Krankheiten R

Ringband, Raspe, Rotz, Räude, Rundwürmer, Rippenfellentzündung, ReuterReheRehe durch Cushing


Ringband

Das Ringband gehört zu den Arthroseerkrankungen. Arthrosen treten beim Pferd besonders häufig an den Zehengelenken (Huf-, Kron-, Fesselgelenk) als Schale (Ringband), an den straffen Abteilungen des Sprunggelenks als Spat und an den Kniegelenken auf. Siehe darum auch Arthrose. Arthrosen treten beim Pferd besonders häufig an den Zehengelenken (Huf-, Kron-, Fesselgelenk) als Schale (Ringband), an den straffen Abteilungen des Sprunggelenks als Spat und an den Kniegelenken auf.


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Raspe

Die Raspe entspricht dem Krankheitsbild einer Mauke, nur das bei einer Raspe die Sprung- oder Vorderfußwurzelgelenke betroffen sind. 


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Rotz

Der Rotz ( Malleus) Ist eine Infektionskrankheit die aber zum größten Teil ausgemerzt wurde; sehr ansteckend! Auch der Mensch kann sich daran infizieren. Esel und Maultier sind empfänglicher als das Pferd. Eine hoch fieberhafte Allgemeinerkrankung mit Bildung von diphtheroiden Belägen, Geschwüren und Knoten auf den Respirationsschleimhäuten. Der Tod erfolgt innerhalb von zwei bis drei Wochen. Pferd: überwiegend chronische Formen mit unspezifischen Symptomen wie Fieberschübe, Atembeschwerden, vergrößerte Kehlgangslymphknoten, Leistungsdepression, Abmagerung. Besondere Formen sind: Lungenrotz: dumpfer Husten, Epistaxis (Nasenbluten), Dyspnoe. Kann sich allmählich verschlimmern oder über lange Zeit stationär bleiben. Nasenrotz: schleimiger bis eitriger Nasenausfluss, dann Bildung der typischen grauen bis gelblichen Knötchen, die geschwürig zerfallen. Hautrotz: knotig und geschwürig veränderte Haut und Subkutis mit Lymphangitis und Lymphadenitis. Mensch: Schmerzhafte Entzündung der Infektionsstelle mit Geschwür- und Knotenbildung (Eintritt meist über Hautverletzungen) und mit lokaler Lymphadenitis. Aerogene Infektionen sind ebenfalls möglich (Laborinfektionen!) Die übertragung erfolgt durch direkten Kontakt, Aerosolbildung oder indirekt durch kontaminiertes Futter, Wasser oder Gegenstände.
Der Rotz ist eine durch den Rotzbazillus hervorgerufene, bösartige Seuche der Einhufer, die auch auf den Menschen übergreifen kann. Kennzeichnend ist das Auftreten von Knötchen und Geschwüren in den Atemwegen, der Lunge und der Haut. Die Übertragung erfolgt direkt durch den Nasenausfluß und den Eiter der Hautgeschwüre über die Verdauungs- und Atemwege. Je nach Auftreten der Geschwüre spricht man von einem Nasen-, Lungen-, oder Hautrotz. Der Rotz gehört zu den Gewährsmängeln in der kaiserlichen Verordnung und ist gleichzeitig eine anzeigepflichtige Seuche.

Malleus
Rotz oder Malleus durch den Erreger Burgholderia mallei kann sich in Hautpusteln, schmerzhaften Lymphknotenschwellungen und Abszessen in inneren Organen äußern.
                                                                                                                                                                                                           
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Räude 

Unter dem Sammelbegriff Räude sind mit Juckreiz einhergehende, enzootische Hauterkrankungen zu verstehen, die beim Pferd durch drei Räudemilbenarten hervorgerufgen werden und deren Verlauf durch Haltungs- und Ernährungsfaktoren beeinflußt wird. Eine breite Palette von guten und wirksamen Medikamenten lassen die Räude heute erfolgreich  bekämpfen. Räudemilben werden auch als Ektoparasiten bezeichnet.

Die beim Pferd vorkommenden Räudemilben lassen sich in drei verschiedene Arten unterteilen. Psoroptes equi, Sarcoptes equi und Chorioptes equi, die sich hinsichtlich ihrer Lebensbedingungen unterscheiden und dementsprechend unterschiedliche Krankheitsbilder beim befallenen Pferd hervorrufen.
Räude, die durch die Parasiten Psoroptes equi und Sarcoptes equi hervorgerufen wird, ist eine durch den Veterinär anzeigepflichtige Erkrankung!
Die Milben leben entweder auf dem Pferd oder in den äußeren Schichten der Haut und ernähren sich dort von Zellen und

Körpersäften wie Gewebsflüssigkeiten, die sie sich durch verbeißen in die Hautoberfläche zugänglich machen. Dies führt zu einem starken Juckreiz, woraufhin sich die Pferde vermehrt scheuern und es somit zur Bildung von Krusten kommt. Außerdem führt der Milbenbefall selbst bereits zur Entstehung von Borken, Krusten und z.T. nässenden Ekzemen aufgrund von Abwehrreaktionen des Pferdekörpers.
Psoroptes ruft die sogenannte Steißräude hervor, wenn die Schweifrübe befallen ist. Die Milbenart ist außerdem an geschützten Bereichen wie unter der Mähne oder an den Oberschenkelinnenseiten zu finden. Sarcoptes besiedelt zunächst Kopf und Halsregion, kann sich aber von dort auf angrenzende Bereiche des Rückens ausbreiten. Chorioptes verursacht die sog. Fußräude, was insbesondere bei Pferden mit langem Kötenbehang vorkommen kann.

Neben abgescheuerten oder verschorften und nässenden, streng riechenden Stellen macht sich ein Räudemilbenbefall beim Pferd durch dessen Unruhe bemerkbar. Die Pferde scheuern sich oft und stampfen besonders bei der Fußräude häufig mit den Beinen.
Räude kann innerhalb einer Pferdeherde auf andere Mitglieder übertragen werden und betrifft aber häufiger Pferde mit einer nicht so guten Konstitution, wie z.B. kranke oder magere Tiere.
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Rundwürmer

Artenreiche und bei vielen Tierarten vorkommende Wurmparasiten. Sie sind von spindelförmiger Gestalt und haben ein durchgehendes Darmrohr, das den Mund mit dem After verbindet. Rundwürmer sind fast immer getrennt geschlechtlich. Ihre Larven führen häufig Wanderungen in verschieden Organe des Körpers durch. Rundwürmer können mikroskopisch klein sein wie der Zwergfadenwurm oder die sehr häufig unerkannten Magenwürmer, sie können einige Zentimeter lang sein wie die Palisadenwürmer... oder aber bis zu 40 cm lang werden wie die Spulwürmer. Siehe auch Würmer.                                                                                                                                         
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Rippenfellentzündung 

Man untersscheidet eine sogenannte "trockene" Rippenfellentzündung (Pleuritis sicca) und eine feuchte Rippenfellentzündung (Pleuritis exsudativa).  Man untersscheidet eine sogenannte "trockene" Rippenfellentzündung (Pleuritis sicca) und eine feuchte Rippenfellentzündung (Pleuritis exsudativa).
                                                                                                                                                                                                    
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Reuter

Entsprechend meßbar hoch ist der Kaliumgehalt des Blutes. Hierdurch kann es zu periodischen Muskelzuckungen und unkontrollierbaren Kontraktionen der Quermuskulatur des gesamten Körpers bis zur Lähmung (auch Herz & Atmung) kommen.                             
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Rehe

Als Rehe oder Hufverschlag wird eine ausgedehnte, nicht eitrige Entzündung der Huflederhaut bezeichnet, die an allen Hufen, meist an den Vorderhufen stärker auftritt. Die Erkrankung entwickelt sich innerhalb weniger Stunden.Der Gang ist klamm, die Füße sind vermehrt warm und empfindlich beim Beklopfen. Die Ursachen einer Rehe sind außerordentlich zahlreich und unterschiedlich. Sie wird durch Überanstrengung (traumatische Rehe) verursacht. Eine andere Ursache sind Fütterungsfehler (Futterrehe).Ferner kann sie als Folgeerscheinung verschiedener Infektionskrankheiten auftreten.  Zur Erkennung einer Hufrehe ist der Bewegungsablauf exakt zu beobachten: Pferde mit Reheerkrankung versuchen beim Traben auf der Ferse zu landen, um den Schmerz zu verringern. Im fortgeschrittenen Stadium der Rehe kommt es kommt es zu schweren Deformationen des Hufes, typisch sind die horizontalen, wellenförmigen Ringe am äußeren Hufhorn. 

