organen äußern.
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Räude
Unter dem Sammelbegriff Räude sind mit Juckreiz
einhergehende, enzootische Hauterkrankungen zu verstehen, die beim Pferd durch
drei Räudemilbenarten hervorgerufgen werden und deren Verlauf durch Haltungs-
und Ernährungsfaktoren beeinflußt wird. Eine
breite Palette von guten und wirksamen Medikamenten lassen die Räude heute
erfolgreich bekämpfen. Räudemilben werden auch als Ektoparasiten
bezeichnet.
Die beim Pferd vorkommenden Räudemilben lassen sich in drei verschiedene Arten
unterteilen. Psoroptes equi, Sarcoptes equi und Chorioptes equi, die sich
hinsichtlich ihrer Lebensbedingungen unterscheiden und dementsprechend
unterschiedliche Krankheitsbilder beim befallenen Pferd hervorrufen.
Räude, die durch die Parasiten Psoroptes equi und Sarcoptes equi hervorgerufen
wird, ist eine durch den Veterinär anzeigepflichtige Erkrankung!
Die Milben leben entweder auf dem Pferd oder in den äußeren Schichten der Haut
und ernähren sich dort von Zellen und
Körpersäften wie Gewebsflüssigkeiten, die sie sich durch verbeißen in die
Hautoberfläche zugänglich machen. Dies führt zu einem starken Juckreiz,
woraufhin sich die Pferde vermehrt scheuern und es somit zur Bildung von Krusten
kommt. Außerdem führt der Milbenbefall selbst bereits zur Entstehung von
Borken, Krusten und z.T. nässenden Ekzemen aufgrund von Abwehrreaktionen des
Pferdekörpers.
Psoroptes ruft die sogenannte Steißräude hervor, wenn die Schweifrübe
befallen ist. Die Milbenart ist außerdem an geschützten Bereichen wie unter
der Mähne oder an den Oberschenkelinnenseiten zu finden. Sarcoptes besiedelt
zunächst Kopf und Halsregion, kann sich aber von dort auf angrenzende Bereiche
des Rückens ausbreiten. Chorioptes verursacht die sog. Fußräude, was
insbesondere bei Pferden mit langem Kötenbehang vorkommen kann.
Neben abgescheuerten oder verschorften und nässenden, streng riechenden Stellen
macht sich ein Räudemilbenbefall beim Pferd durch dessen Unruhe bemerkbar. Die
Pferde scheuern sich oft und stampfen besonders bei der Fußräude häufig mit
den Beinen.
Räude kann innerhalb einer Pferdeherde auf andere Mitglieder übertragen werden
und betrifft aber häufiger Pferde mit einer nicht so guten Konstitution, wie
z.B. kranke oder magere Tiere.
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Rundwürmer
Artenreiche und bei vielen Tierarten vorkommende
Wurmparasiten. Sie sind von spindelförmiger Gestalt und haben ein durchgehendes
Darmrohr, das den Mund mit dem After verbindet. Rundwürmer sind fast immer
getrennt geschlechtlich. Ihre Larven führen häufig Wanderungen in verschieden
Organe des Körpers durch. Rundwürmer können mikroskopisch klein sein wie der
Zwergfadenwurm oder die sehr häufig unerkannten Magenwürmer, sie können
einige Zentimeter lang sein wie die Palisadenwürmer... oder aber bis zu 40 cm
lang werden wie die Spulwürmer. Siehe auch
Würmer.
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Rippenfellentzündung
Man untersscheidet eine sogenannte "trockene"
Rippenfellentzündung (Pleuritis sicca) und eine feuchte Rippenfellentzündung
(Pleuritis exsudativa). Man untersscheidet eine sogenannte
"trockene" Rippenfellentzündung (Pleuritis sicca) und eine feuchte
Rippenfellentzündung (Pleuritis exsudativa).
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Reuter
Entsprechend meßbar hoch ist der Kaliumgehalt des
Blutes. Hierdurch kann es zu periodischen Muskelzuckungen und unkontrollierbaren
Kontraktionen der Quermuskulatur des gesamten Körpers bis zur Lähmung (auch
Herz & Atmung) kommen.
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Rehe
Als
Rehe oder Hufverschlag wird eine ausgedehnte, nicht
eitrige Entzündung der Huflederhaut
bezeichnet, die an allen Hufen, meist an den Vorderhufen stärker auftritt. Die Erkrankung entwickelt sich innerhalb weniger Stunden.Der Gang ist
klamm, die Füße sind vermehrt warm und empfindlich beim
Beklopfen. Die Ursachen einer Rehe sind außerordentlich zahlreich und
unterschiedlich. Sie wird durch Überanstrengung (traumatische Rehe) verursacht.
Eine andere Ursache sind Fütterungsfehler (Futterrehe).Ferner kann sie als
Folgeerscheinung verschiedener Infektionskrankheiten auftreten.
Zur Erkennung einer Hufrehe ist der Bewegungsablauf exakt zu beobachten: Pferde
mit Reheerkrankung versuchen beim Traben auf der Ferse zu landen, um den Schmerz
zu verringern. Im
fortgeschrittenen Stadium der Rehe kommt es kommt es zu schweren Deformationen
des Hufes, typisch sind die horizontalen, wellenförmigen Ringe am äußeren
Hufhorn.
Die
meisten Reheschübe, die akut mit plötzlicher hochgradiger Lahmheit verlaufen,
werden durch spezifische Auslöser hervorgerufen. Da es sich bei den Auslösern
um bestimmte Stoffe handelt, die dem Körper in zu großer Menge zugeführt
werden, kann man in gewisser weise von “Vergiftungen” sprechen. DIe
wichtigste Rolle spielen hierbei bestimmte Kohlenhydrate. Kohlenhydrate sind
Zuckerverbindungen. Sie unterscheiden sich biochemisch durch die Zusammensetzung
der Zuckermoleküle und die Länge und Struktur der Ketten, zu denen sie
zusammengesetzt sind. Einfache Zucker bestehen nur aus einem oder wenigen
Bausteinen. Stärke, Fruktan, Pektin, Zellulose und Lignin sind komplexere
Gebilde aus mehreren oder vielen verknüpften Zuckereinheiten. Kohlenhydrate
sind in unterschiedlichen Formen maßgebliche Bestandteile aller Pflanzen.
Pflanzen bilden durch Fotosynthese Energieträger, die in Form von Kohlehydraten
eingelagert oder zwischengespeichert werden. In Samen bzw. Getreidekörnern
liegen diese Kohlehydrate in Form von Stärke vor, im Gras wird diese Energie häufig
in Form von Fruktan abgelegt. Die einfachen Zuckermoleküle sind relativ klein
und dienen daher vor allem als bewegliche Energieträger. Die wesentlich größeren
und komplizierteren Polysaccharide (langkettige Zucker) dienen abhängig von
ihrer Größe als Speicher oder Zwischenspeicher von Energie. Andere Formen
dienen als Gerüstsubstanzen der Pflanzen.
