Krankheiten S

Spat, Schmetterlings-oder Sandmücke, Strahlfäule, Stallapotheke, Sehnenzerrung, Sehnenschäden, Sehnenentzündung Sommerekzem allergisch, Sarkoid, Schale, Schlundverstopfung, Stollbeule, Stützbeinlahmheit, Sarkoptesräude, Satteldruck, Scherflechte, Sweet Itch Schleimbeutelentzündung, Sommerwunden, Sonnenallergie, Spinale Ataxie, Steingalle, Sandkolik, Salmonelleninfektion, SchaleShivering-Syndrom

Spat

Mit Spat bezeichnet man eine Krankheit, die an den Hintergliedmaßen auftritt. Hier bilden sich Knochenauftreibungen am Sprunggelenk, die zur Versteifung des Gelenks führen können. Die Krankheit wird hervorgerufen durch zu große Belastung (im Sport, Zugpferd, Trabrennsport). Typisch für Spatpferde ist, dass sie den Huf nur auf der Zehe aufsetzen. Sie treten nicht durch. Meistens gehen die Pferde besonders morgens lahm, im Laufe des Tages bessert sich der Zustand. Man kann eine sogenannte Beugeprobe machen um Spat zu diagnostizieren (einwandfrei nur über Röntgenbilder), dabei wird das Hinterbein stark gebeugt (man zieht den Huf unter den Bauch und hält Ihn für ca. 1 Minute dort fest). Dann lässt man das Pferd antraben (ein Klaps auf den Hintern hilft). Ist jetzt eine deutliche Lahmheit am vorher aufgehobenen Bein festzustellen, sollte man das Tier röntgen lassen. Linderung ist bei beschlagenen Pferden mit einem othopädischen Beschlag zu erzielen. Dabei erhöht man die hinteren Schenkel des Hufeisens - bis das Pferd wieder vollflächig auftritt. Außerdem bekommt der Beschlag eine Zehenrichtung um dem Pferd das Abrollen zu erleichtern. Mit dieser Maßnahme entlastet man die durch die Verknöcherung des Knorpels überdehnten Sehnen. Ist eine Verknöcherung noch nicht eindeutig zu erkennen, kann man eventuell, natürlich ohne das Pferd zu belasten, mit viel Weidegang eine Heilung erreichen. Spat ist eine Sammelbezeichnung für arthritische Erkrankungen des Sprunggelenks des Pferdes. Darunter fallen sowohl akute Entzündungen der Gelenke, Knochen und ggf. auch Knochenhaut des Sprunggelenks als auch die durch chronische Entzündungen verursachten Schädigungen der Gelenk-Oberflächen und Knochenumbildungen. In der chronischen Form kann Spat zur Versteifung des Sprunggelenks führen. Bei Spat handelt es sich um Arthrose im unteren Bereich des Sprunggelenks. Meistens tritt Spat als harte Schwellung an der Innenseite (der inneren Gelenkfläche) des Beins an der Stelle auf, an der das Sprunggelenk in den Röhrbeinknochen übergeht. Er kann auch im unteren Gelenkbereich auftreten und dann keine sichtbaren Knochenauftreibungen verursachen. Es kommt häufig zu Lahmheiten. Das an Spat erkrankte Pferd kann in gewissem Rahmen durchaus zur Arbeit eingesetzt werden, doch eine wechselnde Lahmheit kann in unterschiedlichen Zeitabständen immer wieder auftreten. Spat ist eine Form der Arthrose und betrifft das Tarsalgelenk (Sprunggelenk). Dieses ist äußerst kompliziert aufgebaut und besteht zunächst aus dem Rollgelenk, das die Hauptbeweglichkeit beim Beugen sicherstellt. Darunter befinden sich drei Zwischengelenksreihen, die durch straffe Bänder miteinander verbunden sind und somit nur geringe Beweglichkeit zulassen. Aufgrund des nur geringen Beitrags an der Bewegung und dem komplizierten Aufbau des gesamten Gelenkes zeichnet sich ab, dass die unteren Gelenkscheiben im Laufe der Evolution, die nach einer Vereinfachung trachtet und funktionsgerechte Entwicklung fördert, gänzlich verschwinden werden, also miteinander zu einem einzelnen stabilen Knochen verwachsen. Dieser Zusammenhang ist wichtig für die später beschriebene Rechtfertigung der Behandlung von Spat.Entstehungsmechanismen von Spat sind neben erblicher Vorbelastung und einer fehlerhaften Winkelung des Tarsalgelenkes (Stellungsfehler) auch langfristige Fehlbelastungen wie
-zu frühe Belastung (Anreiten)
-zu starke Belastung (Trabrennen, Springen, Stops etc.)
-schiefer Tragrand.
Der Knochen reagiert auf diese Belastungen mit Zubildung von Knochengewebe auf der Innenseite des Tarsalgelenkes (s. Bild 1), indem die durch Bänder fixierten Knochen miteinander verwachsen (unsichtbarer Spat). Während dieser Verwachsung können sich - vorzugsweise an der Gelenkinnenseite - Exostosen bilden. Diese Umfangsvermehrung im Gelenk ist dann mit bloßem Auge erkennbar. Die Exostosenbildung stellt einen ungünstigen Verlauf der Erkrankung dar, weil der Druck der in diesem Bereich darüber verlaufenden Sehne zu zusätzlicher Schmerzbelastung führen kann. Ebenfalls ungünstig ist eine weitere besondere Verlaufsform von Spat, bei der die Knochen nicht miteinander verwachsen, sondern sich auflösen. Zunächst wird das Pferd durch verspannten Gang, ungleichmäßiges Schwingen im Rücken und / oder eine flachere Führung der Hinterhufe auffallen, weit bevor eine Lahmheit im eigentlichen Sinne festgestellt wird. Tritt eine Lahmheit auf, wird der Hufexperte seine Behandlung gemeinsam mit dem Tierarzt absprechen. Aber nicht immer ist anhand der Röntgenbilder eindeutig festzulegen, ob die Innen- oder Außenseite stärker gekürzt werden muß. So kam man früher zum Ergebnis, grundsätzlich die Innenseite entlasten zu müssen, was beim beschlagenen Pferd einer Verdickung des äußeren Eisenschenkels gleichkommt. Das aber galt vermutlich deshalb, weil viele Pferde auch noch bis Mitte des 20. Jh. bodeneng oder faßbeinig standen. Heutige Sportpferde hingegen stehen oft bodeneng/zehenweit (nach außen gedrehte Zehe), sodass heute häufig pauschal innen erhöht wird. Richtig aber ist, den Lahmheitszustand in Abhängigkeit von der gewählten Unterstützung genau zu beobachten und erst dann - ggf. nach entsprechendem Ausprobieren - die endgültige Maßnahme festzulegen. Dabei muß nicht zwangsläufig immer beschlagen werden, denn der Effekt einer einseitigen Höherstellung durch Beschlag lässt sich alternativ auch durch Kürzung der anderen Seite erzielen. Eine (gleichmäßige) Steilerstellung des Hufes in Verbindung mit einer deutlichen Zehenrichtung nach innen wirkt in der Regel zusätzlich entlastend. Darüber hinaus kann die Förderung der Durchblutung im Anfangsstadium helfen; hierüber entscheidet der Tierarzt. Unterstützend wirkt die Kytta-Salbe, ein Extrakt aus der Beinwell-Wurzel, die bei allen Knochenerkrankungen die Heilung unterstützt. Homöopathisch wird in akuten frühen Stadien auch die Gabe von Ruta graveolens (D2-D4), Hekla Lava (D3-D8), Symphytum (D1) und Calcium fluoratum (D6-D8) gegeben. Als Komplexmittel kann Osteoheel S helfen. Lahmt das Pferd auch nach Entlastung durch entsprechende Hufzubereitung, kann quasi im Vorgriff auf die evolutionäre Vereinfachung des Gelenkes (s.o.) eine Operation sinnvoll sein, bei der die beschriebenen, bereits von selbst miteinander verwachsenden Gelenkteile künstlich versteift werden. Dieses wird durch gezielte massive Gelenkschädigung erreicht, wobei eine mittels Knochenbohrer zwischen den Gelenkscheiben geförderte Entzündung den Verwachsungsvorgang beschleunigt. Sind die Knochen günstig miteinander verwachsen, so ist die Lahmheit in der Regel beseitigt oder zumindest erheblich reduziert, sodass das Pferd in vielen Fällen uneingeschränkt als Reittier nutzbar ist. 
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass zu den üblichen Maßnahmen auch eine Durchtrennung der "Spatsehne" und der benachbarten Nerven gehört, sofern die Sehne auf das Gelenk drückt und dabei Schmerzen verursacht. Der Pferdehalter muß in Abhängigkeit des individuellen Falls und einer hoffentlich guten Beratung eines Tierarztes entscheiden, wie weit er gehen will.