Die meisten Reheschübe, die akut mit plötzlicher hochgradiger Lahmheit verlaufen, werden durch spezifische Auslöser hervorgerufen. Da es sich bei den Auslösern um bestimmte Stoffe handelt, die dem Körper in zu großer Menge zugeführt werden, kann man in gewisser weise von “Vergiftungen” sprechen. DIe wichtigste Rolle spielen hierbei bestimmte Kohlenhydrate. Kohlenhydrate sind Zuckerverbindungen. Sie unterscheiden sich biochemisch durch die Zusammensetzung der Zuckermoleküle und die Länge und Struktur der Ketten, zu denen sie zusammengesetzt sind. Einfache Zucker bestehen nur aus einem oder wenigen Bausteinen. Stärke, Fruktan, Pektin, Zellulose und Lignin sind komplexere Gebilde aus mehreren oder vielen verknüpften Zuckereinheiten. Kohlenhydrate sind in unterschiedlichen Formen maßgebliche Bestandteile aller Pflanzen. Pflanzen bilden durch Fotosynthese Energieträger, die in Form von Kohlehydraten eingelagert oder zwischengespeichert werden. In Samen bzw. Getreidekörnern liegen diese Kohlehydrate in Form von Stärke vor, im Gras wird diese Energie häufig in Form von Fruktan abgelegt. Die einfachen Zuckermoleküle sind relativ klein und dienen daher vor allem als bewegliche Energieträger. Die wesentlich größeren und komplizierteren Polysaccharide (langkettige Zucker) dienen abhängig von ihrer Größe als Speicher oder Zwischenspeicher von Energie. Andere Formen dienen als Gerüstsubstanzen der Pflanzen.

Kohlenhydrat

Vorkommen

Funktion

Glucose

Früchte, Honig

Grundbaustein

Fructose

Früchte, grüne Blätter, Honig

Grundbaustein

Saccharose

Am stärksten vertretener Zucker in Pflanzen (Rohrzucker)

Grundbaustein

Stärke

Samen, Früchte, Wurzeln - der Langzeitenergiespeicher

Speicherfunktion

Fruktan

Wurzeln, Äste, Grashalme, Blätter - der Energiezwischenspeicher

Speicherfunktion

Pektin

Stengel, Blüten, Blätter, Knollen, Wurzeln - Strukturelement

Struktur /Gerüst

Zellulose

Das am weitesten verbreitetes Polysaccharid der Pflanzen - Strukturelement in allen Bestandteilen

Struktur /Gerüst

Lignin

Schwer verdauliche “holzige” Faser im Holz und überständigen Grashalmen

Struktur /Gerüst

Je nach Komplexität sind die Kohlenhydrate unterschiedlich verdaulich. Die einfachen Zucker sind sehr leicht verdaulich, die Speichermoleküle sind etwas schwerer verdaulich, die Struktur und Gerüst Kohlehydrate sind schwer bis gar nicht verdaulich oder nur über den Umweg von speziellen Bakterien, die diese Substanzen knacken. Der Verdauungstrakt des Pferdes ist so ausgelegt, dass leicht verdauliche Substanzen im Magen und Dünndarm aufgenommen werden. Die schwer verdaulichen Strukturkohlenhydrate werden im Dickdarm von den dort angesiedelten Bakterienkulturen aufgebrochen. Die dabei entstehenden kleineren Substanzen können vom Darm aufgenommen werden. Die verschiedenen Bakterienstämme sind hoch spezialisiert auf die verschiedenen Kohlenhydrate, die im Dickdarm ankommen. Je nach der Zusammensetzung des Futters ändert sich auch die Zusammensetzung der Bakterienflora im Darm.

KH1

Die Grafik zeigt vereinfacht, wie die Aufnahme von Nährstoffen im Verdaungstrakt bei normaler Futteraufnahme organisiert ist.

Die Zusammensetzung der Bakterienflora im Darm unterliegt einem sehr empfindlichen Gleichgewicht. Wird durch eine zu schnelle Futterumstellung die Darmflora überfordert, kommt es zu Verdauungsstörungen, da die Bakterienflora sich nicht schnell genug anpassen kann. Werden plötzlich große Mengen leicht verdaulicher Kohlenhydrate aufgenommen, kommt es ebenfalls zu Problemen. Diese Probleme führen dann zur Hufrehe. Der Grund liegt darin, dass der Dünndarm die ankommende Menge leicht verdaulicher Kohlenhydrate nicht vollständig aufnehmen kann. Dadurch gelangen nennenswerte Mengen leicht verdaulicher Kohlenhydrate in den Blinddarm und Dickdarm. Dort haben sie nichts zu suchen, denn die Bakterienflora ist im Dickdarm nicht auf die Verarbeitung nennenswerter Mengen leicht verdaulicher Kohlenhydrate eingerichtet. Die Folge ist eine Übersäuerung des Darminhaltes, was ein Massensterben von Bakterien bewirkt, die das saure Mileau nicht vertragen. Hoch giftige Bestandteile der abgestorbenen Bakterien (Endotoxin) können jetzt durch die Darmwand in den Kreislauf gelangen. Die Folge sind Reaktionen an den Gefäßen, die eine akute Hufrehe auslösen.

KH203

Die Grafik veranschaulicht das Geschehen, wenn Zucker oder Srärke in zu großem Maß aufgenommen wird.

Das gleiche geschieht, wenn geringe Mengen eines leicht verdaulichen Kohlenhydrates aufgenommen werden, das vom Pferd normalerweise im Dünndarm gar nicht verarbeitet werden kann. Dies ist der Fall bei Fruktan. Fruktan wird vom Pferd im Dünndarm nicht verarbeitet bzw. resorbiert, weshalb es in den Dickdarm kommt. Dort hat es nichts verloren, weshalb es zu einer entsprechenden Störung der Bakterienflora und deren Folgen kommt. 

KH3

Auf verschiedenen Wegen (die gezeigten sind nicht die einzigen) kann die Darmflora so gestört werden, dass eine Rehe ausgelöst wird. Das folgende Schema fasst die Vorgänge nochmals vergleichend zusammen.

Kohlenhydrate

Fruktan 

Zucker / Stärke

geringe Mengen

große Mengen

KH4

KH4

Veränderung der Bakterienflora im Darm

KH4

Freisetzung bakterieller Giftstoffe und körpereigener Botenstoffe

KH4

Zerstörung der Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hornkapsel

KH4

Hufrehe

Die genauen Mechanismen, Enzyme, Botenstoffe, die bei der Zerstörung eine Rolle spielen sind zum Teil eingehend erforscht, vieles liegt aber auch noch im Dunkeln. Da dieses Detailwissen nur Verwirrung stiftet und zu unserem Verständnis der Hufrehe nicht beiträgt, gehe ich nicht weiter darauf ein. Einer der Verursacher bei der durch Grasaufnahme bedingten Rehe scheint Fruktan zu sein. Fruktan ist eine bestimmte in Pflanzen vorkommende Art von langkettigen Zuckern . Diese speziellen Zucker dienen in Pflanzen als kurzfristiger Energiezwischenspeicher. Bis zu 90% der Energie kann in Gräsern als Frukan gespeichert werden, der Rest in Form von Stärke. Die bisherige Annahme, dass Proteine der Auslöser für die Weide bedingte Rehe sind, ist falsch. Warum Fruktan für Pferde so gefährlich ist bzw. Hufrehe auslösen kann, ist im Abschnitt über Kohlenhydrate erklärt. Das folgende Diagramm zeigt die Wege, die bei der pflanzlichen Energieproduktion (Photosysnthese) eingeschlagen werden können.