Kohlenhydrat |
Vorkommen |
Funktion |
Glucose |
Früchte, Honig |
Grundbaustein |
Fructose |
Früchte, grüne Blätter,
Honig |
Grundbaustein |
Saccharose |
Am stärksten vertretener
Zucker in Pflanzen (Rohrzucker) |
Grundbaustein |
Stärke |
Samen, Früchte, Wurzeln -
der Langzeitenergiespeicher |
Speicherfunktion |
Fruktan |
Wurzeln, Äste, Grashalme,
Blätter - der Energiezwischenspeicher |
Speicherfunktion |
Pektin |
Stengel, Blüten, Blätter,
Knollen, Wurzeln - Strukturelement |
Struktur /Gerüst |
Zellulose |
Das am weitesten
verbreitetes Polysaccharid der Pflanzen - Strukturelement in allen
Bestandteilen |
Struktur /Gerüst |
Lignin |
Schwer verdauliche
“holzige” Faser im Holz und überständigen Grashalmen |
Struktur /Gerüst |
Je nach Komplexität sind die Kohlenhydrate unterschiedlich verdaulich. Die einfachen Zucker sind sehr leicht verdaulich, die Speichermoleküle sind etwas schwerer verdaulich, die Struktur und Gerüst Kohlehydrate sind schwer bis gar nicht verdaulich oder nur über den Umweg von speziellen Bakterien, die diese Substanzen knacken. Der Verdauungstrakt des Pferdes ist so ausgelegt, dass leicht verdauliche Substanzen im Magen und Dünndarm aufgenommen werden. Die schwer verdaulichen Strukturkohlenhydrate werden im Dickdarm von den dort angesiedelten Bakterienkulturen aufgebrochen. Die dabei entstehenden kleineren Substanzen können vom Darm aufgenommen werden. Die verschiedenen Bakterienstämme sind hoch spezialisiert auf die verschiedenen Kohlenhydrate, die im Dickdarm ankommen. Je nach der Zusammensetzung des Futters ändert sich auch die Zusammensetzung der Bakterienflora im Darm.
Die
Grafik zeigt vereinfacht, wie die Aufnahme von Nährstoffen im Verdaungstrakt
bei normaler Futteraufnahme organisiert ist.
Die
Zusammensetzung der Bakterienflora im Darm unterliegt einem sehr empfindlichen
Gleichgewicht. Wird durch eine zu schnelle Futterumstellung die Darmflora überfordert,
kommt es zu Verdauungsstörungen, da die Bakterienflora sich nicht schnell genug
anpassen kann. Werden plötzlich große Mengen leicht verdaulicher
Kohlenhydrate aufgenommen, kommt es ebenfalls zu Problemen. Diese Probleme führen
dann zur Hufrehe. Der Grund liegt darin, dass der Dünndarm die ankommende Menge
leicht verdaulicher Kohlenhydrate nicht vollständig aufnehmen kann. Dadurch
gelangen nennenswerte Mengen leicht verdaulicher Kohlenhydrate in den Blinddarm
und Dickdarm. Dort haben sie nichts zu suchen, denn die Bakterienflora ist
im Dickdarm nicht auf die Verarbeitung nennenswerter Mengen leicht verdaulicher
Kohlenhydrate eingerichtet. Die Folge ist eine Übersäuerung des Darminhaltes,
was ein Massensterben von Bakterien bewirkt, die das saure Mileau nicht
vertragen. Hoch giftige Bestandteile der abgestorbenen Bakterien (Endotoxin) können
jetzt durch die Darmwand in den Kreislauf gelangen. Die Folge sind Reaktionen an
den Gefäßen, die eine akute Hufrehe auslösen.
Die
Grafik veranschaulicht das Geschehen, wenn Zucker oder Srärke in zu großem Maß
aufgenommen wird.
Auf verschiedenen Wegen (die gezeigten sind nicht die einzigen) kann die Darmflora so gestört werden, dass eine Rehe ausgelöst wird. Das folgende Schema fasst die Vorgänge nochmals vergleichend zusammen.
Kohlenhydrate |
|
Fruktan |
Zucker / Stärke |
geringe Mengen |
große Mengen |
|
|
Veränderung der Bakterienflora im Darm |
|
|
|
Freisetzung bakterieller Giftstoffe und körpereigener Botenstoffe |
|
|
|
Zerstörung der Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hornkapsel |
|
|
|
Hufrehe |
Die genauen Mechanismen, Enzyme, Botenstoffe, die bei der Zerstörung eine Rolle spielen sind zum Teil eingehend erforscht, vieles liegt aber auch noch im Dunkeln. Da dieses Detailwissen nur Verwirrung stiftet und zu unserem Verständnis der Hufrehe nicht beiträgt, gehe ich nicht weiter darauf ein. Einer der Verursacher bei der durch Grasaufnahme bedingten Rehe scheint Fruktan zu sein. Fruktan ist eine bestimmte in Pflanzen vorkommende Art von langkettigen Zuckern . Diese speziellen Zucker dienen in Pflanzen als kurzfristiger Energiezwischenspeicher. Bis zu 90% der Energie kann in Gräsern als Frukan gespeichert werden, der Rest in Form von Stärke. Die bisherige Annahme, dass Proteine der Auslöser für die Weide bedingte Rehe sind, ist falsch. Warum Fruktan für Pferde so gefährlich ist bzw. Hufrehe auslösen kann, ist im Abschnitt über Kohlenhydrate erklärt. Das folgende Diagramm zeigt die Wege, die bei der pflanzlichen Energieproduktion (Photosysnthese) eingeschlagen werden können.
Ein entscheidender Unterschied zwischen Stärke und Fruktanen ist der Speicherort in der Pflanze. Stärke wird am Ort der Photosynthese also in den Blättern gespeichert, Fruktane werden im Stengel deponiert. Die Blütenstände von Gräsern können bis zu drei Mal mehr leicht verdauliche Kohlenhydrate beinhalten als die Blätter. Sie sind deswegen besonders süß, weshalb die Pferde sie bevorzugt fressen. Rechtzeitiges Mähen der Weiden führt daher zu einer gleichmäßigeren Verteilung der Zucker. Die Fotosynthese der Pflanzen und damit die Produktion von Energie ist abhängig von Lichtmenge bzw. Sonneneinstrahlung sowie Wärme und dem Vorhandensein von Wasser und Luftfeuchtigkeit. Je sonniger desto intensiver läuft die Fotosynthese und damit die Produktion von Energie und Energieträgern im Gras. Je wärmer und feuchter desto besser kann das Gras wachsen und die durch Fotosynthese gebildete Energie in Wachstum umsetzen. Wenn durch entsprechende Witterungs- und Tageslichtbedingungen mehr Energie und damit mehr Zucker gebildet werden, als für das Wachstum der Pflanze verwendet werden kann, beginnt die Pflanze die Zucker in Fruktan umzuwandeln, um die überschüssige Energie zwischen zu lagern. Die Fruktan Energiespeicher werden dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgebaut und beim Pflanzenwachstum verwendet
Die
Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen Temperatur/Wachstum und
Sonneneinstrahlung/Energieproduktion in der Pflanze sowie deren Auswirkung auf
die Fruktananreicherung.