   
   Innenseite eines Tarsalgelenkes mit Spatveränderungen. Die roten Farbmarkierungen zeigen die Bereiche an, in denen die Verwachsungen erfolgt sind. Im Bild gut erkennbar sind die spaltförmigen Zwischengelenksreihen, die aufgrund ihrer Form und Lage nur wenig zur Gelenkbeugung beitragen können; die Hauptbeweglichkeit wird durch das über den Gelenkscheiben befindliche Rollgelenk erzeugt. Vor diesem Hintergrund ist eine künstliche (operative) Gelenkversteifung im Bereich dieser Gelenkscheiben eine häufig anzutreffende Behandlungsmethode, ohne die Nutzung des Pferdes als Reittier einzuschränken.                                                                          (zurück)

Schmetterlings-oder Sandmücke

Der Stich der Phlebotomen, auch Schmetterlings- oder Sandmücken genannt überträgt den Erreger Leishmania infantum. Dabei handelt es sich um parasitierende Protozoen die das Knochenmark, die Leber und die Milz der Tiere befallen und zu schwerwiegenden Erkrankungen bis hin zum Tode führen können. Normalerweise kommt diese Erkrankung, aufgrund des Verbreitungsgebietes der Mücke, nur in südlicheren Ländern vor. Die Mücken dieser Gattung konnten jedoch bereits am Oberrhein bis in den Frankfurter Raum nachgewiesen werden. Hinzu kommt, dass erstmalig in Deutschland ein Fall von Leishmaniose beim Pferd nachgewiesen wurde. Somit ist nicht mehr auszuschließen, dass sich die Leishmaniose auch bei uns ausbreitet.                                                                                                                                                                            (zurück)