KH502

Ein entscheidender Unterschied zwischen Stärke und Fruktanen ist der Speicherort in der Pflanze. Stärke wird am Ort der Photosynthese also in den Blättern gespeichert, Fruktane werden im Stengel deponiert. Die Blütenstände von Gräsern können bis zu drei Mal mehr leicht verdauliche Kohlenhydrate beinhalten als die Blätter. Sie sind deswegen besonders süß, weshalb die Pferde sie bevorzugt fressen. Rechtzeitiges Mähen der Weiden führt daher zu einer gleichmäßigeren Verteilung der Zucker. Die Fotosynthese der Pflanzen und damit die Produktion von Energie ist abhängig von Lichtmenge bzw. Sonneneinstrahlung sowie Wärme und dem Vorhandensein von Wasser und Luftfeuchtigkeit. Je sonniger desto intensiver läuft die Fotosynthese und damit die Produktion von Energie und Energieträgern im Gras. Je wärmer und feuchter desto besser kann das Gras wachsen und die durch Fotosynthese gebildete Energie in Wachstum umsetzen. Wenn durch entsprechende Witterungs- und Tageslichtbedingungen mehr Energie und damit mehr Zucker gebildet werden, als für das Wachstum der Pflanze verwendet werden kann, beginnt die Pflanze die Zucker in Fruktan umzuwandeln, um die überschüssige Energie zwischen zu lagern. Die Fruktan Energiespeicher werden dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgebaut und beim Pflanzenwachstum verwendet

Fruktan205

Die Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen Temperatur/Wachstum und Sonneneinstrahlung/Energieproduktion in der Pflanze sowie deren Auswirkung auf die Fruktananreicherung. Die Schwankungsbreite des Fruktangehaltes kann enorm sein. Z. B. findet man in manchen Gräsern bei kühlem Wetter (etwa 8 °C) bis zu 200 mal mehr Fruktan als bei wärmeren Wetter (ca. 20 °C). Da das Gras bei den kühlen Temperaturen langsamer wächst, speichert es die überschüssige Energie vorübergehend in Form von Fruktan. Ist die Sonneneinstrahlung jedoch reduziert, bei bewölktem Wetter oder Regen, fehlt das entsprechende Licht und die Fotosynthese läuft nur auf Sparflamme, weshalb dann nur wenig Energie und auch nur wenig Fruktan gebildet wird.

Kaltes Wetter oder Nachtfrost

Kein Wachstum aber gesteigerte Fruktanspeicherung

Rehegefahr

Kaltes oder frostiges Wetter und strahlender Sonnenschein

Sehr hohe Energieproduktion und massive Speicherung von Fruktan, da kein entsprechendes Wachstum

Sehr hohe Rehegefahr

Bedeckter Himmel und warmes Wetter

Wenig Energieproduktion aber Wachstum

Geringe Rehegefahr

Warmes Wetter und genügend Feuchtigkeit

Energieproduktion aber Wachstum und Abbau der Fruktanspeicher

Mittelmäßige Rehegefahr

Da das Ganze doch recht abstrakt ist, im Folgenden noch einmal die durch Fruktan bedingte Rehegefahr auf der Weide bildlich dargestellt:

Fruktan1

Aus diesem Grund sollten Rehegefährdete Pferde keinesfalls an einem frostigen und noch dazu sonnigen Morgen auf die Weide gelassen werden. Bei diesem Wetter sind die höchsten Fruktankonzentrationen zu erwarten. Das Gras kann wegen der Kälte nicht wachsen, die Energieproduktion läuft aber wegen des Sonnenscheins auf Hochtouren mit dem Resultat der Fruktananreicherung. Die Menge der gebildeten Fruktane hängt aber noch von zahlreichen anderen Faktoren ab. Sie ist unterschiedlich je nach Pflanzenart, der unterschiedlichen Pflanzenbestandteile, dem Reifheitsgrad der Pflanze sowie der Tageszeit und saisonalen Effekten. Die Schwankungen in der Fruktankonzentration erfolgen binnen weniger Stunden, sodass am Morgen eine völlig andere Situation herrschen kann als am späten Vormittag oder Nachmittag. Satte hohe Wiesen schätzen viele Pferdehalter als gefährlicher ein, abgemähte dagegen als unbedenklich. Nach dem augenblicklichen Stand der Dinge kann dies aber genau umgekehrt sein, muss es aber nicht. Da in den Grashalmen Fruktan in wesentlich höheren Konzentrationen gespeichert wird als in den Blättern, nehmen Pferde, die auf eine frisch abgemähte Weide kommen, unter Umständen wesentlich mehr Fruktan auf, als auf einer natürlich abgegrasten gut gepflegten Weide mit entsprechend hohem Blattanteil. Die stark abgegraste Weide ist pro Kilogramm Futter eher gefährlicher, da das Gras keine Blätter mehr hat und sich in den verbleibenden Halmresten überproportional viel Fruktan anreichert. Aber so einfach ist es eben dann auch wieder nicht. Denn wenn nichts mehr zu fressen da ist (bzw. nur noch wenig Gras steht) kann auch nicht mehr viel Fruktan aufgenommen werden, was die Rehegefahr wiederum senkt. Umgekehrt können die Pferde, wenn sattes Gras mit hohem Blattanteil unbegrenzt zur Verfügung steht, soviel davon aufnehmen, dass auch bei geringem Fruktangehalt die Rehe droht. Nicht nur der Fruktangehalt sondern die absolut aufgenommene Menge an Gras mit allgemein hohem Energiegehalt kann eine Rehe auslösen. Das ist in der Auswirkung ähnlich, wie wenn ein Pferd unkontrolliert den Futterwagen plündert! Eine gute Methode zur Kontrolle der Futterauufnahme sind Weidemaulkörbe. Und noch eine Warnung, die gerade im Frühjahr wichtig ist: Jede plötzliche Futterumstellung kann die Darmflora durcheinander bringen und die Voraussetzung für eine Rehe schaffen. Besonders gefährdet sind Pferde die schon einmal eine Hufrehe hatten oder zum Metabolischen Syndrom neigen bzw. Cushing haben. Die Anpassung an eine neue Futtersituation dauert mindestens eine Woche. Also immer langsam an die Weide gewöhnen, auch wenn nur wenig Fruktan im Gras zu erwarten ist! Ein zunehmendes Problem mit Fruktan könnte sich auf Grund von modernem Saatmaterial für Gräser entwickeln. Modernes Saatgut ist auf die Bedürfnisse der Rinderhaltung optimiert, d. h. es besteht ein Bestreben möglichst hohe Konzentrationen an leicht verfügbaren Kohlenhydraten in den Gräsern zu erzielen. Dies alleine ist für die meisten Pferdebestände schon wenig wünschenswert. Als Nebeneffekt treten dann auch noch höhere Fruktangehalte auf als in herkömmlichen Gräsern. In unseren Breitengraden spielt eine gewisse Rolle, dass Gräser oft kälte- und frostunempfindlicher sein müssen als in warmen klimatischen Abschnitten und Fruktane von der Natur vermutlich als eine Art Frostschutz einsetzt werden. D. h. Gräser, die in unserem Klima gut gedeihen, sind tendenziell stärker Fruktanbelastet. Die Saatgutzucht scheint dies auch zu fördern. Probleme treten hier natürlich nur bei Neuansaaten oder Nachsaaten auf. In der Regel stehen Pferdeweiden aber schon lange, so dass ein traditioneller Grasbestand noch vorwiegt. Der Fruktangehalt ist je nach Grassorte sehr unterschiedlich. Als besonders umstritten gilt das Deutsche Weidelgras, das in nahezu jeder Saatmischung enthalten ist. Es wir bevorzugt eingesetzt weil es wesentlich zur Entwicklung einer dichten Grasnarbe mit hoher Tritt- und Verbissfestigkeit bei trägt. Allerdings können hohe Anteile Deutschen Weidelgrases im Bestand unter den genannten Bedingungen zu vorübergehend hohen Fruktangehalten führen. Am Anfang einer Neuansaat sollte immer eine Standortanalyse stehen. Ferner spielen die geplante Nutzungsart, die Nutzungsintensität und die Tierart, die die Aufwüchse nutzen soll, neben weiteren Faktoren eine Rolle. Auf der Grundlage dieser Überlegungen kann ein Grünlandberater eine optimale Zusammensetzung der Gräser- und Leguminosenarten ermitteln. Erst wenn die Frage der Grasarten geklärt ist, stellt sich die Frage der Gräsersorten, die hier aber nur eine untergeordnete Rolle spielt.  Der Fruktangehalt korreliert nach Untersuchungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sehr eng mit dem Gesamtzuckergehalt der Gräser. Deshalb können wirklich relevante Effekte über die Wahl der Gräserarten erzielt werden.