Kaltes Wetter oder
Nachtfrost |
Kein Wachstum aber
gesteigerte Fruktanspeicherung |
Rehegefahr |
Kaltes oder frostiges
Wetter und strahlender Sonnenschein |
Sehr hohe Energieproduktion
und massive Speicherung von Fruktan, da kein entsprechendes Wachstum |
Sehr hohe Rehegefahr |
Bedeckter Himmel und warmes
Wetter |
Wenig Energieproduktion
aber Wachstum |
Geringe Rehegefahr |
Warmes Wetter und genügend
Feuchtigkeit |
Energieproduktion aber
Wachstum und Abbau der Fruktanspeicher |
Mittelmäßige Rehegefahr |
Da das Ganze doch recht abstrakt ist, im Folgenden noch einmal die durch Fruktan bedingte Rehegefahr auf der Weide bildlich dargestellt:
Aus diesem
Grund sollten Rehegefährdete Pferde keinesfalls an einem frostigen und noch
dazu sonnigen Morgen auf die Weide gelassen werden. Bei diesem Wetter sind die höchsten
Fruktankonzentrationen zu erwarten. Das Gras kann wegen der Kälte nicht
wachsen, die Energieproduktion läuft aber wegen des Sonnenscheins auf
Hochtouren mit dem Resultat der Fruktananreicherung. Die
Menge der gebildeten Fruktane hängt aber noch von zahlreichen anderen Faktoren
ab. Sie ist unterschiedlich je nach Pflanzenart, der unterschiedlichen
Pflanzenbestandteile, dem Reifheitsgrad der Pflanze sowie der Tageszeit und
saisonalen Effekten. Die Schwankungen in der Fruktankonzentration erfolgen
binnen weniger Stunden, sodass am Morgen eine völlig andere Situation herrschen
kann als am späten Vormittag oder Nachmittag. Satte hohe Wiesen schätzen viele
Pferdehalter als gefährlicher ein, abgemähte dagegen als unbedenklich. Nach
dem augenblicklichen Stand der Dinge kann dies aber genau umgekehrt sein, muss
es aber nicht. Da in den Grashalmen Fruktan in wesentlich höheren
Konzentrationen gespeichert wird als in den Blättern, nehmen Pferde, die auf
eine frisch abgemähte Weide kommen, unter Umständen wesentlich mehr Fruktan
auf, als auf einer natürlich abgegrasten gut gepflegten Weide mit entsprechend
hohem Blattanteil. Die stark abgegraste Weide ist pro Kilogramm Futter eher gefährlicher,
da das Gras keine Blätter mehr hat und sich in den verbleibenden Halmresten überproportional
viel Fruktan anreichert. Aber so einfach ist es eben dann auch wieder nicht.
Denn wenn nichts mehr zu fressen da ist (bzw. nur noch wenig Gras steht) kann
auch nicht mehr viel Fruktan aufgenommen werden, was die Rehegefahr wiederum
senkt. Umgekehrt können die Pferde, wenn sattes Gras mit hohem Blattanteil
unbegrenzt zur Verfügung steht, soviel davon aufnehmen, dass auch bei geringem
Fruktangehalt die Rehe droht. Nicht
nur der Fruktangehalt sondern die absolut aufgenommene Menge an Gras mit
allgemein hohem Energiegehalt kann eine Rehe auslösen. Das ist in der
Auswirkung ähnlich, wie wenn ein Pferd unkontrolliert den Futterwagen plündert!
Eine gute Methode zur
Kontrolle der Futterauufnahme sind Weidemaulkörbe. Und
noch eine Warnung, die gerade im Frühjahr wichtig ist: Jede plötzliche
Futterumstellung kann die Darmflora durcheinander bringen und die Voraussetzung
für eine Rehe schaffen. Besonders gefährdet sind Pferde die schon einmal eine
Hufrehe hatten oder zum Metabolischen Syndrom neigen bzw. Cushing haben. Die
Anpassung an eine neue Futtersituation dauert mindestens eine Woche. Also immer
langsam an die Weide gewöhnen, auch wenn nur wenig Fruktan im Gras zu erwarten
ist! Ein zunehmendes Problem mit Fruktan könnte sich auf Grund von modernem
Saatmaterial für Gräser entwickeln. Modernes Saatgut ist auf die Bedürfnisse
der Rinderhaltung optimiert, d. h. es besteht ein Bestreben möglichst hohe
Konzentrationen an leicht verfügbaren Kohlenhydraten in den Gräsern zu
erzielen. Dies alleine ist für die meisten Pferdebestände schon wenig wünschenswert.
Als Nebeneffekt treten dann auch noch höhere Fruktangehalte auf als in herkömmlichen
Gräsern. In unseren Breitengraden spielt eine gewisse Rolle, dass Gräser oft kälte-
und frostunempfindlicher sein müssen als in warmen klimatischen Abschnitten und
Fruktane von der Natur vermutlich als eine Art Frostschutz einsetzt werden. D.
h. Gräser, die in unserem Klima gut gedeihen, sind tendenziell stärker
Fruktanbelastet. Die Saatgutzucht scheint dies auch zu fördern. Probleme treten
hier natürlich nur bei Neuansaaten oder Nachsaaten auf. In der Regel stehen
Pferdeweiden aber schon lange, so dass ein traditioneller Grasbestand noch
vorwiegt. Der Fruktangehalt ist je nach Grassorte sehr unterschiedlich. Als
besonders umstritten gilt das Deutsche Weidelgras, das in nahezu jeder
Saatmischung enthalten ist. Es wir bevorzugt eingesetzt weil es wesentlich zur
Entwicklung einer dichten Grasnarbe mit hoher Tritt- und Verbissfestigkeit bei
trägt. Allerdings können hohe Anteile Deutschen Weidelgrases im Bestand unter
den genannten Bedingungen zu vorübergehend hohen Fruktangehalten führen. Am
Anfang einer Neuansaat sollte immer eine Standortanalyse stehen. Ferner spielen
die geplante Nutzungsart, die Nutzungsintensität und die Tierart, die die Aufwüchse
nutzen soll, neben weiteren Faktoren eine Rolle. Auf der Grundlage dieser Überlegungen
kann ein Grünlandberater eine optimale Zusammensetzung der Gräser- und
Leguminosenarten ermitteln. Erst wenn die Frage der Grasarten geklärt ist,
stellt sich die Frage der Gräsersorten, die hier aber nur eine untergeordnete
Rolle spielt. Der
Fruktangehalt korreliert nach Untersuchungen der Landwirtschaftskammer
Niedersachsen sehr eng mit dem Gesamtzuckergehalt der Gräser. Deshalb können
wirklich relevante Effekte über die Wahl der Gräserarten erzielt werden.
Die Reihe der Gräserarten
mit abnehmenden Zuckergehalten lautet:
Um gezielt Grünlandaufwüchse
– und damit Weide- und Winterfutter - mit niedrigen Fruktangehalten zu
erzeugen, sollten in der Ansaatmischung die Gräserarten, die hohe Zuckergehalte
aufweisen, in einem möglichst geringen Anteil enthalten sein. Eine
Ansaatmischung, die sich gemäß Landwirtschaftskammer Niedersachsen gut für
fruktanarme Pferdeweiden eignet, ist die Standardmischung G I mit Anteilen von
10 % Deutschem Weidelgras, 47 % Wiesenschwingel, 17 % Wiesenlieschgras, 10 %
Wisenrispe, 10 % Rotschwingel und 6 % Weißklee. Diese wiesenschwingelbetonte
Ansaatmischung zeichnet sich tendenziell durch geringe Fruktankonzentrationen
aus und eignet sich für Weide- und Schnittnutzung. Da Wiesenschwingel wenig
trittverträglich ist, sollte Weidegang nur im Wechsel mit extensiver
Schnittnutzung, vorzugsweise zur ersten Nutzung, erfolgen.