Strahlfäule

Die Strahlfäule ist eine bakterielle Erkrankung des Hufes bei Huftieren, vor allem bei Pferden. Dabei wird das weiche Strahlhorn des Hufes durch Fäulnisbakterien zersetzt
Symptome:
Beim Auskratzen der Hufe tritt ein Fäulnisgeruch auf. Es bilden sich im Strahl Hohlräume, sogenannte Taschen oder Ritzen, die mit einer schmierigen, grauen oder schwarzen Masse gefüllt sind. Das Strahlhorn wird insgesamt weicher. Im fortgeschrittenen Stadium, wenn das Horn schneller zerfällt, als es nachwächst, kann es zur Auf- oder Ablösung des Strahls kommen.
Die Fäule des Hornstrahls tritt vor allem an den Hinterhufen der Pferde auf. Beginnend von der mittleren Strahlfurche aus, zerfällt das feste Strahlgewebe. Das Horn ist zerklüftet, und die Spalten sind mit einer schmierigen, übelriechenden Masse gefüllt. Ist der Strahl zerstört, so kann ein Zwanghuf entstehen. Bei tiefen Defekten reizen die Bakterien die Lederhaut- Gefahr von Lahmheit oder (bei längerer Anwendung) sogar Hufkrebs!. Sie wird durch mangelnde Sauberkeit und Pflege der Hufe, vor allem durch Stehen in feuchtem Mist, hervorgerufen. Sorgsame Behandlung des Hufes und immer saubere, trockene Streu schützen vor Strahlfäule. Die häufig empfohlene Anwendung von Hufteer ist falsch. Nässe und Bakterien werden dadurch geradezu eingeschlossen. Hufteer, wenn überhaupt, nur am gesunden Huf zum Schutz vor extremen wetterbedingten Belastungen anwenden!
Ursachen:
Die Strahlfäule wird durch spindelförmige Bakterien namens Fusobakterii necrophori verursacht und stellt eine häufig auftretende Huferkrankung dar. Die Bakterien sind eigentlich nützlich bei der Verdauung. Am Huf treten sie erst in Erscheinung, nachdem sie ausgeschieden werden und das Pferd in den Kot tritt. Dort greifen sie das weiche Strahlhorn an.Die Bakterien sorgen für eine Zersetzung des Strahlhorns durch Bildung von Aushöhlungen und Fäulnisspalten. Die betroffenen Stellen zeigen sich als dunkelgraue, schmierige Masse, die einen schweren, fauligen Geruch verströmt. Sollte der Fäulnisprozess schneller fortschreiten, als das Strahlhorn nachwächst, kann es zur völligen Zersetzung des Strahlhorns kommen.
Damit es zu einer Strahlfäule kommen kann, müssen die auslösenden Bakterien für sie optimale Umgebungsbedingungen vorfinden. Sie benötigen ein feuchtwarmes Milieu und können sich nur unter Ausschluß von Sauerstoff vermehren.
Der Ausgangspunkt einer Strahlfäule liegt meistens in der mittleren Strahlfurche. Von dort greifen die Erreger auf die seitlichen Strahlfurchen über. Im fortgeschrittenen Stadium kann es durch Strahlfäule zu Lahmheit durch Huflederhautentzündung kommen. Anfangs kann sie nur durch die oben beschriebenen äußeren Symptome erkannt werden.
Die Ursache der Strahlfäule liegt meistens in mangelnder Hufpflege. Zur Hufpflege gehört das regelmäßige Reinigen des Hufes mit dem Hufkratzer (mindestens einmal täglich), wie auch das korrekte Auschneiden des Hufes durch einen Hufschmied. Dadurch wird vermieden, dass sich in Taschen oder Ritzen im Huf (oder schlicht unter dem am Huf haftenden Dreck) Zonen bilden können, die von der Luftzufahr abgeschlossen sind und damit anaeroben Fäulnisbaktieren einen Nährboden bieten.
Eine weitere häufige Ursache sind verschmutzte Boxen und Paddocks, in denen eine Kot und Urin-Mischung den Erregern einen feuchten, warmen und damit idealen Nährboden bieten.
Mangelnde Bewegung bzw. Bewegung nur auf weichem Boden kann die Entstehung von Strahlfäule fördern. Bei Bewegung auf hartem Boden berührt - zumindest beim unbeschlagenen Pferd - der Strahl den Boden und drückt gegen die Huflederhaut. Dadurch wird der Blutkreislauf der Huflederhaut angeregt und die Bildung neuen Horns gefördert.
Schließlich können anatomische Eigenarten des Hufes selbst die Bildung von Strahlfäule begünstigen: Enge Hufstellungen und tiefe Strahlfurchen lassen sie leichter entstehen.
Krankheitverlauf und mögliche Folgen:
In der Regel beginnt die Strahlfäule bei der mittleren Strahlfurche. Von dort breitet sie sich zu den seitlichen Strahlfurchen aus und es bilden sich im gesamten Strahl Fäulnisherde. Im weiteren Verlauf kann sie auch den Hornballen befallen, so dass sich dort und auf den Strahlschenkeln das Horn in Fetzen ablöst, bis die Huflederhaut freiliegt. Tritt Fäule an der weißen Linie auf, spricht man von Hornfäule.
Bildet sich durch die Strahlfäule der Strahl zurück bzw. bricht er durch eine immer stärkere Ausprägung der mittleren Strahlfurche zusammen, kann ein Zwanghuf entstehen, der zur Lahmheit des Pferdes führt. Lahmheiten können auch auftreten, wenn die freiliegende oder nur noch durch dünnes Horn geschützte Huflederhaut durch Steine oder Sand gereizt wird und sich entzündet.
Vorbeugung:
Die Fäulnisbaktieren (Fusobakterii Necrophori) sind nur unter Luftabschluss aktiv, d.h. die regelmäßige Reinigung der Hufe durch Auskratzen und ggf. auch mit der Wurzelbürste ist die beste Prävention gegen die Strahlfäule. Durch das regelmäßige fachmännische Auschneiden des Strahl wird die Bildung von Taschen und Ritzen verhindert - bzw. bestehende werden entfernt. Weiterhin sind Boxen und Paddocks regelmäßig zu reinigen.
Behandlung:
Ist eine Strahlfäule vorhanden, müssen zunächst die verfaulten Hornteile entfernt werden. Können diese nicht vollständig weggeschnitten werden, da sich die Fäule beispielsweise schon tief in die mittlere Strahlfurche hineingefressen hat, so werden die Fäulnisstellen mit einem Desinfektionsmittel behandelt. Üblich, wirkungsvoll aber auch umstritten ist der Einsatz von Jodoformäther (4-10prozentig). Um eine weitgehende Desinfizierung der Fäulnisspalten zu erreichen und eine erneute Verschmutzung des angegriffenen Horns zu verhindern, werden diese häufig mit Tamponagen auf Watte oder Mull verschlossen, wobei darauf zu achten ist, dass die Tamponagen mindestens einmal täglich gewechselt werden.
Vorsicht, die richtige Strahlfäule wird oft mit einem nur etwas fransigen, sich erneuernden Strahl verwechselt. Wenn der Strahl nicht wirklich nach faulen Eiern riecht, und eine schwarze, schmierige Substanz absondert, muß er normalerweise nur glattgeschnitten und nicht behandelt werden.
Strahlfäule entsteht unter Einwirkung eines bei der Verdauung nützlichen Darmbakteriums. Dieses gelangt über Kot in die Strahlfurchen des Hufes. Wärme und Luftabschluß durch den im Huf klebenden Kot begünstigen vor allem in den spitzen Strahlfurchen eine Vermehrung der Horn zersetzenden Bakterien. Ammoniak als Zersetzungsprodukt des Urins ist eine Lauge und wirkt vorbereitend für das Einnisten der Bakterien: Das Horn wird regelrecht ausgelaugt, d.h. weich und bröselig, und damit empfänglich für den Angriff von Bakterien. Die Folge ist die Bildung eines schwarzen, übel riechenden Schleimes, der, von den Strahlfurchen ausgehend, bald auch den kompletten Strahl überzieht. Von der mittleren Strahlfurche ausgehend kann in der Folge sogar der Kronrand infiziert werden, wodurch das Hornwachstum gestört wird. Lang anhaltende Strahlfäule kann den sog. Hufkrebs hervorrufen: Das (zu) schnell nachwachsende, blumenkohlartig wuchernde Horn weist eine schlechte bröselige Qualität auf. Ist es soweit erst gekommen, ist eine Operation nötig, wenn die tierärztliche Behandlung mit adstringierenden Einreibungen nicht mehr weiterhilft. Bei vergleichbarer gemischter Haltung (nachts Box, tagsüber Auslauf / Weide) ist zu erkennen, dass Wallache eher und stärker von Strahlfäulnisbefall betroffen sind. Ich erkläre mir diesen Umstand so, dass Stuten in der Box nach hinten in den   Randbereich der Einstreu urinieren, während Wallache / Hengste unter sich, also in die Mitte der Box urinieren, wo sie sich auch aufhalten. Und wer hat nicht schon beobachtet, dass sein männliches Pferd sich auch außerhalb der Box beim "kleinen Geschäft" auf die "Zehenspitzen" stellt, um sich bloss nicht naß zu spritzen, dann aber mit dem ersten Schritt nach vorne mitten in seine Pfütze tritt! Zur Behandlung von Strahlfäulnis sind zunächst, soweit darauf Einfluß genommen werden kann, die Haltungsbedingungen zu verändern: Ein ungepflegter Matschpaddock, der nicht abgesammelt wird, sowie Urin getränkte Einstreu, verhindern eine Ausheilung, wenn das Pferd sich in dieser Umgebung stundenlang aufhält. Auch längere Trockenperioden ändern nichts an der Strahlfäulnis, wenn diese nicht behandelt wird. Zwar trocknet die Strahloberfläche aus und Schleim und Geruch verschwinden, doch unter der durch Trockenheit rissigen Oberfläche "brodelt" es weiter, indem sich Taschen in tieferen Hornschichten einlagern. Die Behandlung ist sehr langwierig, da gesundes Horn nur langsam nachwächst. Der Hufpfleger wird die Behandlung durch Ausschneiden, somit auch dem Entfernen der zersetzten Hornteile, einleiten. Hier gerät er in einen Konflikt, denn ein zu kurzer Strahl, der nicht belastet wird, fördert seinerseits Strahlfäule. Außerdem fördern Zwanghufe,besonders jene mit eingerollten Trachten, die Fäulnis: sie drängen den Strahl zurück. Hierdurch wird eine Kettenreaktion eingeleitet, denn der verkümmerte Strahl fördert wiederum die Zwanghufbildung. Einen echten Erfolg können Sie nur gemeinsam mit Ihrem Hufpfleger erzielen: Durch regelmäßige Korrektur am Huf, vor allem aber Ihrer Pflege, die bereits bei der Haltung des Pferdes und beim täglichen Auskratzen der Strahlfurchen beginnt. Wünschenswert ist hier ein Auskratzen vor dem Weideaustrieb, damit der über Nacht auf enger Fläche (garantiert) eingetretene Dung aus dem Huf entfernt wird - doch hält nicht jeder sein Pferd am Haus. Drei Faktoren sind bei Ihrer Weiterbehandlung gegen die Zersetzungsprodukte des Strahlhorns von Bedeutung, nachdem ein mechanischer Abtrag der Fäulnisprodukte, z.B. mittels durch den Mittelstrahlspalt gezogenen Mullbindenstückes, erfolgte:
1.Trockenlegung des Strahls
2.Abtöten der Fäulnisbakterien (Desinfektion)
3.Pflege (Rückfettung).
Diese drei Anforderungen erfüllt in sehr ausgewogener Form eine Ölmischung, deren Rezeptur erprobt wurde:
S T R A H L F A U L E X :
5 ml Lorbeeröl