Die Reihe der Gräserarten mit abnehmenden Zuckergehalten lautet:

Um gezielt Grünlandaufwüchse – und damit Weide- und Winterfutter - mit niedrigen Fruktangehalten zu erzeugen, sollten in der Ansaatmischung die Gräserarten, die hohe Zuckergehalte aufweisen, in einem möglichst geringen Anteil enthalten sein. Eine Ansaatmischung, die sich gemäß Landwirtschaftskammer Niedersachsen gut für fruktanarme Pferdeweiden eignet, ist die Standardmischung G I mit Anteilen von 10 % Deutschem Weidelgras, 47 % Wiesenschwingel, 17 % Wiesenlieschgras, 10 % Wisenrispe, 10 % Rotschwingel und 6 % Weißklee. Diese wiesenschwingelbetonte Ansaatmischung zeichnet sich tendenziell durch geringe Fruktankonzentrationen aus und eignet sich für Weide- und Schnittnutzung. Da Wiesenschwingel wenig trittverträglich ist, sollte Weidegang nur im Wechsel mit extensiver Schnittnutzung, vorzugsweise zur ersten Nutzung, erfolgen.

Fazit:

Fruktan ist nicht der einzige Faktor bei der Auslösung von Rehe auf der Weide. Es gibt viele Faktoren, die einzeln oder zusammen eine Rehe auf der Weide auslösen. Vermutlich ist es bei uns in Europa eher ein Mix aus verschiedenen Faktoren als das Fruktan alleine, was die Hufrehe auslöst.

Wie sollte man sich nun Verhalten:

Da das Gras nicht immer gleich gefährlich ist, kann man durch entsprechendes Management die gefährdeten Pferde vor den kritischeren Zeitabschnitten und Weidebedingungen zu schützen versuchen. Die Rehegefahr durch Fruktane besteht generell über das ganze Jahr hinweg, schwankt aber wie beschrieben entsprechend der Witterung und Tageszeit.

Anhaltspunkte

Die sicherste Weide hinsichtlich Fruktan:

Früher Morgen nach einer Nacht mit Temperaturen deutlich über 5°C in einer Wachstumsphase des Grases mit gut ausgebildeten grünen Blättern.

Die gefährlichsten Bedingungen hinsichtlich Fruktan:

Später Nachmittag oder Abend an einem sonnigen Tag, wenn das Gras vor oder in der Blüte steht, wenn das Gras stark gestresst ist oder zu jeder Tageszeit, wenn die Nachttemperaturen unter 5°C lagen.

Das Patentrezept gibt es nicht und wie so häufig machen neu Erkenntnisse Entscheidungen nicht leichter.  

Fruktan im Heu

Generell muß man bei diesem Thema vor Panik und unnötiger Verunsicherung warnen. Fruktane sind zwar auch im Heu vorhanden, ob sie unter realen Bedingungen gesundheitsgefährdend sind, ist aber doch sehr fraglich. Der Fruktangehalt von Heu, geschnitten auf der gleichen Wiese, kann unter Umständen abhängig von der Tageszeit, in der das Gras gemäht wurde, sehr stark schwanken. In der Regel wird an sonnigen Tagen bei warmer Witterung geschnitten, was bedeutet, dass eine eventuelle Fruktanansammlung in den Morgenstunden zum Nachmittag hin wieder abgebaut ist. Das bedeutet, dass Heu, welches in den Nachmittag- oder Abendstunden geschnitten wird, vermutlich weniger Fruktan enthält. In den Blättern der Gräser läuft auch nach dem Schnitt während der Trocknungsphase noch für bis zu 50 Stunden die Photosynthese weiter, sofern sie noch nicht gepresst sind und damit keinem Sonnenlicht mehr ausgesetzt sind. Das geschnittene Gras liegt in der Sonne zum trocknen und weiß mit den Kohlehydraten nichts anzufangen, da es nun nicht mehr wachsen kann, weshalb vermutlich gerade in dieser Phase dann auch wieder Fruktane gebildet werden. Im Gegensatz zu Stärke sind Fruktane wasserlöslich, d. h. wenn es während der Trocknungsphase auf das Heu regnet, wird der Stärkegehalt im Heu nicht verändert, während Fruktan zu einem gewissen Prozentsatz ausgewaschen wird. Die zum Zeitpunkt des Mähens bestehende Menge an Fruktanen im Gras erhält sich im Heu und in der Silage. Wer sich über den Fruktangehalt in seinem Raufutter nicht im Klaren ist, kann ihn seit kurzem bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen testen lassen. Durch die so genannte Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) kann mittels Infrarot-Bestrahlung der Fruktangehalt in Frischgras, Heu und Silage ermittelt werden. Im Gegensatz zur lebenden Pflanze bzw. auch während des Trocknungsprozesses findet bei Heu und Silage keine Schwankungen des Fruktangehalts mehr statt, so dass hier die Ergebnisse sehr einfach in der Fütterung berücksichtigt werden können. Etwas komplizierter ist der Test bei Frischgras, da der im Moment der Probeentnahme gemessene Wert unter Umständen zwei Stunden später wesentlich höher oder niedriger liegt. Der Test kostet pro eingeschickte Probe 35 Euro. Zusätzlich können auf Wunsch auch hygienische Beschaffenheit, Gärqualität, Nitrat-, und Mineralstoffgehalte untersucht werden. Die entsprechenden Formulare und weitere Infos gibt es im Internet auf den Seiten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Um den Fruktangehalt im Heu zu reduzieren, kann man sich die Wasserlöslichkeit zu Nutze machen. Wird das Heu mindestens eine Stunde eingeweicht, lässt sich ein Großteil der Fruktane herauswaschen.

Belastungsrehe

Eine Belastungsrehe tritt meistens dann ein, wenn das Pferd nicht in der Lage ist, wegen starker Schmerzen in einem Bein das andere ausreichend periodisch zu entlasten. Bei voller Lastaufnahme wird das Blut aus dem Huf gepresst, bei Entlastung füllt sich das Gefäßsystem wieder. Wird dieser Pumpmechanismus lange genug unterbunden, weil das Pferd nicht auf dem anderen Bein stehen kann, kommt es zur Unterversorgung der Huflederhaut und der Hufbeinträger löst sich. Ob eine generalisierte Huflederhautentzündung zum Beispiel nach einem Gewaltmarsch eine Hufrehe auslösen kann, ist umstritten. Ich denke, dass dies aber möglich ist. In den USA wird dies als “road founder” bezeichnet. Genauso kann bei einem Pferd, dessen Hufe den Belastungen nicht gewachsen sind, das Hufbein langsam absinken und gelegentlich auch etwas rotieren. Dies tritt vor allem bei sehr schweren eher kaltblütigen Pferden auf. Manche Pferde haben eine so “harte” Fußung, dass der Hufbeinträger ebenfalls nachgibt. Bei diesen Pferden kippen meistens die Hufbeinäste nach hinten ab (negative Rotation) oder das Hufbein sinkt. Bei diesen Pferden wird eine Lahmheit erst sichtbar, wenn die Zerstörung des Hufbeinträgers ein bestimmtes Ausmaß überschreitet. Die Therapie der Hufrehe kann für alle Beteiligten sehr frustrierend sein, da man als Tierarzt fast immer zu spät kommt. Zu spät deshalb, weil die Symptome (Lahmheit) erst sichtbar werden, wenn der Hufbeinträger bereits geschädigt ist. Bis der Besitzer bemerkt, was abgeht, ist das Rennen oft schon gelaufen, weil das Hufbein bereits abgesunken oder rotiert ist. Die Frustration liegt darin begründet, dass man als Tierarzt oft nur versuchen kann zu retten was noch zu retten ist. Dies heißt nicht, dass man den meisten Pferden nicht helfen kann. Ganz im Gegenteil: man muss diesen Pferden helfen. Mit entsprechendem Aufwand und Geduld kann man relativ vielen Pferden wieder zu einer normalen Einsatzfähigkeit verhelfen. Grundvoraussetzung für einen anhaltenden Erfolg ist dabei, dass der Reiter gewillt ist, sich auf die Haltungs-, Fütterungs-, Beschlags- und Belastungsrichtlinien einzulassen, die für sein Pferd adäquat sind. Um Erfolg zu haben, muss bei der Therapie der Rehe an mehreren Punkten gleichzeitig angesetzt werden. In den folgenden Unterabschnitten folgt eine Beschreibung der Maßnahmen, die bei einer akuten Rehe notwendig sind und den Therapieansätzen die bei einer chronischen Rehe oder einer Rehe, die sich in Heilung befindet, zur Anwendung kommen. Das eine geht dabei fließend in das andere über.