Fazit:
Fruktan ist nicht der
einzige Faktor bei der Auslösung von Rehe auf der Weide. Es gibt viele
Faktoren, die einzeln oder zusammen eine Rehe auf der Weide auslösen.
Vermutlich ist es bei uns in Europa eher ein Mix aus verschiedenen Faktoren als das
Fruktan alleine, was die Hufrehe auslöst.
Wie sollte man sich nun
Verhalten:
Da das Gras nicht immer gleich gefährlich ist, kann man durch entsprechendes Management die gefährdeten Pferde vor den kritischeren Zeitabschnitten und Weidebedingungen zu schützen versuchen. Die Rehegefahr durch Fruktane besteht generell über das ganze Jahr hinweg, schwankt aber wie beschrieben entsprechend der Witterung und Tageszeit.
Die sicherste
Weide hinsichtlich Fruktan:
Früher Morgen nach
einer Nacht mit Temperaturen deutlich über 5°C in einer Wachstumsphase des
Grases mit gut ausgebildeten grünen Blättern.
Die gefährlichsten
Bedingungen hinsichtlich Fruktan:
Später Nachmittag oder Abend an einem sonnigen Tag, wenn das Gras vor oder in der Blüte steht, wenn das Gras stark gestresst ist oder zu jeder Tageszeit, wenn die Nachttemperaturen unter 5°C lagen.
Das
Patentrezept gibt es nicht und wie so häufig machen neu Erkenntnisse
Entscheidungen nicht leichter.
Fruktan im Heu
Generell muß man bei diesem Thema vor Panik und unnötiger Verunsicherung warnen. Fruktane sind zwar auch im Heu vorhanden, ob sie unter realen Bedingungen gesundheitsgefährdend sind, ist aber doch sehr fraglich. Der Fruktangehalt von Heu, geschnitten auf der gleichen Wiese, kann unter Umständen abhängig von der Tageszeit, in der das Gras gemäht wurde, sehr stark schwanken. In der Regel wird an sonnigen Tagen bei warmer Witterung geschnitten, was bedeutet, dass eine eventuelle Fruktanansammlung in den Morgenstunden zum Nachmittag hin wieder abgebaut ist. Das bedeutet, dass Heu, welches in den Nachmittag- oder Abendstunden geschnitten wird, vermutlich weniger Fruktan enthält. In den Blättern der Gräser läuft auch nach dem Schnitt während der Trocknungsphase noch für bis zu 50 Stunden die Photosynthese weiter, sofern sie noch nicht gepresst sind und damit keinem Sonnenlicht mehr ausgesetzt sind. Das geschnittene Gras liegt in der Sonne zum trocknen und weiß mit den Kohlehydraten nichts anzufangen, da es nun nicht mehr wachsen kann, weshalb vermutlich gerade in dieser Phase dann auch wieder Fruktane gebildet werden. Im Gegensatz zu Stärke sind Fruktane wasserlöslich, d. h. wenn es während der Trocknungsphase auf das Heu regnet, wird der Stärkegehalt im Heu nicht verändert, während Fruktan zu einem gewissen Prozentsatz ausgewaschen wird. Die zum Zeitpunkt des Mähens bestehende Menge an Fruktanen im Gras erhält sich im Heu und in der Silage. Wer sich über den Fruktangehalt in seinem Raufutter nicht im Klaren ist, kann ihn seit kurzem bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen testen lassen. Durch die so genannte Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) kann mittels Infrarot-Bestrahlung der Fruktangehalt in Frischgras, Heu und Silage ermittelt werden. Im Gegensatz zur lebenden Pflanze bzw. auch während des Trocknungsprozesses findet bei Heu und Silage keine Schwankungen des Fruktangehalts mehr statt, so dass hier die Ergebnisse sehr einfach in der Fütterung berücksichtigt werden können. Etwas komplizierter ist der Test bei Frischgras, da der im Moment der Probeentnahme gemessene Wert unter Umständen zwei Stunden später wesentlich höher oder niedriger liegt. Der Test kostet pro eingeschickte Probe 35 Euro. Zusätzlich können auf Wunsch auch hygienische Beschaffenheit, Gärqualität, Nitrat-, und Mineralstoffgehalte untersucht werden. Die entsprechenden Formulare und weitere Infos gibt es im Internet auf den Seiten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Um den Fruktangehalt im Heu zu reduzieren, kann man sich die Wasserlöslichkeit zu Nutze machen. Wird das Heu mindestens eine Stunde eingeweicht, lässt sich ein Großteil der Fruktane herauswaschen.
Eine
Belastungsrehe tritt meistens dann ein, wenn das Pferd nicht in der Lage ist,
wegen starker Schmerzen in einem Bein das andere ausreichend periodisch zu
entlasten. Bei voller Lastaufnahme wird das Blut aus dem Huf gepresst, bei
Entlastung füllt sich das Gefäßsystem wieder. Wird dieser
Pumpmechanismus lange genug unterbunden, weil das Pferd nicht auf dem anderen
Bein stehen kann, kommt es zur Unterversorgung der Huflederhaut und der
Hufbeinträger löst sich. Ob eine generalisierte Huflederhautentzündung zum
Beispiel nach einem Gewaltmarsch eine Hufrehe auslösen kann, ist umstritten.
Ich denke, dass dies aber möglich ist. In den USA wird dies als “road founder”
bezeichnet. Genauso kann bei einem Pferd, dessen Hufe den Belastungen nicht
gewachsen sind, das Hufbein langsam absinken und gelegentlich auch etwas
rotieren. Dies tritt vor allem bei sehr schweren eher kaltblütigen Pferden auf.
Manche Pferde haben eine so “harte” Fußung, dass der Hufbeinträger
ebenfalls nachgibt. Bei diesen Pferden kippen meistens die Hufbeinäste nach
hinten ab (negative Rotation) oder das Hufbein sinkt. Bei diesen Pferden wird
eine Lahmheit erst sichtbar, wenn die Zerstörung des Hufbeinträgers ein
bestimmtes Ausmaß überschreitet. Die Therapie der Hufrehe kann für alle
Beteiligten sehr frustrierend sein, da man als Tierarzt fast immer zu spät
kommt. Zu spät deshalb, weil die Symptome (Lahmheit) erst sichtbar werden, wenn
der Hufbeinträger bereits geschädigt ist. Bis der Besitzer bemerkt, was
abgeht, ist das Rennen oft schon gelaufen, weil das Hufbein bereits abgesunken
oder rotiert ist. Die Frustration liegt darin begründet, dass man als Tierarzt
oft nur versuchen kann zu retten was noch zu retten ist. Dies heißt nicht, dass
man den meisten Pferden nicht helfen kann. Ganz im Gegenteil: man muss diesen
Pferden helfen. Mit entsprechendem Aufwand und Geduld kann man relativ vielen
Pferden wieder zu einer normalen Einsatzfähigkeit verhelfen. Grundvoraussetzung
für einen anhaltenden Erfolg ist dabei, dass der Reiter gewillt ist, sich auf
die Haltungs-, Fütterungs-, Beschlags- und Belastungsrichtlinien einzulassen,
die für sein Pferd adäquat sind. Um Erfolg zu haben, muss bei der Therapie der
Rehe an mehreren Punkten gleichzeitig angesetzt werden. In den folgenden
Unterabschnitten folgt eine Beschreibung der Maßnahmen, die bei einer akuten
Rehe notwendig sind und den Therapieansätzen die bei einer chronischen Rehe
oder einer Rehe, die sich in Heilung befindet, zur Anwendung kommen. Das eine
geht dabei fließend in das andere über.