5 ml Thymianöl
5 ml Geraniumöl
5 ml Teebaumöl
geeigneter Emulgator
75 ml Wasser
Es sind nur naturreine, ätherische Öle zu verwenden, auch wenn diese teilweise ein kleines Vermögen kosten; Parfum-Öle sind bei der Hufpflege völlig wertlos, da sie lediglich eine Duftkomposition darstellen, die geruchsmäßig den ätherischen Ölen nachempfunden wurde, ohne deren biochemischen und medizinischen Eigenschaften zu besitzen. Die Mischung wird in einen handelsüblichen Zerstäuber gefüllt. Vor jeder Anwendung im befallenen Strahlbereich ist die Mischung unbedingt zu schütteln (Öl-in-Wasser-Emulsion!). Die o.a. Menge reicht in der Regel für einen Behandlungszyklus bei zunächst täglicher Anwendung, später alle 2-3 Tage, sofern die Ursachen abgestellt wurden (s.o.).
Leider ist es nach dem Konkurs der Kette "Spinnrad" gar nicht so einfach, an alle Zutaten zu gelangen. Insbesondere einen geeigneten Emulgator zu finden, ist nicht einfach (früher 6 ml LV41 von Spinnrad). Für eine Rückmeldung bin ich dankbar, wenn ein Emulgator bekannt ist und zu guten Ergebnissen führt! Ein sehr brauchbares handelsübliches Mittel ist bei regelmäßiger Anwendung Klausan von Firma Dr. Schaette (Futtermittelhandel, Reitsportgeschäft). In problematischeren Fällen, bei
denen die Zersetzung bereits soweit fortgeschritten ist, sodass insbesondere auf weichem Boden starke Lahmheit durch reibenden Sand festgestellt wird, hilft nach Rücksprache mit dem Tierarzt Jodoformäther (5-10%ig) aus der Apotheke bzw. vom Tierarzt. Der Auftrag erfolgt mit einem Pinsel oder einer Pipette nur auf die befallenen Bereiche des Strahls. Die mittlere, durch Zersetzung sehr tief gewordene Strahlfurche wird mit Watte austamponiert, die mit Jodoformäther getränkt wird. Durch die stark austrocknende Wirkung sollte diese Behandlung nur in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen und höchstens 2 Wochen bei täglicher Anwendung erfolgen. Spätestens nach 5 Tagen täglicher Anwendung sind ohnehin alle Bakterien abgetötet.
Zur Beachtung: Jodoformäther hat keine pflegende Wirkung, sondern lediglich eine desinfizierende, austrocknende. Und Austrocknung der Hornkapsel fördert wiederum den Zwanghuf, der Kreislauf beginnt von vorne. Daher die zeitliche Begrenzung. Um den Reibungsschmerz durch Sand in der mittleren Strahlfurche zu lindern, sollte diese regelmäßig mit einem Stück Watte oder Mullbinde gesäubert werden. Das gewählte Material ist vorsichtig mit einem stumpfen (!) Hufkratzer durch die Strahlfurche gezogen werden, ohne dabei gesundes Horn zu verletzen. Das Zucken des Hufes wird Ihnen die Grenzen Ihrer Arbeit aufzeigen. Ein Austamponieren der gereinigten mittleren Strahlfurche mit einem mit Pflegemittel (s.o.) getränkten Stück Watte oder Mullbinde kann Reibung zumindest zeitweise verhindern; spätestens beim Ausritt wird die Tamponade durch den Hufmechanismus bedingt jedoch herausfallen. Daher empfiehlt sich diese Maßnahme abends nach der Bewegung.
Als weiteres hoch wirksames Mittel im weit fortgeschrittenen Stadium ist Socatyl-Paste zu nennen, das es in der Tube beim Tierarzt gibt und von ihm in der Regel zur Wundversorgung bei tiefen Wunden ausgegeben wird (TA befragen). Das hoch giftige Kupfervitriol oder Kupfersulfat, früher häufig zur Austrocknung der faulen Stellen genutzt und von dem einen oder anderen Hufschmied vielleicht aus alter Tradition noch als Hauptmittel genannt, sollte gemieden werden, solange andere wirksame Maßnahmen ergriffen werden können: Geht die Fäulnis bereits bis an die Huflederhaut, so gelangt das Gift in den Körper! Späneeinstreu in der Box kann vorübergehend - bis zur Austherapierung der Fäulnis - als zusätzliche Maßnahme unterstützend wirken, da Späne eine stark austrocknende Wirkung auf das Hufhorn haben. Weil neben dem befallenen Strahlhorn jedoch der ganze Huf austrocknet, sollten die Späne nicht als Dauerstreu verwendet werden: Die austrocknende Hornkapsel zieht sich ringartig zusammen, verengt damit den Huf im Bereich des Ballens, fördert so den Zwanghuf und in der Folge die Strahlfäulnis. Wird ein unter Strahlfäule leidender Huf lediglich trocken gelegt (Einstreu, trockene Wetterperioden), scheint sich der Zustand zwar äußerlich nicht mehr zu verschlechtern. Durch die Trocknung des Horns entstehen jedoch feine, aber tiefe Risse im Horn, die eine große Oberfläche erzeugen und durch Kapillarwirkung die zersetzenden Bakterien einlagern; in tieferen Hornschichten bilden sich Taschen, in denen sich die Bakterien so richtig wohl fühlen. In diesem Zustand, in dem Schleim und Geruch der Fäulnis fehlen und damit eine Heilung vorspiegeln, ist daher eine Weiterbehandlung unabdingbar, wobei ein Mittel mit pflegender Komponente zu wählen ist. Generell gibt es auch hier Grenzen für die Eigenbehandlung. Fließen erste Blutstropfen, so ist bereits die Lederhaut des Strahls von Fäulnisbakterien erreicht. In diesem Fall sind scharfe Behandlungsmethoden zu vermeiden, da sie dem Pferd starke Schmerzen zufügen. Die Konsultation eines Tierarztes ist hier unumgänglich.

                   Bereits weit vortgeschrittene Strahlfäule                                                                                       (zurück)

Stallapotheke

In eine gut sortierte und vernünftig eingerichtete Stallapotheke gehören als wichtigste Soforthilfmittel:
Fieberthermometer
Stethoskop
Verbandsmaterial
(Wundkompressen, Watte und elastische Binden)
Nasenbremse
Saubere Gummihandschuhe
Abdeckendes Wundspray (z.B. Aluspray)
Wundsalbe (z.B. Braunovidonsalbe, Zink-Lebertransalbe)
Abschwellende Salbe (z.B. Tensolvet-Gel)
Mildes Wunddesinfizienz (z.B. Braunol-Jod-Lösung)
Weichfutter (z.B. Weizenkleie zur Mash-Herstellung)
Einmalrasierer

Adressen und Telefonnummern:
Besitzer + Reiter
Stallbesitzer
Tierarzt
Transporteur
Hufschmied    
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Sehnenzerrung .

Wenn von einer Sehnenzerrung gesprochen wird, meint man die Sehne, die an der Rückseite des Röhrbeins abwärts verlaufend, die oberflächliche und tiefe Beugesehne. Meist sind es die Sehne der Vorderbeine, die erkranken, denn sie werden beim Galoppieren und Springen am stärksten belastet. Eine Zerrung entsteht gewöhnlich während der Arbeit durch einen plötzlichen Ruck an der Sehnenfaser, der ihr Dehnungsvermögen überfordert und sie reißen läßt. Klassische Anzeichen einer solchen Verletzung sind Wärme; Schwellung und Schmerz. Der Schmerz stellt sich unmittelbar nach der Verletzung ein, während es einige Stunden dauern kann, bis sich die Wärme und die Schwellung voll ausgebildet haben. Eine Sehnenzerrung kann überall vorkommen, sogar im Stall, wenn das Pferd beim Aufstehen ausgleitet. Eine Zerrung des Bandes direkt hinter dem unteren Röhrbein weist ähnliche Symptome auf.                                                                                            (zurück)

Sehnenschäden

Die Sehnen sind leichtgewichtige, hochbelastbare Faserbündel, die in der Lage sind, hohe Zugkräfte zu übertragen. Die Gliedmaße der Pferde sind so konstruiert, dass die schweren Muskeln, in denen die Zugkräfte durch "Aufpumpen" mit Blut gebildet werden, nahe am Rumpf zu finden sind. Diese Muskeln gehen oberhalb der Karpal- und Tarsalgelenke in leichte, aber hochbelastbare Sehnen über, die ihrerseits an den Knochen angesetzt sind. Durch das "Aufpumpen" der Muskeln mit Blut werden die Muskelbündel dicker und verkürzen sich. Sie üben damit eine Zugkraft auf die Sehnen aus, wodurch eine Bewegung der Gliedmaße möglich wird. Durch den Umstand, dass die Muskeln sich nahe am Rumpf befinden, können die Gliedmaße bei gleichzeitig hoher Belastbarkeit besonders zierlich ausfallen. Sehnen haben aber auch eine eingeschränkte Dehnbarkeit. Bei normaler Belastung haben sie eine Dehnung von bereits ca. 17 %. Die Grenze der Belastbarkeit liegt bei ca. 21 %. Werden sie darüber hinaus belastet, reißen die Fasern am Knochenansatz ab. Die Anzahl der gerissenen Fasern bestimmt den Grad des Sehnenschadens.
Sehnenfasern erneuern sich nur langsam. Während Muskel- und Knochenzellen schon nach wenigen Wochen durch neue ausgetauscht sind, dauert es bei einem Sehnenschaden in der Regel ein Jahr, bis die Fehlstellen repariert sind. Das bedeutet eine lange Schonpause. Doch auch nach der Gesundung bleibt ein hohes Risiko für erneute Sehnenschäden erhalten, denn das Reparaturgewebe ist geringer belastbar als das ursprüngliche. Während der Heilung und auch danach ist daher stets auf eine Entlastung der Sehnen zu achten. Beim Pferd sind an den Gliedmaßen in der Regel die Beugesehnen betroffen, die durch eine Steilerstellung des Hufes Entlastung finden. Wichtig ist auch eine Unterstützung des Hufes im Trachtenbereich. Insbesondere auf weichem Boden besteht die Gefahr, dass die Trachten einsinken und übermäßigen Zug auf die Beugesehnen ausgeübt wird. Hier ist ein therapeutischer Beschlag anzuraten, auch für Barhufgänger. Der therapeutische Beschlag soll im Trachtenbereich möglichst stark unterstützen. Dies kann z.B. erreicht werden durch:
- Umgedrehte Beschläge (vorne offen / im Trachtenbereich geschlossen)
- geschlossene Beschläge wie z.B. Alu-Egg-Bars, Stegeisen, Kunststoffbeschlag (letzterer ist aus Stabilitätsgründen immer geschlossen und verringert durch die Materialdämpfung die Stoßbelastung) etc.
- Beschläge mit Strahl unterstützenden Platten i.V.m. Polsterung.
Erlaubt ist alles, was die Trachten unterstützt!                                                                                                                               
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Sehnenentzündung 