Die Therapie der akuten Hufrehe berücksichtigt folgende Punkte:

Medizinische Notfallversorgung  Fütterung  Mechanische Unterstützung 
Entzündungshemmung  Kraftfutterentzug  Weiche tiefe Einstreu 
Weitstellung der Gefäße, Blutdrucksenkung  Alleinige Heufütterung  Hufpolsterverbände 
Gerinnungshemmug     
Antioxidantien     

Medizinische Notfallversorgung

Ein Grundproblem bei der Behandlung der akuten Rehe liegt darin, dass Anzeichen eines akuten Reheschubes erst auftreten, wenn die Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hornkapsel (der Hufbeinträger) bereits erheblich geschädigt ist. Schmerzen treten erst auf, wenn sich die Verbindung löst und das Hufbein sich aus seiner Position zu drehen oder senken beginnt. Erst mit diesem mechanischen Prozess treten die klassischen Reheschmerzen auf. Dann ist es aber eigentlich schon zu spät, da der Hufbeinträger bereits so weit geschädigt ist, dass er das Gewicht des Pferdes nicht mehr tragen kann. Wir kommen mit unserer Behandlung also eigentlich immer zu spät. Bei der medizinischen Versorgung gab es eine Zeit, in der man den Rehepferden so gut wie alles, was in der Apotheke zu finden war, gleichzeitig geben sollte. Heute beschränkt sich der Einsatz von Medikamenten weitgehend auf die Gabe von Entzündungshemmern. Dabei kommen die nichtsteroidalen Entzündungshemmer (NSAID) wie Equipalazone, Apirel, Finadyne,... zum Einsatz. Die ausreichende Versorgung mit diesen Entzündungshemmern ist bei der akuten Rehe extrem wichtig. Je früher NSAID´s eingesetzt werden, desto eher können die entzündlichen Prozesse, die den Hufbeinträger zerstören, gebremst oder gar aufgehalten werden. Außerdem wird der Teufelskreislauf des durch den Schmerz bedingten Stresses abgemildert. Beim Einsatz von NSAID´s muss man daran denken, dass sie als Nebenwirkung Magengeschwüre verursachen, besonders unter der Stresssituation der Hufrehe. Ein Magengeschwür muss das Pferd nicht sichtbar stören, aber es kann unangenehm oder gar schmerzhaft sein. NSAID´s sind aber in der Akutbehandlung einer Hufrehe zwingend notwendig. Insofern kann es sinnvoll sein Medikamente zu verabreichen, die den Magen schützen. Die Bedeutung von Gefäßweitstellung und Blutdrucksenkung im Huf (geringe Dosis Vetranquil) und Drchblutungsförderung bzw. Gerinnungshemmung (Heparin, Aspirin) wird inzwischen angezweifelt, man hat aber klinisch den Eindruck, dass sie den Pferden gut tun. Alles andere scheint bei der “normalen” akuten Rehe überflüssig, wenn nicht gar schädlich zu sein. Immer noch im Einsatz ist DMSO, das infundiert wird, Opiat- und Nitroglycerinpflaster und Antioxidantien, die über Zusatzfuttermittel gegeben werden. Die Wirkung dieser Präparate ist sehr umstritten, vermutlich können sie am Verlauf der Rehe nichts ändern, auch wenn von der Theorie her der Einsatz sinnvoll erscheint. Medizinische Gründe wie zum Beispiel eine Nachgeburtsverhaltung können andere Medikamente notwendig machen. Kühlen oder Anbringen von Eispackungen hilft nicht den Reheschub zu beeinflussen. Es sei denn, man kühlt vor Eintreten der klinisch sichtbaren Schmerzen. Aber auch dann macht es nur Sinn, wenn die Gliedmaßen bis zum Ellenbogen im Eiswasser stehen. Man kann sich den Aufwand also sparen, da man zu spät kommt.

Fütterung

Was die Fütterung betrifft ist es bei der akuten Rehe recht einfach: Es wird in der Regel alles energiereiche Futter entzogen. Die Fütterung beschränkt sich auf Heu und Mineralfutter ohne leicht verdauliche Kohlenhydrate. Braucht ein Pferd aus ganz speziellen Gründen mehr Energie, muss mit geeigneten Futtermitteln zugefüttert werden.

 

Mechanische Unterstützung

Die zweite entscheidende Säule bei der Therapie einer akuten Rehe ist die mechanische Entlastung des Hufes. Darunter versteht man Maßnahmen, die den mechanischen Prozessen Hufbeinrotation und Hufbeinsenkung entgegensteuern und die Durchblutung wiederherstellen. Dass ein Pferd mit Hufrehe in einer tief und weich eingestreuten Box stehen muss, ist selbstverständlich. Ideal ist relativ tiefer, weicher Sand, sonst eine tief eingestreute Spähnebox. Von entscheidender Wichtigkeit ist die best´ mögliche Umverteilung der Belastung im Huf. Im Vordergrund steht die Neutralisation der Rotationskräfte durch die tiefe Beugesehne (Hochstellen der Trachten) und die Polsterung der Sohle unter Freilassung des Bereichs der Hufbeinspitze.

Hufrehe Verband 00        

Der grüne Keil deutet das keilförmige Polster an, das in diesem Fall die Trachten anhebt und die Last auf den Strahl und die Trachtenregion verlagert. Die Hubeinspitze muss frei sein (roter Pfeil), weshalb das Polster erst einen Daumen hinter der Strahlspitze beginnen darf (gelber Pfeil). Die Strahlspitze markiert man beim Röntgen mit einem Reisnagel. Auf dieser Aufnahme ist ein so genanntes Lilly Pad untergelegt.

    Venografie 0302

Diese Bilder sollen verdeutlichen, weshalb jeglicher Druck von der Hufbeinspitze genommen werden muss. Bei einer Hufbeinroration drückt die Hufbeinspitze auf die Sohle, die Huflederhaut wird gequetscht und die Durchblutung unterbunden. Auf rechten Seite ist auf der Gefäßkontrastmittelaufnahme die Blutung in die abgelöste Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hornwand zu erkennen. 

In der akuten Phase eignen sich Polsterverbände, durch die die Last von der Zehe auf den Strahl und die Trachten umverteilt wird. Bewährt haben sich hierzu in unserer Klinik Einlagen aus relativ festen Schaumstoffplatten.

Beispiel für einen Hufreheverband:

Hufrehe Verband 02   Das Pferd wird auf die Platte gestellt.

Hufrehe Verband 04   Der Umriss des Hufes wird markiert.

        Entlang der Markierung wird das Polster ausgeschnitten

     Sehr wichtig ist, dass man den Zehenteil des Polsters abschneidet, um so den Bereich der Sohle im Zehenbereich aus der Belastung zu nehmen. Nur die Trachten, Eckstreben und der Strahl sollen tragen.

   Das Polster wird lose angeheftet.

   Fixierung des Polsters mit einem Hufverband.

Das Pferd sinkt in das weiche Styropor ein und steht so wunderbar weich. Das Polster kann man nach dem Verbandswechsel wieder verwenden. Wenn eine Hochstellung im Trachtenbereich notwendig ist, um den Zug der tiefen Beugesehne zu verringern, kann man dies durch aufdoppeln mit entsprechenden zusätzlichen Schaumstoffstücken oder Holzkeilen, die untergeklebt werden, erreichen.