Die Therapie der akuten Hufrehe berücksichtigt folgende Punkte:
Medizinische Notfallversorgung | Fütterung | Mechanische Unterstützung |
Entzündungshemmung | Kraftfutterentzug | Weiche tiefe Einstreu |
Weitstellung der Gefäße, Blutdrucksenkung | Alleinige Heufütterung | Hufpolsterverbände |
Gerinnungshemmug | ||
Antioxidantien |
Medizinische
Notfallversorgung
Ein
Grundproblem bei der Behandlung der akuten Rehe liegt darin, dass Anzeichen
eines akuten Reheschubes erst auftreten, wenn die Verbindungsschicht zwischen
Hufbein und Hornkapsel (der Hufbeinträger) bereits erheblich geschädigt ist.
Schmerzen treten erst auf, wenn sich die Verbindung löst und das Hufbein sich
aus seiner Position zu drehen oder senken beginnt. Erst mit diesem mechanischen
Prozess treten die klassischen Reheschmerzen auf. Dann ist es aber eigentlich
schon zu spät, da der Hufbeinträger bereits so weit geschädigt ist, dass er
das Gewicht des Pferdes nicht mehr tragen kann. Wir kommen mit unserer
Behandlung also eigentlich immer zu spät. Bei der medizinischen Versorgung gab
es eine Zeit, in der man den Rehepferden so gut wie alles, was in der Apotheke
zu finden war, gleichzeitig geben sollte. Heute beschränkt sich der Einsatz von
Medikamenten weitgehend auf die Gabe von Entzündungshemmern. Dabei kommen
die nichtsteroidalen Entzündungshemmer (NSAID) wie Equipalazone, Apirel,
Finadyne,... zum Einsatz. Die ausreichende Versorgung mit diesen Entzündungshemmern
ist bei der akuten Rehe extrem wichtig. Je früher NSAID´s eingesetzt
werden, desto eher können die entzündlichen Prozesse, die den Hufbeinträger
zerstören, gebremst oder gar aufgehalten werden. Außerdem wird der
Teufelskreislauf des durch den Schmerz bedingten Stresses abgemildert. Beim
Einsatz von NSAID´s muss man daran denken, dass sie als Nebenwirkung
Magengeschwüre verursachen, besonders unter der Stresssituation der Hufrehe.
Ein Magengeschwür muss das Pferd nicht sichtbar stören, aber es kann
unangenehm oder gar schmerzhaft sein. NSAID´s sind aber in der Akutbehandlung
einer Hufrehe zwingend notwendig. Insofern kann es sinnvoll sein Medikamente zu
verabreichen, die den Magen schützen. Die Bedeutung von Gefäßweitstellung und
Blutdrucksenkung im Huf (geringe Dosis Vetranquil) und Drchblutungsförderung
bzw. Gerinnungshemmung (Heparin, Aspirin) wird inzwischen angezweifelt, man hat
aber klinisch den Eindruck, dass sie den Pferden gut tun. Alles andere scheint
bei der “normalen” akuten Rehe überflüssig, wenn nicht gar schädlich zu
sein. Immer noch im Einsatz ist DMSO, das infundiert wird, Opiat- und Nitroglycerinpflaster
und Antioxidantien, die über Zusatzfuttermittel gegeben werden. Die
Wirkung dieser Präparate ist sehr umstritten, vermutlich können sie am Verlauf
der Rehe nichts ändern, auch wenn von der Theorie her der Einsatz sinnvoll
erscheint. Medizinische Gründe wie zum Beispiel eine Nachgeburtsverhaltung können
andere Medikamente notwendig machen. Kühlen oder Anbringen von Eispackungen
hilft nicht den Reheschub zu beeinflussen. Es sei denn, man kühlt vor Eintreten
der klinisch sichtbaren Schmerzen. Aber auch dann macht es nur Sinn, wenn die
Gliedmaßen bis zum Ellenbogen im Eiswasser stehen. Man kann sich den Aufwand
also sparen, da man zu spät kommt.
Was
die Fütterung betrifft ist es bei der akuten Rehe recht einfach: Es wird in der
Regel alles energiereiche Futter entzogen. Die Fütterung beschränkt sich auf
Heu und Mineralfutter ohne leicht verdauliche Kohlenhydrate. Braucht ein Pferd
aus ganz speziellen Gründen mehr Energie, muss mit geeigneten Futtermitteln
zugefüttert werden.
Die
zweite entscheidende Säule bei der Therapie einer akuten Rehe ist die
mechanische Entlastung des Hufes. Darunter versteht man Maßnahmen, die den
mechanischen Prozessen Hufbeinrotation und Hufbeinsenkung entgegensteuern und
die Durchblutung wiederherstellen. Dass ein Pferd mit Hufrehe in einer tief und
weich eingestreuten Box stehen muss, ist selbstverständlich. Ideal ist relativ
tiefer, weicher Sand, sonst eine tief eingestreute Spähnebox. Von
entscheidender Wichtigkeit ist die best´ mögliche Umverteilung der Belastung
im Huf. Im Vordergrund steht die Neutralisation der Rotationskräfte durch die
tiefe Beugesehne (Hochstellen der Trachten) und die Polsterung der Sohle unter
Freilassung des Bereichs der Hufbeinspitze.
Der grüne Keil deutet das keilförmige Polster an, das in diesem Fall die Trachten anhebt und die Last auf den Strahl und die Trachtenregion verlagert. Die Hubeinspitze muss frei sein (roter Pfeil), weshalb das Polster erst einen Daumen hinter der Strahlspitze beginnen darf (gelber Pfeil). Die Strahlspitze markiert man beim Röntgen mit einem Reisnagel. Auf dieser Aufnahme ist ein so genanntes Lilly Pad untergelegt.
Diese Bilder sollen
verdeutlichen, weshalb jeglicher Druck von der Hufbeinspitze genommen werden
muss. Bei einer Hufbeinroration drückt die Hufbeinspitze auf die Sohle, die
Huflederhaut wird gequetscht und die Durchblutung unterbunden. Auf rechten Seite
ist auf der Gefäßkontrastmittelaufnahme die Blutung in die abgelöste
Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hornwand zu erkennen.
In der akuten Phase
eignen sich Polsterverbände, durch die die Last von der Zehe auf den
Strahl und die Trachten umverteilt wird. Bewährt haben sich hierzu in unserer
Klinik Einlagen aus relativ festen Schaumstoffplatten.
Beispiel für einen Hufreheverband:
Der Umriss des Hufes wird markiert.
Entlang der Markierung wird das Polster ausgeschnitten
Sehr wichtig ist, dass man den Zehenteil des Polsters abschneidet, um so den Bereich der Sohle im Zehenbereich aus der Belastung zu nehmen. Nur die Trachten, Eckstreben und der Strahl sollen tragen.
Das Polster wird lose angeheftet.
Fixierung des Polsters mit einem Hufverband.
Das Pferd sinkt in das weiche Styropor ein und steht so wunderbar weich. Das Polster kann man nach dem Verbandswechsel wieder verwenden. Wenn eine Hochstellung im Trachtenbereich notwendig ist, um den Zug der tiefen Beugesehne zu verringern, kann man dies durch aufdoppeln mit entsprechenden zusätzlichen Schaumstoffstücken oder Holzkeilen, die untergeklebt werden, erreichen.