Die Entzündung einer Sehne, meist aufgrund einer Verletzung. Zu den Anzeichen gehören Schwellung und Wärmeentwicklung über der verletzten Sehne, Schmerzhaftigkeit beim Abdrücken mit den Fingern, Lahmheit und eine Schutzhaltung, die die Belastung der Sehne verhindern soll. Die Behandlung der Sehnenentzündung erfolgt in frischen Fällen durch Boxenruhe, Verbände, scharfe Einreibung oder durch operative Maßnahmen, später durch vorsichtige Bewegung. Unter Sehnenentzündung ist die Entzündung einer Sehne, meist aufgrund einer Verletzung zu verstehen. Zu den Anzeichen gehören Schwellung und Wärmeentwicklung über der verletzten Sehne, Schmerzhaftigkeit beim Abdrücken mit den Fingern, Lahmheit und eine Schutzhaltung, die die Belastung der Sehne verhindern soll.                                     
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Sommerekzem allergisch

Als allergisches Sommerekzem ist eine bei manchen Pferden in der warmen Jahreszeit auftretende und jährlich wiederkehrende Dermatose benannt worden, die auf eine Sensibilisierung durch Insekten (Culicoides...) zurückgeführt wird... Das erste auffällige Symptom ist starker Juckreiz. Dieser bleibt auch kennzeichnend für den gesamten Krankheitsverlauf. In Deutschland allergisches Sommerekzem genannt, ist es identisch mit "sweet itch" in England und "summer itch" in Amerika sowie SSRD (Summer Seasonal Recurrent Dermatitis) in der englischen Fachliteratur. Das allergische Sommerexzem wird manchmal auch als " Sommerräude" bezeichnet, was allerdings nur von Laien der Fall ist. Pferde mit angeborener Neigung zum Sommerexzem erkranken in der Regel chronisch und dadurch bedingt in jedem Jahr erneut. Allerdings wurde mit Ägyptischem Schwarzkümmel - sei es als Pellets oder als Öl sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch im Bereich der Homöopathie sind beim Sommerexzem gute Erfolge zu verzeichnen. Dort wird folgende Behandlung empfohlen:

Als Globuli:

Apis mellifica D6. Beim akuten Ausbruch des Sommerekzems mit starkem Juckreiz und großer Berührungsempfindlichkeit; die betroffenen Hautstellen sind stark gerötet, heiß und geschwollen, die Pferde wirken sehr unruhig und nervös. Kaltes Wasser bringt Linderung. zwei- bis dreimal täglich zehn Globuli oder Tropfen über sieben bis zehn Tage.

Rhus toxicodendron D12. Wenn durch das Scheuern der Juckreiz immer stärker wird und es zu starken Hautrötungen sowie gelblichen, entzündeten Verkrustungen mit starker Nässebildung kommt. einmal täglich zehn Globuli oder Tropfen über etwa zehn Tage.

Für den quälenden Juckreiz, der das Pferd veranlasst, Mähnenkamm und Schweifrübe und manchmal auch andere Körperstellen blutig zu scheuern, werden eine ganze Reihe auslösender Faktoren diskutiert. Unstrittig ist, dass der allergischen Reaktion auf den Biss der Kriebelmücke eine zentrale Rolle zukommt. Deshalb sollten betroffene Pferde nicht in den Morgen- und Abendstunden und gegebenenfalls nur geschützt durch besondere Decken auf die Weide gelassen werden. Die Symptome der Krankheit "Sommerekzem" sind leicht zu erkennen, und doch schwer zu behandeln. Das Pferd hat einen ständigen Juckreiz, der durch eventuelle Giftstoffe im Körper des Tieres zustande kommen kann. Besonders bei warmen Temperaturen, oder wenn der Vierbeiner schwitzt, werden diese übeltäter durch die Poren der Haut abgegeben.
Das geplagte Pferd oder Pony lässt sich keine Gelegenheit entgehen, um den Juckreiz zu lindern. Es macht genau das, was wir bei einem Schnakenstich machen: jucken. Obwohl die Menschen wissen, dass alles nur noch schlimmer wird, hören sie nicht auf und kratzen immer weiter. Das Pferd scheuert sich durch den starken Juckreiz an Mähne und Schweif, in mehreren Fällen auch an Bauch und Rücken. Der Teufelskreis entsteht: Der Drang sich zu jucken wird nicht verringert, sondern immer größer. Zu Beginn brechen die Langhaare an Mähne und Schweif ab. Schnell verwandeln sie sich in kahle, hässliche Stellen, die sich rasch zu nässenden, blutenden Wunden entwickeln. Fliegen und andere Insekten bringen Bakterien, Schmutz und Keime in die offene, verletzte Haut. Eine Entzündung entsteht, die daran Schuld ist, dass der gesamte Mähnenkamm bis hin zum Widerrist und die Schweifrübe anschwillen. Die Krankheit tritt zwischen April und Oktober auf, daher auch der Name "Sommerekzem". Chronisch infizierte Pferde oder solche, die sich in der Inkubationsphase befinden, bilden ein Erregerreservoir. Sie kontaminieren die Umgebung und schleppen die Seuche in gesunde Pferdebestände ein. Menschen stecken sich durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren an.

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Sarkoid

Eine Hauterkrankung, bei der die Hautgewebe von einem noch nicht identifizierten Virus befallen werden. Die Läsionen sehen meist aus wie Tumore, können manchmal geschwürig werden und sich lokal ausbreiten. Manche Wissenschaftler berichten, dass Sarkoide in bestimmten Pferdefamilien häufiger auftreten. Das Sarkoid tritt weltweit auf und ist mit etwa 40 % der häufigste Tumor beim Pferd. Ein Sarkoid ist eine Hauterkrankung, bei der das Gewebe der Haut von einem Virus befallen wird. Dieser Virus ist noch nicht bekannt. Die Krankheitsherde sehen zu Beginn aus wie harmlose Warzen. Später ähneln sie eher einem Tumor. Es besteht die Möglichkeit, dass sich ein Sarkoid auch auf andere Körper- Regionen ausbreitet. Bei einer Ausbreitung kann ein Sarkoide sehr groß werden. Ob und wie ein Sarkoid entfernt werden muss, darüber gibt es zur Zeit keine klare Aussage. Man geht davon aus, dass zumindest ein Sarkoid, welches beständig wächst, entfernt werden sollte. über die Art der Entfernung gehen die Meinungen weit auseinander. In Frage kommt eine chirurgische Entfernung oder die Einfriertechnik (Kryochirurgie). Oder dem Pferd werden spezielle Stoffe, welche das Immunsystem anregen, direkt unter die Sarkoide gespritzt. Genau wie bei der Behandlung, klaffen auch die Meinungen über das Auftreten der Sarkoide auseinander. So heißt es zum Beispiel, daß bestimmte Rassen eher zu Sarkoiden neigen. Aber auch, daß diese in bestimmten Ställen vermehrt auftreten, ohne daß die Pferde dort artverwandt wären. Als gesichert gilt, daß entfernte Sarkoide dazu neigen, an den gleichen Stellen wieder erneut aufzutreten. Bei Unklarheit, ob es sich um ein Sarkoid handelt, sollte immer ein Tierarzt hinzugezogen werden.  Als Unterart gibt es das equine Sarkoid.


Equine Sarkoid
Das Equine Sarkoid tritt vorzugsweise an Stellen auf, an denen man es überhaupt nicht gebrauchen kann, wie Sattel- und Gurtlage...    