Hufrehe Verband 12  Das Polster, nachdem das Pferd in den Schaumstoff “eingesunken” ist.

 


Hufverschlag
Bei der Rehe hat man zu unterscheiden zwischen dem frischen (akuten) Reheanfall (Hufverschlag) und den u. U. daraus entstehenden chronischen Veränderungen des Hufes (chronische Rehe, Rehehuf, Knollhuf u.a.).

Huflederhautentzündung 
Ein Pferd mit Huflederhautentzündung sollte bis zum völligen Abklingen der Lahmheit nur auf weichem Boden im Schritt bewegt werden. Hufrehe und  Rehe werden vom Tierarzt oft als  "diffuse Huflederhautentzündung" bezeichnet. Eine eigentümliche Art der nichteitrigen Huflederhautentzündung ist die Rehe, deren Bezeichnung auf den altdeutschen Wortstamm "räh" = steif zurückgeht. Siehe auch Hufrehe.                                                                                                                                                                                                         
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Rehe durch Cushing

Eine Alternative ist ein vorgefertigter Gummikeil (Lilly Pad), der in den Verband integriert wird. Der Nachteil liegt darin, dass der Keil das Gewicht weitgehend auf den Strahl verlagert, er nicht so weich und anpassungsfähig ist und er bei manchen Pferden (wie in diesem Fall) zu lang ist.

Es gibt noch unzählige andere Techniken, um das Ziel der Entlastung der Zehenregion zu erreichen.

Schon in er akuten Phase kann es sinnvoll sein, am Kronrand der Zehe eine breite Rinne zu schneiden, die bis in die weiße Linie reicht. Wenn die Kontrastmittelaufnahme zeigt, dass es durch Druck am Kronrand zur Unterbrechung der Durchblutung kommt, sollte diese Rinne geschnitten bzw. geraspelt werden. Man nimmt so viel Horn weg, bis man das Gefühl hat, dass der Kronrand elastisch ist und leichte Sickerblutungen auftreten. Der Defekt in der Hornkapsel wird mit Fassdichte ausgeschmiert, um ein Austrocknen des Horn zu verhindern und die Elastizität zu erhalten. Die Entfernung großer Teile der Zehenwand hat sich nicht bewährt und sollte unterbleiben, da dadurch die Hornkapsel lediglich destabilisiert wird.

In der Gefäßkontrastmitteldarstellung rechts erkennt man die Durchblutungsstörung am Kronrand, die durch die Quetschung (rote Pfeile) hervorgerufen wird.

        DSC02148

 

Hier ein Beispiel für eine Rinne am Kronrand. Um ihren Zweck zu erfüllen, muss die Rinne tief genug geschnitten oder geraspelt sein.    

Die grünen Pfeile zeigen auf eine Rinne, die dadurch entstanden ist, dass der Blutfluss hier vor einigen Wochen vollständig abgequetscht wurde und es zur Zusammenhangstrennung kam.



Die Behandlung der chronischen Rehe beginnt dann, wenn der akute Entzündungs- und Zerstörungsprozess unter Kontrolle gebracht worden ist. Die Therapie berücksichtigt:

Medizinische Unterstützung

Auch im weiteren Verlauf einer Hufrehe ist häufig die Gabe eines NSAID´s notwendig und sinnvoll. Man sollte aber auf die niedrigste noch wirksame Dosis gehen. Wie viel das im Einzelfall ist, muss individuell ausgetestet und im Lauf der Zeit überprüft werden. Die angepasste Gabe dieser Medikamente ist nicht nur aus ethischen Gründen notwendig, um die Schmerzen zu minimieren, sondern auch aus zwei weiteren Gründen. Der eine Grund ist die Unterdrückung chronisch entzündlicher Prozesse, die den Hufbeinträger aufweichen und damit destabilisieren. Die Verbindungsschicht muss “trocken” gehalten werden von entzündlichen Ausschwitzungen. Der zweite Grund ist die schädliche Wirkung des Schmerz als solchem. Chronische Schmerzen bewirken eine sogenannte neurogene Entzündung. Der entzündliche Prozess wird im Teufelskreis durch die Schmerzen erhalten, was verhindert werden muss. Außerdem kann der Schmerz Stress hervorrufen, der dauerhaft ebenfalls die Heilung der Hufrehe behindert.

Medikamente zur Verbesserung der Durchblutung und Antioxidantien sind bestimmt nicht verkehrt, Ihre Wirksamkeit ist aber bei der chronischen Hufrehe nicht eindeutig bewiesen.

Liegt eine Grunderkrankung wie zum Beispiel Cushing vor, sollte diese natürlich entsprechend behandelt werden.

Fütterung

Die Fütterung muss wie im entsprechenden Abschnitt beschrieben, dem Bedarf angepasst werden.

Mechanische Unterstützung

Die entscheidende Rolle bei der Hufrehebehandlung kommt dem ortopädischen Beschlag zu. Die Zusammenarbeit von Schmied und Tierarzt ist bei den meisten Rehepferden, die es schaffen wieder brauchbare Hufe zu bekommen, der Schlüssel zum Erfolg. Der Tierarzt braucht die technischen und handwerklichen Fähigkeiten des Schmiedes und der Schmied braucht das Röntgenbild und das medizinische Grundlagenwissen des Tierarztes zu jedem individuellen Fall. Nur wenn beide den individuellen Krankheitsprozess jedes einzelnen Rehehufes verstehen, kann der Rehepatient eine optimale Versorgung erhalten. Nur wenn der Schmied das Röntgenbild mit den entsprechenden Markierungen sieht, kann er den Huf entsprechend richten und das Eisen passend anfertigen und anbringen.

Es ist unmöglich ohne Röntgenbild die Position des Hufbeines in der Hornkapsel zu erkennen. Das Wissen um die exakte Position des Hufbeines in der Hornkapsel ist maßgebend für den Beschlag. Da kein Rehehuf wie der andere ist, gibt es keinen “Standard Rehebeschlag”. Jeder Huf wird speziell beschlagen.

Es gibt aber Richtlinien und Konzepte, an die man sich halten muss.

Es sprengt den Rahmen diese Artikels hier weiter ins Detail zu gehen. In sofern beschreibe ich lediglich das Grundkonzept und zeige einige Beispiele.

dies wird erreicht durch:

Je nach dem individuellen Huf richtet es sich, was wie stark welche Komponente berücksichtigt werden muss.

Die roten Linien deuten an, wie die Hornkapsel eigentlich ausgebildet sein sollte. Diese Form muss angestrebt werden, wenn man den Huf restaurieren will. 

Dazu werden die Trachten so weit gekürzt, dass die Bodenfläche des Hufbeines einen normalen Winkel gegenüber der roten Bodenlinie einnimmt. Da das Pferd diese Stellung auf Grund des zu hohen Zuges der tiefen Beugesehne zu Beginn nicht aushalten kann, wird die Trachtenkürzung durch einen Keil wieder ausgeglichen. Erst kürzen und dann wieder hochstellen mag auf den ersten Blick unsinnig erscheinen. Solange aber dem Huf nicht die Chance gegeben wird, in seiner normalen Form zu wachsen, wird er die normale Form auch nicht erreichen können. Deshalb wird versucht den Huf möglichst nahe an seine natürliche Form zu bringen. Ausgehend von dieser Situation wird dann den medizinischen und mechanischen Erfordernissen entsprechend wieder ausgeglichen (grüner Keil).

Das Eisen (blau dargestellt) muss deutlich zurück gesetzt werden und orientiert sich an der der Position der Hufbeinspitze. Der Rest der überstehenden Zehenhornwand kann gekürzt werden (grüne Linie).

Hufrehe Beschlag 00

Führt die Trachtenkürzung dazu, dass der vordere Tragrand in der “Luft hängt” (blaue Linie) kann man hier mit Kunsthorn ausgleichen. Die Wand vor der grünen Linie sollte nicht dünn geraspelt werden, da damit funktionell nichts erreicht wird, sondern die Hornkapsel lediglich eine Destabilisierung erfährt. Die Zehenspitze vor der roten Linie kann weg, da sie nur stört.

