Ausbildung des Pferdes

 

Auf dieser Seite möchte ich ein bisschen näher auf die Ausbildung des Pferdes eingehen, welche sehr Umfangreich gestaltet ist. Es empfiehlt sich keinesfalls die Ausbildung eines Pferdes ohne Fachkundige Hilfe und Anleitung an hand dieser Einlassungen vornehmen zu wollen ! Diese Einlassungen sind lediglich ein kleiner Auszug aus dem Ausbildungskatalog für Westernpferde. Auch möchten wir an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, das Spinns, Stops und Sliding Stops NICHT in unserem Ausbildungsumfang enthalten sind!

 

Die Grundlage:

Gymnastizierung:

Neben der Konditionierung ist die Gymnastizierung des Pferdes Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Training. Erst die richtige Gymnastizierung macht ein Pferd so geschmeidig, dass es auch komplexe Manöver ausführen kann.

 

Seitliches Geben des Kopfes:

Zunächst muss das Pferd lernen, auf Annehmen des jeweiligen Zügels den Kopf ohne Widerstand in die gewünschte Richtung zu nehmen. Dazu reitet man einen engeren Zirkel und nimmt z.B. den linken Zügel etwas an. Der rechte Zügle muss dabei unbedingt durchhängen, um kein widersprüchliches Signal zu verursachen (Bild). Die natürliche Reaktion eines Pferdes auf den Druck des linken Zügels ist es nun, dass es gegen diesen Druck ankämpft. Diese Reaktion zeigen Pferde, wenn sie eingeritten werden und Pferde, die aufgrund falscher Hilfengebung des Reiters nicht gelernt haben nachzugeben. Letztere sind viel schwerer weichmäulig zu bekommen. Nun ist es wichtig, dass der Reiter sich einen Punkt vorstellt, bis zu dem das Pferd sich seitlich biegen soll. Zu Beginn sollte nur eine geringe Biegung verlangt werden. Wehrt sich das Pferd nun und zieht den Kopf in die Mitte oder gar zur rechten Seite, so bleibt der Druck des linken Zügels erhalten. Würde man hier nachgeben, dann würde man dem Pferd lehren, dass es sich mit Gegendruck vom Druck befreien kann. Vielmehr muss der Reiter den Druck so lange aufrecht erhalten, bis das Pferd den Kopf nach links gibt und zwar bis zu dem imaginären Punkt. Tut es dies, so hört der Druck sofort auf. Dieses Prinzip des Annehmens und Nachgebens im richtigen Zeitpunkt zieht sich durch das gesamte Pferdetraining hindurch und gilt für alle Arten der Hilfengebung. Will man ergebnisorientiert und effektiv reiten, dann muss man es verinnerlichen. Es funktioniert deshalb, weil das Pferd immer bestrebt sein wird, das zu tun, wo es in Ruhe gelassen wird. Hat es einmal herausgefunden, dass der Druck dann aufhört, wenn es den Kopf seitlich bis zu einem gewünschten Punkt gibt, wird es willig und widerstandslos nachgeben und die Stelle sogar suchen, an der der Druck aufhört.

 

Vertikales Nachgeben:

Auch hier gilt das eben geschilderte Prinzip. Beispielsweise reitet man im Schritt und nimmt langsam beide Zügel an. Dies darf nicht ruckartig geschehen, da man dem Pferd die Möglichkeit geben muss frühzeitig zu reagieren. Nimmt das Pferd den Kopf nach oben, dann bleibt der Druck erhalten. Gibt es zu beginn auch nur etwas nach, hört der Druck auf. Wenn es verstanden hat, dass Nachgeben "Ruhe" bedeutet, dann wird es willig vertikal nachgeben.

Wichtig ist hier noch, dass das Pferd an den Zügel herangetrieben wird. Tut man dies nicht, so besteht die Gefahr, dass es zwar den Kopf runter nimmt, aber auf der Vorhand läuft.

Der Reiter sollte niemals den Kopf des Pferdes tragen, denn dann handelt es sich um einen ständigen Druck, der das Pferd abstumpfen lässt. Reiten sollte niemals zum Krafttraining ausarten. Hat man nach dem Reiten Muskelkater in den Armen, dann sollte dies ein Alarmsignal sein.

Das Dargestellte entspricht natürlich den "halben Paraden", wie es im "Englisch – Reiten" heißt. Nur ist es hier doch die Regel, dass im Unterricht ständig das Kommando "halbe Parade" fällt, ohne dass dies in einen Zusammenhang gestellt wird. Ein Annehmen und Nachgeben zum falschen Zeitpunkt kann aber ein Pferd viel widersetzlicher machen, als wenn dies ganz unterbliebe. Entscheidend ist ja nicht, dass man annimmt und nachgibt, sondern dass man diese Signale auf die Reaktion des Pferdes abstimmt. Dieser Aspekt wird aber leider oft vernachlässigt und führt dann zu Frustration bei Pferd und Reiter.