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Schale

Als Schale bezeichnet man eine Erkrankung, bei der das Pferd auf einem oder mehreren Beinen eine Lahmheit entwickelt, die auf ein externes Trauma... oder eine Zerrung des Gewebe im Bereich des Kronbeins und des Hufbeins zurückzuführen ist. In der Folge bilden sich am Krongelenk (hohe Schale) oder am Hufgelenk (tiefe Schale) Knochenzubildungen mit zackigen Außenflächen, und zwar auf der Vorderseite und den Seiten. Schale kann in jedem Alter auftreten, man findet sie bei jungen Pferden, Jährlingen genauso wie bei alten Pferden. Schale (Ringbein) kann sowohl junge als auch alte Pferde betreffen, wobei die Anfälligkeit mit zunehmendem Alter steigt. Verletzungen, Schläge, harte Bodenverhältnisse und eine genetische Disposition können Schale verursachen. Bei Schale handelt es sich um eine Exostose (eine Knochenneubildung) in Form einer Auflage. Schale tritt an der Fessel auf und kann "hoch" oder "tief" sein. Eine hohe Schale greift das Fesselbein an; eine tiefe Schale das Kronbein. Ferner unterscheidet man artikuläre und nichtartikuläre Schalen. Eine artikuläre Schale greift entweder das Gelenk zwischen Fessel- und Kronbein oder zwischen Kron- und Hufbein an. Die Prognose ist denkbar schlecht. Bei einer artikulären Schale kann die Lahmheit des Pferdes dauerhaft bestehen bleiben. Bei einer nichtartikulären Schale sind die Heilungschancen weitaus besser. Schale äußert sich durch eine deutliche Lahmheit und eine schmerzhafte Schwellung. Mit der Zeit klingt die Empfindlichkeit ab und es kommt zu einer Knochenneubildung.  Eine Erkrankung, bei der das Pferd auf einem oder mehreren Beinen eine Lahmheit entwickelt, die auf ein externes Trauma... oder eine Zerrung des Gewebe im Bereich des Kronbeins und des Hufbeins zurückzuführen ist. In der Folge bilden sich am Krongelenk (hohe Schale) oder am Hufgelenk (tiefe Schale) Knochenzubildungen mit zackigen Außenflächen, und zwar auf der Vorderseite und den Seiten. Schale kann in jedem Alter auftreten, man findet sie bei jungen Pferden, Jährlingen genauso wie bei alten Pferden.

                                                                                                                                                                                                                                                                                  
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Schlundverstopfung

Bei der Schlundverstopfung steckt etwas, beispielsweise ein Futterbrocken, in der Speiseröhre des Pferdes. Die Muskeln rund um das Hindernis ziehen sich reflexartig zusammen, so dass die Verstopfung noch länger bestehen bleibt und das Risiko erhöht wird, das die Innenauskleidung der Speiseröhre Schäden davonträgt, die dann die Speiseröhre verengen können, weil sich Narbengewebe bildet (Ein Pferd mit einer verengten Speiseröhre neigt noch mehr zu Schlundverstopfungen). Bei einer Schlundverstopfung werden Futter, Wasser und Speichel über eine oder beide Nüstern erbrochen. Oft hustet oder würgt das Pferd. Durch die Speiseröhre, einem mit Schleimhaut ausgekleideten Muskelschlauch, wird der Speisebrei abgeschluckt. Quellungsfähige Futtermittel (z.B. Trockenschnitzel), die vor der Füterung nicht eingeweicht wurden, können sich hier in dem feuchten Milieu vollsaugen und so zu Schlundverstopfungen führen. Eine Schlundverstopfung wird fachlich als Ösophagusobstipation bezeichnet. In der Regel wird sie durch Abschlucken von festen, nicht ausreichend zerkleinerten Futterteilen hervorgerufen. Diese Futterbestandteile setzen sich vor- wiegend am Schlundkopf, dem Brusteingang und Zwerchfellschlitz fest. Bei großen Stücken besteht die Gefahr einer völligen Verlegung des Durchgangs. Bei kleineren Brocken kann es in der Folge zu einer Aspirationspneumonie, einer durch eingedrungene Fremdkörper verursachten Lungenentzündung kommen.
Liegt eine Schlundverstopfung länger als rund sechs Stunden vor, bilden sich an den betroffenen Stellen Drucknekrosen der Schleimhäute, die zur Perforation oder Narbenbildung führen. Ein Pferd mit Schlundverstopfung zeigt plötzlich einsetzende Appetitlosigkeit, Unruhe und ängstlichen Blick. Das Tier versucht, den Fremdkörper herauszuwürgen, es besteht starker Speichelfluss und Hustenanfälle, in vielen Fällen auch Symptome ähnlich einer Kolik. Bei Verdacht auf eine Schlundverstopfung muss unbedingt ein Tierarzt gerufen werden, da es sich um einen konkreten Notfall handelt. Von dem Versuch einer Selbstbehandlung sollte abgesehen werden, da hier häufig die Situation verschlimmert wird. Die eigentliche Therapie besteht in der Entfernung des Fremdkörpers. Befindet sich dieser Fremdkörper im vorderen Bereich oder ist er von außen tastbar, kann er mittels beidseitiger Massage zum Maul hin befördert werden. Der Kopf wird bei dieser Vorgehensweise tief gehalten. Bei tieferliegenden Verstopfungen wird der Einsatz spezieller Sonden erforderlich, um den Fremdkörper gezielt zu greifen und zu ent- fernen. Die Entfernung erfolgt grundsätzlich in Richtung zum Maul. Bei korrekter Behandlung liegt der Heilungserfolg ohne Folgeschäden bei über 90%
                                                                                                                                                                                                            
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Stollbeule

Jede Umfangsvermehrung im Bereich des Ellenbogenhöckers heißt Stollbeule, wobei dieser Name daher stammt, dass Pferde mit Hufeisen und Stollen beim sich oft Verletzungen in diesem Bereich zuziehen, so dass sich Beulen bilden. Die häufigsten Ursache sind also Quetschungen, die sich das Pferd beim Liegen selber zuzieht. Eine  durch Druck entstehende Störung am Vorderbein ist die sogenannte Stollbeule. Die Ursache ist zu dünne Einstreu. Es treten Schwellungen am Ellbogengelenk in Höhe der Brust auf. Geht das Pferd lahm, ist bereits eine Infektion vorhanden. Wirksam sind kalte Umschläge und dickere Einstreu. Bei einer Infektion ist tierärztliche Behandlung erforderlich.                                                                                                                                                                                                                     (zurück)


Stützbeinlahmheit

Ohne äußerliche Einwirkung schont das Pferd plötzlich ein Bein. Es tritt eine warme, schmerzhafte Schwellung im Bereich der Beugesehnen oder der Fesselträger auf. Die Belastungszeit des erkrankten Beines verkürzt sich. In diesem Fall sollte sofort der Tierarzt hinzu gezogen und das Bein möglichst mir fließendem Wasser, ansonsten mit kalten Wickeln gekühlt werden.                                                                  
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Sarkoptesräude 

Die Sarkoptesräude gehörte in der Vergangenheit zu den bedeutsamen enzootisch auftretenden generalisierten Hautkrankheiten in Pferdebeständen; in hochgradigen Fällen treten Allgemeinstörungen auf. Betroffen sind Pferde aller Altersklassen. Darüber hinaus verdient die Sarkoptesräude Beachtung als Zoonose. Durch eine Hautuntersuchung wurde festgestellt, dass es sich dabei um eine durch Milben ausgelöste Hauterkrankung, nämlich Sarkoptesräude, handelt. Sarkoptes-Räude ( orthograph. Variante) Die Sarkoptes-Räude wird von einem sehr ausgeprägten Juckreiz begleitet, der sogar zur Abmagerung des Tieres führen kann.                                                                             
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Satteldruck 

Der Satteldruck ist eine Wunde am Rücken des Pferdes. Sie entsteht, wenn z. B. der Sattel nicht richtig passt. Satteldruck ist eine fleckige Verkrustung. Satteldruck entsteht, wenn z. B. die Satteldecke verschmutzt ist, der Sattel nicht paßt oder verrutscht, weil der Reiter nicht nachgegurtet hat. Nach Abheilung von Druckstellen wachsen nach einigen Wochen weiße Haare nach.                                           
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Scherflechte 