Das Polster, nachdem das Pferd in den Schaumstoff “eingesunken” ist.
Hufverschlag
Bei
der Rehe hat man zu unterscheiden zwischen dem frischen (akuten) Reheanfall
(Hufverschlag) und den u. U. daraus entstehenden chronischen Veränderungen des
Hufes (chronische Rehe, Rehehuf, Knollhuf u.a.).
Huflederhautentzündung
Ein
Pferd mit Huflederhautentzündung sollte bis zum völligen Abklingen der
Lahmheit nur auf weichem Boden im Schritt bewegt werden. Hufrehe
und Rehe werden vom Tierarzt oft als
"diffuse Huflederhautentzündung" bezeichnet. Eine
eigentümliche Art der nichteitrigen Huflederhautentzündung ist die Rehe, deren
Bezeichnung auf den altdeutschen Wortstamm "räh" = steif zurückgeht.
Siehe auch Hufrehe.
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Rehe
durch Cushing
Eine
Alternative ist ein vorgefertigter Gummikeil (Lilly Pad), der in den Verband
integriert wird. Der Nachteil liegt darin, dass der Keil das Gewicht
weitgehend auf den Strahl verlagert, er nicht so weich und anpassungsfähig ist
und er bei manchen Pferden (wie in diesem Fall) zu lang ist.
Es gibt noch unzählige
andere Techniken, um das Ziel der Entlastung der Zehenregion zu erreichen.
Schon in er akuten Phase kann es sinnvoll sein, am Kronrand der Zehe eine breite Rinne zu schneiden, die bis in die weiße Linie reicht. Wenn die Kontrastmittelaufnahme zeigt, dass es durch Druck am Kronrand zur Unterbrechung der Durchblutung kommt, sollte diese Rinne geschnitten bzw. geraspelt werden. Man nimmt so viel Horn weg, bis man das Gefühl hat, dass der Kronrand elastisch ist und leichte Sickerblutungen auftreten. Der Defekt in der Hornkapsel wird mit Fassdichte ausgeschmiert, um ein Austrocknen des Horn zu verhindern und die Elastizität zu erhalten. Die Entfernung großer Teile der Zehenwand hat sich nicht bewährt und sollte unterbleiben, da dadurch die Hornkapsel lediglich destabilisiert wird.
Hier ein Beispiel für eine Rinne am Kronrand. Um ihren Zweck zu erfüllen, muss
die Rinne tief genug geschnitten oder geraspelt sein.
Die
grünen Pfeile zeigen auf eine Rinne, die dadurch entstanden ist, dass der
Blutfluss hier vor einigen Wochen vollständig abgequetscht wurde und es zur
Zusammenhangstrennung kam.
Die
Behandlung der chronischen Rehe beginnt dann, wenn der akute Entzündungs- und
Zerstörungsprozess unter Kontrolle gebracht worden ist. Die Therapie berücksichtigt:
Medizinische
Unterstützung
Auch im weiteren
Verlauf einer Hufrehe ist häufig die Gabe eines NSAID´s notwendig und
sinnvoll. Man sollte aber auf die niedrigste noch wirksame Dosis gehen. Wie viel
das im Einzelfall ist, muss individuell ausgetestet und im Lauf der Zeit
überprüft werden. Die angepasste Gabe dieser Medikamente ist nicht nur aus
ethischen Gründen notwendig, um die Schmerzen zu minimieren, sondern auch aus
zwei weiteren Gründen. Der eine Grund ist die Unterdrückung chronisch
entzündlicher Prozesse, die den Hufbeinträger aufweichen und damit
destabilisieren. Die Verbindungsschicht muss “trocken” gehalten werden von
entzündlichen Ausschwitzungen. Der zweite Grund ist die schädliche Wirkung des
Schmerz als solchem. Chronische Schmerzen bewirken eine sogenannte neurogene
Entzündung. Der entzündliche Prozess wird im Teufelskreis durch die Schmerzen
erhalten, was verhindert werden muss. Außerdem kann der Schmerz Stress
hervorrufen, der dauerhaft ebenfalls die Heilung der Hufrehe behindert.
Medikamente zur
Verbesserung der Durchblutung und Antioxidantien sind bestimmt nicht verkehrt,
Ihre Wirksamkeit ist aber bei der chronischen Hufrehe nicht eindeutig bewiesen.
Liegt eine
Grunderkrankung wie zum Beispiel Cushing vor, sollte diese natürlich
entsprechend behandelt werden.
Fütterung
Die Fütterung muss wie
im entsprechenden Abschnitt beschrieben, dem Bedarf angepasst werden.
Mechanische
Unterstützung
Die entscheidende Rolle
bei der Hufrehebehandlung kommt dem ortopädischen Beschlag zu. Die
Zusammenarbeit von Schmied und Tierarzt ist bei den meisten Rehepferden, die es
schaffen wieder brauchbare Hufe zu bekommen, der Schlüssel zum Erfolg. Der
Tierarzt braucht die technischen und handwerklichen Fähigkeiten des Schmiedes
und der Schmied braucht das Röntgenbild und das medizinische Grundlagenwissen
des Tierarztes zu jedem individuellen Fall. Nur wenn beide den individuellen
Krankheitsprozess jedes einzelnen Rehehufes verstehen, kann der Rehepatient eine
optimale Versorgung erhalten. Nur wenn der Schmied das Röntgenbild mit den
entsprechenden Markierungen sieht, kann er den Huf entsprechend richten und das
Eisen passend anfertigen und anbringen.
Es ist unmöglich ohne
Röntgenbild die Position des Hufbeines in der Hornkapsel zu erkennen. Das
Wissen um die exakte Position des Hufbeines in der Hornkapsel ist maßgebend
für den Beschlag. Da kein Rehehuf wie der andere ist, gibt es keinen
“Standard Rehebeschlag”. Jeder Huf wird speziell beschlagen.
Es gibt aber
Richtlinien und Konzepte, an die man sich halten muss.
Es sprengt den Rahmen
diese Artikels hier weiter ins Detail zu gehen. In sofern beschreibe ich
lediglich das Grundkonzept und zeige einige Beispiele.
dies wird erreicht
durch:
Je nach dem
individuellen Huf richtet es sich, was wie stark welche Komponente
berücksichtigt werden muss.
Die
roten Linien deuten an, wie die Hornkapsel eigentlich ausgebildet sein sollte.
Diese Form muss angestrebt werden, wenn man den Huf restaurieren will.
Dazu werden die
Trachten so weit gekürzt, dass die Bodenfläche des Hufbeines einen normalen
Winkel gegenüber der roten Bodenlinie einnimmt. Da das Pferd diese Stellung auf
Grund des zu hohen Zuges der tiefen Beugesehne zu Beginn nicht aushalten kann,
wird die Trachtenkürzung durch einen Keil wieder ausgeglichen. Erst kürzen und
dann wieder hochstellen mag auf den ersten Blick unsinnig erscheinen. Solange
aber dem Huf nicht die Chance gegeben wird, in seiner normalen Form zu wachsen,
wird er die normale Form auch nicht erreichen können. Deshalb wird versucht den
Huf möglichst nahe an seine natürliche Form zu bringen. Ausgehend von
dieser Situation wird dann den medizinischen und mechanischen Erfordernissen
entsprechend wieder ausgeglichen (grüner Keil).