 

 

Die Ausbildung:

Backing Off ( Rückwärtsrichten):

Dem Rückwärtsrichten kommt in der Ausbildung des Reining Pferdes eine zentrale Bedeutung zu. Dabei offenbart ein gutes flüssiges Backing Off viel über die Durchlässigkeit und den Trainingsstand eines Pferdes; dies gilt unabhängig von der Reitweise, in der es geritten wird. Bevor mit dem Rückwärtsrichten begonnen wird, sollte das Pferd gelernt haben Zügel und Schenkel zu akzeptieren. Das Pferd fußt beim flüssigen Rückwärtstreten mit den diagonalen Beinpaaren gleichzeitig ab und bewegt sich im Zweitakt.

 

Die Hilfengebung:

Der Reiter hält sein Pferd zunächst an. Dann nimmt er allmählich den Slack aus den Zügeln. Sehr wichtig ist, dass er dabei seine Hände langsam bewegt, denn nur dann hat das Pferd überhaupt die Möglichkeit schon beim leichtesten Zügelannehmen zu reagieren. Außerdem wird es sich bei schnellem Annehmen leicht widersetzen und das Vertrauen in die Hand verlieren. Der Zügel sollte nun lediglich anstehen, um eine Verbindung zum Pferdemaul herzustellen. Beim Rückwärtsrichten kommt dem Zügel nur eine begrenzende Funktion zu, er verhindert nur das Vorwärtstreten des Pferdes. Für die Rückwärtsbewegung sorgen niemals die Zügelhilfen des Reiters, sondern nur die Schenkelhilfen. Dabei treibt der Reiter das Pferd gegen das Gebiss. Wegen der anstehenden Zügel bleibt dem Pferd als einzigste Möglichkeit die Rückwärtsbewegung. Sobald das Pferd nun einige Schritte rückwärts geht, hört die Begrenzung durch den Zügel sofort auf und auch der Schenkeldruck wird gelöst. Nur durch dieses Timing erhält man ein Pferd, das willig und flüssig rückwärts tritt. Bei einem jungen Pferd muss das Nachgeben schon erfolgen, wenn es Anstalten macht rückwärts zu gehen und sein Gewicht nach hinten verlagert. Man kann zu Beginn kein perfektes Rückwärtsgehen verlangen. Erst durch Wiederholung lernt das Pferd mehrere Schritte rückwärts zu gehen und langsam das Tempo zu erhöhen. Wichtig ist, dass man den Druck nicht löst, bevor das Pferd nicht die gewünschte Reaktion zeigt. Diese Reaktion sollte zu Beginn des Trainings zumindest die Gewichtsverlagerung nach hinten oder wenige Schritte rückwärts sein. Löst man den Druck früher, bringt man dem Pferd bei, dass es auf Annehmen des Zügels und dem einsetzenden Schenkeldruck keine Reaktion zeigen muss.
Treibt man das fertig ausgebildete Pferd im Schritt an den Zügel und nimmt nun die Beine weg vom Pferdekörper während man die Hände unverändert stehen lässt, so sollte es mit rhythmischem Rückwärtstreten beginnen, weil der Druck des Reiters jetzt mehr Rückwärtsimpulse als Vorwärtsimpulse aufweist. Befindet sich das Pferd einmal in der Rückwärtsbewegung, dann bewirkt Schenkeldruck, dass das Pferd beschleunigt. Der Reiter sollte sich immer vor dem Rückwärtsrichten vornehmen, wie viele Schritte er abfragt. Tut er dies nicht, so besteht die Gefahr, dass das Pferd nach einigen Schritten von sich aus mit der Übung abbricht und sich der Reiter darauf einlässt und die Hilfen einstellt.

 

Probleme die auftreten können:

Das ausbrechen mit der Hinterhand auf der einen Seite begründet sich darin, das die meisten Pferde sind auf einer Seite steif. Die Folge davon ist, dass das Pferd schief rückwärts geht. Weicht es z.B. mit der Hinterhand nach rechts aus, dann ist es auf dieser Seite steif. Dem Pferd ist dann das starke Untersetzen dieses Hinterbeins unangenehm und es vermeidet eine stärkere Belastung auf dieser Seite. Um dies zu korrigieren bringt man beim jungen Pferd die Schulter mit dem linken Zügel nach rechts und setzt den rechten Schenkel in hinterer Position ein. Beim ausgebildeten Pferd reicht letztere Hilfengebung, um eine Korrektur vorzunehmen.

 

 

Neck Reining ( das einhändige Reiten):

Das Manöver:

Das gut trainierte Westernpferd, meiner Meinung ebenso das zuverlässige Freizeitpferd, sollte "Neck Reining" beherrschen. Es bedeutet nichts anderes, als dass die Vorhand unseres Pferdes dem angelegten, durchhängenden Außenzügel, also dem indirekten Zügel, weicht. In einer Rechtskurve beispielsweise legt man den linken Zügel an den Pferdehals, und das Pferd, bzw. der Kopf, Hals und die Schulter des Pferdes,  wird von dieser leichten Berührung in die gewünschte Richtung "gedrückt". So erhält man eine Kontrolle, die dem Pferd mehr liegt, als der Einsatz des direkten Zügels auf der Innenseite. Ich kenne kein Pferd, auch kein von der englischen Reitweise auf Western umgestelltes Pferd, welches nicht willig "neck reined" geritten werden konnte. Sobald das Pferd erkannt hat, dass diese Art der Hilfegebung die angenehmere ist, wird es sie mehr und mehr akzeptieren. Das "Neck Reining" bildet die Grundlage für das Reiten mit einer Hand. Der Zügel funktioniert bei diesem Manöver folglich nur als Hilfe am Hals, auf keinen Fall wird hierbei das Bit "betätigt".