Typische Verlaufsformen sind hierbei die Scherflechte und die Schuppenflechte, die sich als trockene, schuppige, haarlose runde Bezirke darstellen. Tritt hauptsächlich bei geschorenen Pferden auf.                                                                                                             
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Schleimbeutelentzündung 

Schleimbeutelentzündungen entstehen entweder durch einmaligen Druck oder durch fortgesetzte, geringe Druckreizungen. Entzündung von Schleimbeuteln, das sind kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Beutel, die größere Sehnen gegenüber den Gelenken abpolstern. Am häufigsten sind Schleimbeutelentzündungen beim Pferd an Ellenbogenhöcker und Fersenbeinhöcker. Eine Schleimbeutelentzündung am Fersenbeinhöcker führt zu einer hässlichen Auftreibung, die Piephacke heißt.                                                                                                               
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Sweet Itch

Sweet Itch äußert sich durch einen extrem starken Juckreiz, vor allem an der Schweifrübe, am Mähnenkamm und am Bauch.            (zurück)

Sommerwunden 

Sommerwunden sind eitrige Hautveränderungen, die durch Parasiten verursacht werden. In den wärmeren Monaten mausern sie sich zu nur schwer heilbaren Wunden mit übel riechenden Wucherungen. Larven, die in offenen Verletzungen abgelegt werden, verursachen die berüchtigten Sommerwunden (kutane Habronematidose), die ausschlüpfenden Larven dringen in diese ein und verursachen die kutane Habronematidose (Sommerwunden).                                                                                                                                                    
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Sonnenallergie 

Eine Hauterkrankung, bei der eine photoaktive Substanz in der Haut hautschädigende Stoffe produziert, wenn sie durch die Absorption von ultraviolettem Licht absorbiert wird. Die photoaktive Substanz wird von bestimmten Giftpflanzen oder Medikamenten geliefert oder kann das chemische Ergebnis einer Lebererkrankung sein. Zu den Anzeichen gehören Rötung, Bläschenbildung, Geschwürbildung und Verkrustung auf hellfarbiger Haut, die dem Sonnenlicht ausgesetzt und nicht durch Haare geschützt ist - an Maul und Augen beispielsweise. Die Sonnenallergie wird auch als Photosensibilität bezeichnet.

Photosensibilität (Fotosensibiität)

Das beste Mittel ist natürlich bei der sogenannten Photosensibilität, intensive Sonneneinstrahlung zu vermeiden.                               (zurück)  

Spinale Ataxie 

Unter dem Begriff Ataxie werden Erkrankungen des Rückenmarks zusammengefaßt, die Bewegungsstörungen im Sinne von unkoordinierten Bewegungen und andere neurologische Ausfallerscheinungen mit ähnlichen klinischen Bildern verursachen. Traumatische Einwirkungen wie zum Beispiel ein Überschlagen des Pferdes können diese Spondylarthrose hervorrufen, die spinale Ataxie entwickelt sich dann innerhalb von Wochen bis Monaten. In den meisten Fällen ist eine Behandlung nur Herauszögernd, eine Ataxie hat immer das Einschläfern eines Pferdes zur Folge.                                                                                                                                                                                                     (zurück)  

Steingalle 

Als Steingalle bezeichnet man eine durch Quetschung, Dehnung oder Zerrung der Huflederhaut verursachte umschriebene Verfärbung des Horns. Es handelt sich um eine Blutung der Lederhaut in die inneren Schichten der Hornkapsel. Frisch entstandene Steingallen sind rot, ältere grün, gelblich oder braun verfärbt. Steingallen und auch andere Druckstellen sind oft die Folgen zu kurzer Hufeisen.                             (zurück) 

Sandkolik 

Eine besondere Form der Verstopfungskolik ist die sogenannte Sandkolik. Der Name kommt davon, dass die Pferde zuviel Sand aufgenommen haben. Dies passiert häufig auf Paddocks, wo noch ein geringer Grasbesatz ist. Die Pferde fressen dann die wenigen Pflanzen inkl. der Wurzeln und nehmen so zuviel Sand auf. Die Folge: Im Laufe der Zeit lagern sich immer größere Mengen Sand im Darm ab. Ungenügende Rauhfutterversorgung begünstigt, dass der Darm den Ballast nicht weitertransportieren kann. Der eilends hinzugezogene Tierarzt äußert meistens den Verdacht auf eine Sandkolik und versuchte, mit Magenspülung und Spritzen, den Darm wieder in Gang zu bekommen. Die beste Vorbeugung gegen Sandkoliken - die leider auch in sehr vielen Fällen tödlich verlaufen - ist eine regelmäßige Kur mit Sandflohsamenschalen. Diese werden eingeweicht und dem Pferd in Abständen bis zu 3 Wochen jeweils 3 - 5 Tage lang über das Futter gegeben. Die Sandflohsamenschalen legen sich wie ein Film um die Darmwände und befördern so den sich im Darm befindlichen Sand nach draußen.                                                                                                                                                                                                (zurück) 

Salmonelleninfektion

Eine ansteckende Darminfektion, verursacht durch Salmonella-Bakterien, die schweren akuten Durchfall oder chronischen Durchfall hervorruft. Akuter Durchfall wird normalerweise von Fieber und Schmerzen im Bauchbereich begleitet; Pferde, die sich wieder davon erholen, bekommen oft eine Hufrehe. Während der spezifische Salmonellenabort (S. abortusequi) weitestgehend an Bedeutung verloren hat, werden die übrigen Salmonelleninfektionen der Pferde eher unterschätzt.  Als Salmonellosen werden zusammenfassend verschieden Krankheiten bei Mensch und Tier bezeichnet, die durch Infektion mit Bakterien der Gattung Salmonella hervorgerufen werden.                                                                                                                                                 (zurück)


Shivering-Syndrom

Was ist das? Das Shivering- Syndrom wird auch als
EPMS – equines polysaccharide storage myopathie (in Amerika) oder PSSM – polysaccharide storage myopathie (in Deutschland) bezeichnet. Wie der Name schon sagt, liegt das Problem in der Speicherung von Mehrfachzucker (Polysacchariden). Genauer gesagt, ist das Tier jedoch nicht in der Lage, die Mehrfachzucker zu spalten, kann sie daher nicht im Muskel speichern bzw. zu Lactat abbauen. Folge: Die aus dem Blut gelieferte Glucose steigt in den Muskelzellen selbst überdurchschnittlich an, kann aber nicht zerlegt werden und bildet statt dessen amylaseresistente Ansammlungen. Fazit: Wir haben hier also ein ausreichend ernährtes Pferd, welches unter Energiemangel im Muskel leidet.

Kurze Begriffserklärungen

Amylase = Enzyme, die Stärke und Glykogen spalten.

 Kohlenhydratstoffwechsel : Glucose ist der zentrale Energieträger des Stoffwechsels. Die Glykogenese, also Glykogenbildung aus Glucose, dient der Speicherung von Glucose und der Konstanthaltung des Glucosespiegels im Blut. Im Muskel kann Glykogen nur für den Eigenbedarf des Muskels gespeichert werden. Im Unterschied dazu bezeichnet die Glykogenolyse den Glykogenabbau zu Glucose. In unserem Fall ist noch die Gluconeogenese interessant: diese steht für die Neubildung von Glucose aus Nicht- Zuckern wie Aminosäuren, Lactat, Glycerin (entsteht beim Fettabbau mittels Lipolyse) Muskelkonzentration – Energiequellen. Eigentlich wird der Muskel bei einer Kontraktion durch ATP (Adenosintriphosphats) mit (chemischer) Energie versorgt. Die reicht jedoch nur für ein paar Sekunden und muss laufend regeneriert werden. Um die Versorgungslücke zu schließen, sind drei Schritte nötig:

1. Spaltung von Kreatinphosphat

2. anaerobe Glykolyse (Abbau der Glucose zu Lactat) und

3. aerobe Oxidation von Glucose und Fettsäuren

Da die anaerobe Glykolyse und die aerobe Oxidation von Glucose länger braucht, wird zunächst die Zeit (nach dem Einsatz von ATP) durch die Spaltung von Kreatinphosphat überbrückt. Schritt 2 setzt nach ungefähr 30 Sekunden ein. Hierbei wird das im Muskel gespeicherte Glykogen zu Milchsäure abgebaut. Nach ca. 1 Minute dann erfolgt die chemische Energieversorgung des Muskels durch den aeroben Abbau von Glucose und Fett. Wenn diese Art der Energieversorgung noch nicht reicht, wird Glucose aus dem Blut aufgenommen und abgebaut. Dauerleistungen sind nur mit aerober ATP-Regenerierung aus Glucose und Fetten möglich.