Bei einer deutlichen Hufbeinrotation, wird am Kronrand eine Rinne geschnitten, die bis auf die weiße Linie reicht. Abgesehen von der oben beschrieben Druckentlastung für die Kronsaumhuflederhaut, wird der Hufwand so die Chance gegeben wieder parallel zur Wand des Hufbeins herunter zuwachsen. Wir diese Rinne nicht geschnitten, wächst die Hornwand immer der rotierten Hornwand nach und der Zustand bleibt unverändert.

ReheBeschlagsanweisung

Worum es beim orthopädischen Beschlag geht, machen die folgenden Venogramme bzw. Gefäßkontrastmittelaufnahmen deutlich. Mit dieser Technik lässt sich auch der Erfolg der Beschlagsmaßnahme überprüfen. Beispiel für die Auswirkung eines erfolgreichen Rehebeschlages auf die Durchblutung des Hufes. Links keine Durchblutung am Kronrand (blauer Pfeil). Rechts erfolgreiche Wiederherstellung der Durchblutung nach Beschlag (grüner Pfeil). An der Hufbeinspitze erkennt man durch die roten Pfeile, dass die Huflederhaut dem Hufbein nicht mehr fest aufliegt und es zur Blutung in die weiße Linie kommt. Die Ablösung der Huflederhaut ist nach dem Beschlag immer noch erkennbar (gelbe Pfeile)

        Venografie 04

Beispiele für die Umsetzung des beschriebenen Konzepts des Rehebeschlags.

Fall1

Chronischer Rehehuf mit Rotation. Akuter Absinkprozess und Rotation ist abgeschlossen. In diesem Fall wurde kein Steg angebracht, sondern nur mit einem Polster gearbeitet. Das Polster reicht in diesem Fal relativ weit vor in Richtung Hufbeinspitze und kann bei Pferden mit starker Rotation in dieser Form u.U. schon drücken.

Hufrehe Beschlag 01        Hufrehe Beschlag 02    Hufrehe Beschlag 03    Hufrehe Beschlag 03

Fall 2

Beispiel eines Rehebeschlags mit einem “Rock´n Roll” Aluminium Eisen. Das Eisen ist “verkehrt herum” aufgenagelt. Dadurch ist die Zehe offen und der Trachtenbereich hat eine große Auflage. Die Pferde können damit sehr gut in alle Richtungen rollen. Das Eisen eignet sich nur schlecht, wenn man die Trachten hochstellen muss, da sich die Keile nur schlecht befestigen lassen. Bei diesen Eisen muss sehr darauf geachtet werden, dass im Bereich auf den die roten Pfeile verweisen, wirklich ausreichend Freiraum zur Sohle besteht, da es sonst hier Druck auf die Hufbeinspitze gibt. Meist muss das Eisen hier ausgeschliffen werden!

Hufrehe Beschlag 09    Hufrehe Beschlag 10    Hufrehe Beschlag 10

Fall 3

Rehebeschlag bei einem Pony, der das Abrollen erleichtert. Die Rundeisen sind vorgewölbt, um den Effekt eines Schaukelstuhles zu erreichen. Das Pony kann sich so die angenehmste Stellung selbst suchen, in der es am wenigsten Schmerzen hat.

Hufrehe Beschlag 04    Hufrehe Beschlag 06    Hufrehe Beschlag 07

Fall 4

Nochmals ein typischer Standard Rehebeschlag mit zehenoffenem Eisen und weit genug nach hinten angebrachtem Steg. Die Rinne wurde beim vorherigen Beschlag angebracht und ist bereits ein Stück heruntergewachsen. Das Material vor dem Steg ist Fassdichte, die das Vorlaufen der Polstermasse beim Einspritzen unter die Platte verhindern soll

P1010351    P1010352    P1010353

Hufbeindurchbruch an der Zehe

Dieses Bild zeigt nochmals wo das Hufbein bei einer Rotation auf die Sohle drückt. Hier darf kein Eisen, keine Platte und kein Polster drücken!!

Durchbruch1

Dies ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn ein Rehehuf nicht rechtzeitig umbeschlagen wird. Die Zehe wächst als Schnabel davon.

    rehe1

Hufrehe ist eine chronische Erkrankung. Aus diesem Grund bedarf sie andauernder Beachtung und Pflege, um sie im Griff zu behalten.

Die Fütterung von Pferden mit Hufrehe ist einerseits einfach, andererseits dann aber in der Praxis doch mit Problemen behaftet. Einfach in sofern, als das Grundprinzip die Einhaltung des Bedarfs des Pferdes ist. Das bedeutet den Erhaltungsbedarf bestimmen und nicht überfüttern. In der Regel müssen die Pferde abspecken. Die allermeisten betroffenen Pferde benötigen kein Kraftfutter.

Das Problem beginnt für den Pferdehalter mit der Bestimmung des Grundbedarfes und endet mit der Frage, was er überhaupt füttern darf ond/oder muss. Da heute fette Pferde modern sind, ist für viele Besitzer auch die korrekte Einschätzung des Ernährungszustandes schwierig geworden.

Ich kann an dieser Stelle keinen Fütterungskurs anbieten, will aber versuchen einige Leitlinien anzubieten. Wer mehr Unterstützung braucht, sollte sich von einem Futtermittelfachmann beraten lassen, der sich mit der Materie und dem Problem Insulinresistenz beim Pferd auskennt.

Für die Einschätzung des Ernährungszustandes eines Pferdes kann man eine Richtlinie der AAEP (Amerikanische Pferdetierärztevereinigung) verwenden, in Deutschland scheint sich ein BCS (Body Condition Score) durchzusetzen. Mit beiden Methoden lässt sich der Ernährungszustand eines Pferdes klassifizieren

Dabei werden Noten von 1 bis 9 bzw. 0 bis 5 beim BCS vergeben. Eine geringe Note bezeichnet einen unterernährten Zustand, der höchste Wert wird extrem fetten Pferden vergeben.

Der Ernährungszustand wird an sechs Schlüsselpunkten am Körpers beurteilt.

   

A Fettansatz oder “Bemuskelung” am Mähnenkamm

B Fettpolster am Widerrist

C Wulstbildung im Lendenbereich

D Fettpolster am Schweifansatz

E Fühlbarkeit der Rippen

F Fettpolster hinter der Schulter

Einstufung nach AAEP

Grad 1: Unterernährung

Das Pferd ist ausgemergelt, Dornfortsätze, Rippen Schweifansatz und sämtliche Knochenvorsprünge sind überdeutlich zu erkennen. Keinerlei Fettansatz erkennbar.

Grad 2: Sehr mager

Die Dornfortsätze sind sichtbar. Rippen, Schweifansatz und Hüfthöcker sind deutlich sichtbar. Die Knochenkonturen von Widerrist, Hals und Schulter sind noch sichtbar voneinander abgesetzt.

Grad 3: Mager

Die Dornfortsätze sind noch immer prominent aber mittig mit etwas Fettgewebe abgedeckt. Geringe Mengen Fett bedecken die Rippen, die aber leicht erkennbar sind. Der Schweifansatz ist dünn aber einzelne Wirbel sind nicht zu unterscheiden. Die Hüfthöcker sind vorstehend aber eher angerundet. Die Konturen von Hals Widerrist und Schulter sind akzentuiert.

Grad 4: Eher mager

Die Dornfortsätze am Rücken sind nicht erkennbar aber die Muskulatur erreicht nicht das Niveau der Dornfortsätze (Rinne rechts und links der Wirbelsäule). Die Konturen der Rippen sind gerade noch mit dem Auge sichtbar. Am Schweifansatz findet man eine dünne Fettauflagerung. Hals, Widerrist und Schultern erscheinen nicht dünn.

Grad 5: Guter Ernährungszustand

Die Dornfortsätze der Wirbelsäule und die Rückenmuskulatur sind auf einer Höhe. Rippen kann man nicht sehen aber leicht ertasten. Die Fettpolster am Schweifansatz sind deutlich und etwas weich. Der Widerrist erscheint abgerundet und die Konturen von Hals, Schulter gehen fließend in einander über.