Das Eisen (blau
dargestellt) muss deutlich zurück gesetzt werden und orientiert sich an
der der Position der Hufbeinspitze. Der Rest der überstehenden
Zehenhornwand kann gekürzt werden (grüne Linie).
Führt die Trachtenkürzung
dazu, dass der vordere Tragrand in der “Luft hängt” (blaue Linie) kann man
hier mit Kunsthorn ausgleichen. Die Wand vor der grünen Linie sollte nicht
dünn geraspelt werden, da damit funktionell nichts erreicht wird, sondern die
Hornkapsel lediglich eine Destabilisierung erfährt. Die Zehenspitze vor der
roten Linie kann weg, da sie nur stört.
Worum
es beim orthopädischen Beschlag geht, machen die folgenden Venogramme bzw. Gefäßkontrastmittelaufnahmen
deutlich. Mit dieser Technik lässt sich auch der Erfolg der Beschlagsmaßnahme
überprüfen. Beispiel für die Auswirkung eines erfolgreichen Rehebeschlages
auf die Durchblutung des Hufes. Links keine Durchblutung am Kronrand (blauer
Pfeil). Rechts erfolgreiche Wiederherstellung der Durchblutung nach Beschlag (grüner
Pfeil). An der Hufbeinspitze erkennt man durch die roten Pfeile, dass die
Huflederhaut dem Hufbein nicht mehr fest aufliegt und es zur Blutung in die weiße
Linie kommt. Die Ablösung der Huflederhaut ist nach dem Beschlag immer noch
erkennbar (gelbe Pfeile)
Beispiele für die
Umsetzung des beschriebenen Konzepts des Rehebeschlags.
Fall1
Chronischer Rehehuf mit
Rotation. Akuter Absinkprozess und Rotation ist abgeschlossen. In diesem Fall
wurde kein Steg angebracht, sondern nur mit einem Polster gearbeitet. Das
Polster reicht in diesem Fal relativ weit vor in Richtung Hufbeinspitze und kann
bei Pferden mit starker Rotation in dieser Form u.U. schon drücken.
Fall 2
Beispiel eines
Rehebeschlags mit einem “Rock´n Roll” Aluminium Eisen. Das Eisen ist
“verkehrt herum” aufgenagelt. Dadurch ist die Zehe offen und der
Trachtenbereich hat eine große Auflage. Die Pferde können damit sehr gut in
alle Richtungen rollen. Das Eisen eignet sich nur schlecht, wenn man die
Trachten hochstellen muss, da sich die Keile nur schlecht befestigen lassen. Bei
diesen Eisen muss sehr darauf geachtet werden, dass im Bereich auf den die roten
Pfeile verweisen, wirklich ausreichend Freiraum zur Sohle besteht, da es sonst
hier Druck auf die Hufbeinspitze gibt. Meist muss das Eisen hier ausgeschliffen
werden!
Fall 3
Fall 4
Hufbeindurchbruch an
der Zehe
Dies ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn ein Rehehuf nicht rechtzeitig umbeschlagen wird. Die Zehe wächst als Schnabel davon.
Hufrehe
ist eine chronische Erkrankung. Aus diesem Grund bedarf sie andauernder
Beachtung und Pflege, um sie im Griff zu behalten.
Die
Fütterung von Pferden mit Hufrehe ist einerseits einfach, andererseits dann
aber in der Praxis doch mit Problemen behaftet. Einfach in sofern, als das
Grundprinzip die Einhaltung des Bedarfs des Pferdes ist. Das bedeutet den
Erhaltungsbedarf bestimmen und nicht überfüttern. In der Regel müssen die
Pferde abspecken. Die allermeisten betroffenen Pferde benötigen kein
Kraftfutter.
Das
Problem beginnt für den Pferdehalter mit der Bestimmung des Grundbedarfes und
endet mit der Frage, was er überhaupt füttern darf ond/oder muss. Da heute
fette Pferde modern sind, ist für viele Besitzer auch die korrekte Einschätzung
des Ernährungszustandes schwierig geworden.
Ich
kann an dieser Stelle keinen Fütterungskurs anbieten, will aber versuchen
einige Leitlinien anzubieten. Wer mehr Unterstützung braucht, sollte sich von
einem Futtermittelfachmann beraten lassen, der sich mit der Materie und dem Problem
Insulinresistenz beim Pferd auskennt.
Für
die Einschätzung des Ernährungszustandes eines Pferdes kann man eine
Richtlinie der AAEP (Amerikanische Pferdetierärztevereinigung) verwenden, in
Deutschland scheint sich ein BCS (Body Condition Score) durchzusetzen. Mit
beiden Methoden lässt sich der Ernährungszustand eines Pferdes klassifizieren
Dabei
werden Noten von 1 bis 9 bzw. 0 bis 5 beim BCS vergeben. Eine geringe Note
bezeichnet einen unterernährten Zustand, der höchste Wert wird extrem fetten
Pferden vergeben.
Der
Ernährungszustand wird an sechs Schlüsselpunkten am Körpers beurteilt.
A Fettansatz
oder “Bemuskelung” am Mähnenkamm
B Fettpolster
am Widerrist
C Wulstbildung
im Lendenbereich
D Fettpolster
am Schweifansatz
E Fühlbarkeit
der Rippen
Einstufung nach AAEP
Grad 1: Unterernährung
Das Pferd ist
ausgemergelt, Dornfortsätze, Rippen Schweifansatz und sämtliche Knochenvorsprünge
sind überdeutlich zu erkennen. Keinerlei Fettansatz erkennbar.
Grad 2: Sehr mager
Die Dornfortsätze sind
sichtbar. Rippen, Schweifansatz und Hüfthöcker sind deutlich sichtbar. Die
Knochenkonturen von Widerrist, Hals und Schulter sind noch sichtbar voneinander
abgesetzt.
Grad 3: Mager
Die Dornfortsätze sind
noch immer prominent aber mittig mit etwas Fettgewebe abgedeckt. Geringe Mengen
Fett bedecken die Rippen, die aber leicht erkennbar sind. Der Schweifansatz ist
dünn aber einzelne Wirbel sind nicht zu unterscheiden. Die Hüfthöcker sind
vorstehend aber eher angerundet. Die Konturen von Hals Widerrist und Schulter
sind akzentuiert.
Grad 4: Eher
mager
Die Dornfortsätze am Rücken
sind nicht erkennbar aber die Muskulatur erreicht nicht das Niveau der Dornfortsätze
(Rinne rechts und links der Wirbelsäule). Die Konturen der Rippen sind gerade
noch mit dem Auge sichtbar. Am Schweifansatz findet man eine dünne
Fettauflagerung. Hals, Widerrist und Schultern erscheinen nicht dünn.
Grad 5: Guter Ernährungszustand
Die Dornfortsätze der
Wirbelsäule und die Rückenmuskulatur sind auf einer Höhe. Rippen kann man
nicht sehen aber leicht ertasten. Die Fettpolster am Schweifansatz sind deutlich
und etwas weich. Der Widerrist erscheint abgerundet und die Konturen von Hals,
Schulter gehen fließend in einander über.