Tatsächlich ist diese Krankheit bzw. sind diese Symptome schon seit hundert Jahren und mehr bekannt. Da sie jedoch leicht mit Myoglobinurie, Myositis, Koliken, Festliegen, Probleme nach dem Abfohlen usw. zu verwechseln und damit fehldiagnostizierbar sind, wurde sie wohl nicht national/international übergreifend erfasst bzw. deren Bedeutung als Ursache für viele idiopathischen Pathologien erkannt. Pionierarbeit hat hier Frau Dr. Beth Valentine in Zusammenarbeit mit dem College of Veterinary Medicine at Oregon State University geleistet. Untersuchungen gab bzw. gibt es z.B. am College of Veterinary Medicine at Cornell und seit kurzem auch an der Veterinäruniversität in Leipzig. An der Veterinäruniversität in Düsseldorf wird auch die Genetik untersucht und damit die Vererblichkeit in Betracht gezogen. Als Auslöser stehen Infektionserkrankungen, Narkosen, insbesondere bei Aufwachzeiten mit Fieber, in Verdacht. 

Wen trifft es?

Bevorzugt trifft es alle Pferde mit einem schwereren „Schlag“, also stark bemuskelte Rassen. Bestätigte Diagnosen gibt es beim Belgischen Kaltblut, Percherons, Shire Horses, Haflinger, Norweger bzw. Fjord-Pferd, Irisches Kaltblut, Friese, Kalt- bzw. Zugpferd-Kreuzungen sowie Zuchtstuten. In diese Gruppe gehören dementsprechend auch Quarter Horses, Paint Horses, Appaloosas oder Warmblüter und Ponys.

Welche Symptome sind zu beachten?

Die klinische Diagnostik ist sehr schwer, da fast alle Symptome für sich genommen unauffällig sind oder differentialdiagnostisch anderen Krankheiten zuordnungsbar sind. 

Hierzu können gehören:

·  Muskelatrophien, Muskelschwäche, insbesondere in der Schulter und in der Hinterhand

·  Hahnentritt, steifer Gang insbesondere beim Rückwärtstreten bzw. Wendungen, erhobener Schweif

·  Stoß oder Krampf in der Hinterhand, bevor es stampfend abgesetzt wird, insbesondere nach Rückwärtsgehen oder beim Anheben der Gliedmaße im Stand

·  Zittern, insbesondere nach der Arbeit

·  Tying up Syndrom, Myoglobinurie

·  Schwierigkeiten aufzustehen und / oder rückwärts zu gehen, Festliegen

·  allgemein ein dem Training nach ungenügendes Gangbild

·  Wiederwille, die Hufe beim Beschlag zu geben

·  Kolikähnliche Symptome, insbesondere nach der Arbeit

·  Leichte Steifheit im Gang, kurze Schrittfolge der Hinterhand

Wie man sieht, passen zu den o.g. Symptomen differentialdiagnostisch z.B. Trainingsprobleme, Rückenprobleme, Hypersensibilität, Unerzogenheit, Myopathien, Muskelossifikationen, Iliosacralgelenksprobleme, Arthritiden, Myoglobinurie, Hahnentritt, mangelhaftes Training/Haltung/Ernährung, Ataxie, organische Probleme u.v.m. Untersuchungen von Beth A. Valentine haben ergeben, dass zu 50 % und mehr davon ausgegangen werden muss, dass rezidivierende Myoglobinurien EPSM bzw. PSSM als Ursache haben.

Wie stelle ich die Diagnose?

Neben den klinischen Symptomen gilt als einzige sichere Methode eine Muskelbiopsie aus dem Muskel semitendinosus oder Muskel semimembranosus, da nur hier der wirkliche Gehalt an Glucose oder Zellanomalien festgestellt werden kann um die unterschiedlichen Myositiden differenzieren zu können. Diese kann unter Sedierung am stehenden Pferd vorgenommen werden. Labordiagnostisch kann im Blut eine leichte Erhöhung der Muskelenzymwerte (CK und AST) vorhanden sein. Ebenfalls ein Vitamin E- oder Selenmangel. Also alles Werte, die sich je nach Training, Haltung oder Bodenbeschaffenheit sowieso sehr variabel zeigen. Trotzdem würde ich bei bestehendem Verdacht dem Pferd diese invasive Diagnostik ersparen und meine Diagnose durch folgende Parameter bestätigen lassen:

·  Klinisches Bild

·  Muskelenzymwerte im Blut (1x in Ruhe, dann 20 Minuten im Trab oder ähnlich anstrengendem bewegen lassen, dann nach 4 Stunden nochmals Blut abnehmen)

·  Reaktion auf Diät (siehe Therapie)

Welche Therapie? Gibt es überhaupt eine?

Das Problem bei PSSM bzw. EPSM ist die fehlende Zuführung von Energie in den Muskel, da Kohlenhydrate nicht gespalten werden können sondern sich anlagern. Daher gibt es eine folgerichtige Therapie, die sogar vergleichsweise einfach durchzuführen ist: Die Kohlenhydratzufuhr muss drastisch beschnitten und die Energie über Fette zugeführt werden. In Zahlen ausgedrückt: Nicht mehr als 15% der täglichen Kalorien aus Stärke und Zucker bzw. mindestens 20-25 % der täglichen Kalorien aus Fett. Fett ist als Energielieferant viel effektiver als Kohlenhydrate. Beispiel: Um einen Bedarf von 4.000 Kalorien zu decken, benötigt man 500 ml Öl oder 2 Kilo Hafer, Kraftfutter oder pelletiertes Futter. Man rechnet pro 450 kg Körpergewicht ca. 450 ml Öl. Dieses kann man z.B. über Alfalfa-Pellets (Luzerne) geben. Ebenfalls bietet die Scharnebecker Mühle entsprechendes Futter an (Golden Horse Muscle Protect I). Gras, Heu oder Luzerne können problemlos gefüttert werden, da diese nicht genügend Stärke haben, um innerhalb dieser High-Fat-Diät ein Problem zu bilden. Eine Proteinunterversorgung dürfte bei der Fütterung mit Heu/Luzerne zusammen mit Öl ebenfalls nicht auftreten. Das gleiche gilt für Calcium und Phosphor. Problematisch könnte es mit Vitamin E und Selen sein. Im Zweifel ist eine Mineralanalyse zu veranlassen (am besten 6 -8 Wochen nach Fütterungsumstellung mittels eines Fell-Screens). Die allgemein verbreitete und von Beth A. Valentine, dem College of Veterinary Medicine at Cornell und der Oregon State University Therapie sieht wie folgt aus:

1. Bis zu 500 ml Öl JEDEN Tag

2. Viel Bewegung – am besten Weide – und bei Beschwerdefreiheit REGELMÄSSIGES, angepasstes, tägliches Training

3. Viel gutes! Heu (ad libitum)

4. Keine bzw. stark reduzierte Zufuhr von Kohlenhydraten

5. Evtl. Zugabe von Vitamin E oder Selen (Achtung, Selen kann überdosiert toxisch sein, bitte vorsichtig dosieren bzw. per Mineralanalyse den Bedarf feststellen lassen)

Es kann sich innerhalb von wenigen Wochen eine deutliche Besserung zeigen. Es kann jedoch auch bis zu 6 Monaten dauern. Da diese Diät im übrigen keine Nebenwirkung bei gesunden Pferden hat, ist dies ein ausgezeichnetes, pferdeschonendes, differentialdiagnostisches Verfahren (lt. langjährigen Untersuchungen von High-Fat- Diäten an gesunden Pferden durch Dr. Harold Hintz at Cornell University und Dr. David Kronfeld at Virginia-Maryland Veterinary College). 

Ebenfalls wichtig: Je früher die Therapie gestartet wird desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines beschwerdefreien Lebens für das erkrankte Pferd.
                                                                                                                                                                                                        
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