Grad 6: Eher zu gut ernährt

Andeutung einer Mittelrinne über den Dornfortsätzen des Rückens. Das Fettpolster am Schweifansatz ist deutlich zu fühlen, auf den Rippen fühlt man eine dünne Fettschicht. Die Gruben beidseits des Widerristes sind leicht mit Fett aufgefüllt und es finden sich Ansätze zu Fettpolstern am Mähnenkamm und hinter den Schulterblättern.

Grad 7:  Fett

Meist bildet sich eine deutliche Rinne über den Dornfortsätzen des Rückens. Die einzelnen Rippen können noch ertastet werden aber man fühlt eine deutliche Fettschicht. Das Fettpolster am Schweifansatz fühlt sich weich an. Fettansätze am Mähnenkamm, hinter den Schultern und am Widerrist sind optisch erkennbar.

Grad 8: Deutlich fett

Eine deutliche Rinne verläuft zwischen den verfetteten Muskelsträngen am Rücken. Die Zwischenräume zwischen den Rippen sind nur noch mit Mühe ertastbar. Fettpolster am Widerrist füllen die Gruben weitgehend auf und das Fettpolster am Schweifansatz fühlt sich sehr weich an. Am Mähnenkamm bildet sich ein Fettwulst, die Konturen der Schulter verschwimmen in der Fettauflagerung.

Grad 9: Extrem verfettet

Die Mittelrinne am Rücken ist sehr deutlich. Fettwülste bilden sich über den Rippen. Am Schweifansatz, in der Lendengegend, der Schulter, dem Widerrist und am Mähnenkamm bilden sich Fettwülste. Fett im Zwischenschenkelspalt und am Präputium tritt deutlich in Erscheinung.

Der Ernährungsgrad 5 ist erstrebenswert. Je nach Einsatz des Pferdes kann eine Note darüber oder darunter gesund und sinnvoll sein.

Einstufung nach BCS

    Hals Rücken/Rippen Becken

0

sehr dünn Knochenstruktur leicht zu fühlen, keine Muskeln Dornfortsätze fühlbar, Rippen sichtbar Hüfthöcker, Schweifansatz steht vor, Haut ist straff

1

dünn Knochen fühlbar Dornfortsätze fühlbar, Rippen einfach zu sehen Kruppe eingefallen, Hüfthöcker fühlbar, Haut weich

2

mäßig leichte Fettschicht über Knochen Fettschicht über Dornfortsätzen, Rippen noch zu sehen Fettschicht über Hüfthöcker, Kruppe gut ausgebildet
3 gut starker Hals, fließender Übergang zur Schulter Dornfortsätze, Rippen fühlbar Becken von Fett bedeckt, runde Form
4 dick leichter Kamm, Fettansatz am Hals Rippen bedeckt, nur mit starkem Druck fühlbar, Rinne entlang Rückgrats Hüfthöcker nicht fühlbar, Rinne bis zur Schweifwurzel
5 sehr fett deutlicher Kamm sehr breit und kräftig, Speckschicht Rippen nicht mehr fühlbar, tiefe Rinne, breiter Rücken tiefe Rinne zur Schweifwurzel, Becken nicht fühlbar und flach
Beim BCS ist ein Score von 2 bis 3 anstrebenswert.

Nicht verwirren lassen sollte man sich durch einen “Heubauch”. Ein Heubauch ist lediglich  durch eine große Raufutteraufnahme bedingt und hat mit dem Ernährungszustand wenig zu  tun. Will man den Heubauch reduzieren kann man die Raufuttergabe auf die untere Bedarfsgrenze beschränken. Wird die Galopparbei intensiviert und damit die Bauchmuskulatur gestärkt, geht ein Heubauch ebenfalls zurück.

Hat man den Ernährungszustand ermittelt, sollte man das Körpergewicht des Pferdes bestimmen. Da eine Pferdewaage meist nicht zur Verfügung steht und wiederholt gemessen werden muss, bietet sich ein Gewichtsmaßband an. Mit solchen Maßbändern, mit denen der Körperumfang am Widerrist bestimmt wird, lässt sich das Körpergewicht ausreichend genau bestimmen. Die Maßbänder haben eine entsprechende Gewichtsskala aufgedruckt, mit der sich das Gewicht ablesen lässt. Die Wiederholung des “Wiegens” mit dem Maßband ist einfach und so lässt sich leicht ein Verlauf bestimmen und das “Abspecken” überwachen.

Zur wirklich exakten Bestimmung des Bedarfes braucht man eine Fütterungssoftware oder den entsprechenden Fachmann. Der Grundbedarf eines Rehepatienten lässt sich aber ohne großen Aufwand abschätzen. In den meisten Fällen reicht Heu und Stroh aus, um den Energie und Proteinbedarf eines ausgewachsenen Pferdes bzw. Ponys, das wenig oder gar nichts körperlich leistet, zu decken. Als Faustregel gilt, dass ein Pferd am Tag 2% bis 2,5% des eigenen Körpergewichtes zu Fressen braucht. Die Hälfte davon sollte Heu guter Qualität sein, der Rest Stroh. Das bedeutet für ein Pferd, das 500 Kg wiegt, eine Heuration von etwa 5 Kg am Tag. Um das Gewicht der Heuration besser einschätzen zu können, hat sich bewährt die Heuration in ein Heunetz zu stopfen und sich damit auf eine normale Personenwaage zu stellen. Wenn Sie Ihr eigenes Gewicht abziehen (ohne Heu auf die Waage stellen) können Sie die Heuration genau bestimmen.

Da die meisten betroffenen Pferde zu fett sind, müssen sie Gewicht abnehmen. Oberstes Gebot ist hierbei: Geduld haben! Bei Pferden mit Metabolischem Syndrom geht der Fettabbau nur sehr langsam. Auch bei reduziertem Angebot packt der Stoffwechsel weiter alle verfügbare Energie in das Fettgewebe.

Niemals plötzlich das Kraftfutter auf einen Schlag komplett absetzen, es sei denn der behandelnde Tierarzt rät Ihnen dazu. Bei entsprechender medizinischer Indikation (akuter Reheschub) wird in der Regel das Kraftfutter vollständig abgesetzt.

Bei Pferden, die keine akute Rehe haben aber zu fett sind, kann als Faustregel gelten: Binnen einer Woche Kraftfutter nicht mehr als 10% reduzieren. Nach einer Woche wird das Gewicht kontrolliert. Hat das Pferd nicht abgenommen, wird die Kraftfutterration um weitere 10 Prozent reduziert.

Grundlage der Futterration sind rohfaserreiche und kalorienarme Futtermittel. Damit fallen Getreide oder Kraftfuttermischungen (Pellets, Müsli,....) weitgehend weg. Bei den Kraftfuttermittel lässt sich die Eignung über den glykämischen Index beurteilen. Der glykämische Index gibt Aufschluss über den Gehalt nicht struktureller Kohlenhydrate (NSC) in Futtermitteln. Nicht strukturelle Kohlenhydrate sind die leicht verdaulichen Kohlenhydrate wie einfache Zucker, Stärke und Fruktan, welche für Pferde mit Insulinresistenz problematisch sind.

Ein Problem hierbei ist, dass Futtermittelhersteller den Wert für den glykämischen Index bisher (Stand 2006) nicht auf dem Deklarationszettel aufführen. Die Angaben auf diesen Zetteln sind in aller Regel für die Beurteilung des Futtermittels für unsere Zwecke vollkommen unbrauchbar. Man muss also beim Hersteller nachfragen. Der Hersteller kennt die Höhe des glykämischen Index seiner Futtermittel leider bisher oft selbst nicht.

Anforderung an Futterration

Rohfaserreich: Kalorienarm:
Raufutter: Heu, Stroh, weil: Kein Getreide weil:
- Fermentierbare Kohlenhydrate - kalorienreich
- z.B. Zellulose - hoher Stärkegehalt
- geringer glykämischer Index - hoher glykämischer Index
Zuckerrübenschnitzel:  
- hoher Pektingehalt  
- wegen höherem Kaloriengehalt nur als Zusatz  
- unbedingt unmelassierte Form, da sonst viel Zucker