Grad 6: Eher zu
gut ernährt
Andeutung einer
Mittelrinne über den Dornfortsätzen des Rückens. Das Fettpolster am
Schweifansatz ist deutlich zu fühlen, auf den Rippen fühlt man eine dünne
Fettschicht. Die Gruben beidseits des Widerristes sind leicht mit Fett aufgefüllt
und es finden sich Ansätze zu Fettpolstern am Mähnenkamm und hinter den
Schulterblättern.
Grad 7: Fett
Meist bildet sich eine
deutliche Rinne über den Dornfortsätzen des Rückens. Die einzelnen Rippen können
noch ertastet werden aber man fühlt eine deutliche Fettschicht. Das Fettpolster
am Schweifansatz fühlt sich weich an. Fettansätze am Mähnenkamm, hinter den
Schultern und am Widerrist sind optisch erkennbar.
Grad 8: Deutlich
fett
Eine deutliche Rinne
verläuft zwischen den verfetteten Muskelsträngen am Rücken. Die Zwischenräume
zwischen den Rippen sind nur noch mit Mühe ertastbar. Fettpolster am Widerrist
füllen die Gruben weitgehend auf und das Fettpolster am Schweifansatz fühlt
sich sehr weich an. Am Mähnenkamm bildet sich ein Fettwulst, die Konturen der
Schulter verschwimmen in der Fettauflagerung.
Grad 9: Extrem
verfettet
Der Ernährungsgrad 5 ist erstrebenswert. Je nach Einsatz des Pferdes kann eine Note darüber oder darunter gesund und sinnvoll sein.
Einstufung nach BCS
Hals | Rücken/Rippen | Becken | ||
0 |
sehr dünn | Knochenstruktur leicht zu fühlen, keine Muskeln | Dornfortsätze fühlbar, Rippen sichtbar | Hüfthöcker, Schweifansatz steht vor, Haut ist straff |
1 |
dünn | Knochen fühlbar | Dornfortsätze fühlbar, Rippen einfach zu sehen | Kruppe eingefallen, Hüfthöcker fühlbar, Haut weich |
2 |
mäßig | leichte Fettschicht über Knochen | Fettschicht über Dornfortsätzen, Rippen noch zu sehen | Fettschicht über Hüfthöcker, Kruppe gut ausgebildet |
3 | gut | starker Hals, fließender Übergang zur Schulter | Dornfortsätze, Rippen fühlbar | Becken von Fett bedeckt, runde Form |
4 | dick | leichter Kamm, Fettansatz am Hals | Rippen bedeckt, nur mit starkem Druck fühlbar, Rinne entlang Rückgrats | Hüfthöcker nicht fühlbar, Rinne bis zur Schweifwurzel |
5 | sehr fett | deutlicher Kamm sehr breit und kräftig, Speckschicht | Rippen nicht mehr fühlbar, tiefe Rinne, breiter Rücken | tiefe Rinne zur Schweifwurzel, Becken nicht fühlbar und flach |
Beim
BCS ist ein Score von 2 bis 3 anstrebenswert. Nicht
verwirren lassen sollte man sich durch einen “Heubauch”. Ein Heubauch
ist lediglich durch eine große Raufutteraufnahme bedingt und hat
mit dem Ernährungszustand wenig zu tun. Will man den Heubauch
reduzieren kann man die Raufuttergabe auf die untere Bedarfsgrenze beschränken.
Wird die Galopparbei intensiviert und damit die Bauchmuskulatur gestärkt,
geht ein Heubauch ebenfalls zurück. Hat
man den Ernährungszustand ermittelt, sollte man das Körpergewicht des
Pferdes bestimmen. Da eine Pferdewaage meist nicht zur Verfügung steht
und wiederholt gemessen werden muss, bietet sich ein Gewichtsmaßband an.
Mit solchen Maßbändern, mit denen der Körperumfang am Widerrist
bestimmt wird, lässt sich das Körpergewicht ausreichend genau bestimmen.
Die Maßbänder haben eine entsprechende Gewichtsskala aufgedruckt, mit
der sich das Gewicht ablesen lässt. Die Wiederholung des “Wiegens”
mit dem Maßband ist einfach und so lässt sich leicht ein Verlauf
bestimmen und das “Abspecken” überwachen. Zur
wirklich exakten Bestimmung des Bedarfes braucht man eine Fütterungssoftware
oder den entsprechenden Fachmann. Der Grundbedarf eines
Rehepatienten lässt sich aber ohne großen Aufwand abschätzen. In den
meisten Fällen reicht Heu und Stroh aus, um den Energie und
Proteinbedarf eines ausgewachsenen Pferdes bzw. Ponys, das wenig oder gar
nichts körperlich leistet, zu decken. Als Faustregel gilt, dass ein Pferd am
Tag 2% bis 2,5% des eigenen Körpergewichtes zu Fressen braucht. Die Hälfte
davon sollte Heu guter Qualität sein, der Rest Stroh. Das bedeutet für
ein Pferd, das 500 Kg wiegt, eine Heuration von etwa 5 Kg am Tag. Um das
Gewicht der Heuration besser einschätzen zu können, hat sich bewährt
die Heuration in ein Heunetz zu stopfen und sich damit auf eine normale
Personenwaage zu stellen. Wenn Sie Ihr eigenes Gewicht abziehen (ohne Heu
auf die Waage stellen) können Sie die Heuration genau bestimmen. Da
die meisten betroffenen Pferde zu fett sind, müssen sie Gewicht abnehmen.
Oberstes Gebot ist hierbei: Geduld haben! Bei Pferden mit Metabolischem
Syndrom geht der Fettabbau nur sehr langsam. Auch bei reduziertem Angebot
packt der Stoffwechsel weiter alle verfügbare Energie in das Fettgewebe. Niemals
plötzlich das Kraftfutter auf einen Schlag komplett absetzen, es sei denn
der behandelnde Tierarzt rät Ihnen dazu. Bei entsprechender medizinischer
Indikation (akuter Reheschub) wird in der Regel das Kraftfutter vollständig
abgesetzt. Bei
Pferden, die keine akute Rehe haben aber zu fett sind, kann als Faustregel
gelten: Binnen einer Woche Kraftfutter nicht mehr als 10% reduzieren. Nach
einer Woche wird das Gewicht kontrolliert. Hat das Pferd nicht abgenommen,
wird die Kraftfutterration um weitere 10 Prozent reduziert. Grundlage
der Futterration sind rohfaserreiche und kalorienarme Futtermittel. Damit
fallen Getreide oder Kraftfuttermischungen (Pellets, Müsli,....)
weitgehend weg. Bei den Kraftfuttermittel lässt sich die Eignung über
den glykämischen Index beurteilen. Der glykämische Index gibt Aufschluss
über den Gehalt nicht struktureller Kohlenhydrate (NSC) in Futtermitteln.
Nicht strukturelle Kohlenhydrate sind die leicht verdaulichen
Kohlenhydrate wie einfache Zucker, Stärke und Fruktan, welche für Pferde
mit Insulinresistenz problematisch sind. Ein Problem hierbei ist, dass Futtermittelhersteller den Wert für den glykämischen Index bisher (Stand 2006) nicht auf dem Deklarationszettel aufführen. Die Angaben auf diesen Zetteln sind in aller Regel für die Beurteilung des Futtermittels für unsere Zwecke vollkommen unbrauchbar. Man muss also beim Hersteller nachfragen. Der Hersteller kennt die Höhe des glykämischen Index seiner Futtermittel leider bisher oft selbst nicht.
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