 

Die Grundlagen:

Einige Horsemen bringen Ihren Pferden schon sehr jung, vom Boden aus, bei, der Longe oder einem Strick zu weichen. Das ist für Jungpferde sehr willkommen, aus eigener Erfahrung lernen junge Pferde besonders schnell. Daraus können wir schließen, Grundlage ist mehr oder weniger die Akzeptanz sowie das Gehorsam des Pferdes gegenüber dem Menschen.

 

DasTraining:

Zuerst bewegen wir unser Pferd vorwärts. Dann, wenn wir nach rechts gehen wollen, lege ich den linken Zügel an den Hals des Pferdes. Solange das Pferd diese Hilfe nicht versteht und Ihre Bedeutung nicht kennt, wird es nicht reagieren.  Wir nehmen also den inneren Zügel, also den direkten Zügel auf und geben ihm über einen leichten Zug die Hilfe, die es schon kennt. Pferden, die an Gewichts- oder Schenkelhilfen beim Abbiegen gewöhnt sind, geben wir diese Hilfen noch zusätzlich. Pferde, die diese Hilfen noch nicht kennen, kann man in diesem Zusammenhang gleich mit Gewichts- und Schenkelhilfen vertraut machen. Dazu verlagere ich nach dem Zügelanlegen mein Gewicht etwas nach rechts, und lege dabei meinen linken Schenkel Impulsweise kurz hinter dem Sattelgurt an den Pferdebauch.   Sobald das Pferd in die Wendung auch nur ein kleines Stück eingeht, nehme ich alle Hilfen weg und lasse es wieder gerade aus gehen. Die Wendungen mache ich am Anfang nicht um 180 Grad, ich drehe das Pferd vielleicht um 10 bis 20 Grad, dann lasse ich es wieder gerade laufen. Wichtig ist, dass der Zügel am Hals die erste Hilfe ist, die das ganze Manöver einleitet. Reagiert mein Pferd noch nicht auf dieses Anlegen des Zügels, gebe ich die "gewohnten Hilfen" dazu, bevor ich das Manöver beende, beende ich auch erst die "gewohnten Hilfen und nehme als letztes den Zügel vom Hals. Erst wenn das Pferd die Hilfe "begriffen" hat, mache ich die Wendungen erst bis 180 Grad, dann bis 360 Grad. Nach jeder Wendung  lasse ich das Pferd erst wieder zu sich kommen, also auf der geraden am langen Zügel laufen, bevor ich die nächste Wendung einleite. Wenn die Hilfe im Schritt sitzt, verkleinert man den Radius der Wendungen und reitet sogenannte figure-8s. Nach ungefähr 2 Wochen, also, ca. 10-12 Trainingstunden, sollte das Pferd soweit sein, die oben genannte Übungsreihenfolge auch im Trab zu gehen. Erst wenn die Trablektionen einwandfrei klappen, versucht man sich im Lope.

 

Probleme die auftreten können:

Durch Inkonsequenz vergisst das Pferd das erlernte wieder. Das bedeutet, erfolgt das Anlegen des Zügels in der Ausbildungszeit nicht bei jeder Wendung, wird das Pferd diese Hilfe auch wieder vergessen.

Mangelnde Gewicht- und Schenkelhilfenverwirren das Pferd und führen dazu, das dass Pferd das gewünschte Manöver nicht oder nicht richtig ausführen kann. Wie schon erwähnt bewegt der Reiter mit dem Anlegen des Zügels die Vorhand. Das ist schon sehr gut, da das Pferd auf diese Art und Weise schön gebogen in die Kurve hineinläuft. Zur Ergänzung, also um den Rest des Körpers in die Kurve mitzunehmen, sind die Schenkel- und Gewichtshilfen unerlässlich.

 

 

Voraus schauen:

Vorausschauend denken ist eine Eigenschaft, die einem bei der Arbeit mit Pferden nur zugute kommen kann. Wenn wir beispielsweise mit unserem Pferd arbeiten, und merken,  irgendetwas könnte eine unvorgesehene Reaktion unseres Pferdes auslösen, beschäftigen Sie sich mit diesem "Störfaktor" im Vorfeld und ziehen Sie dadurch den Vorteil auf Ihre Seite. 

Nehmen wir beispielsweise an, Sie kommen einen abfälligen Pfad entlang, an dessen tiefstem Punkt befindet sich eine große Pfütze. Bevor Sie an der Pfütze angelangt sind, wägen Sie die Möglichkeiten ab, wie ein  Pferd reagieren könnte:

- es geht durch die Pfütze 
- es springt über die Pfütze
- es läuft um die Pfütze herum
- es dreht auf der Hinterhand und läuft in die andere Richtung
- es bleibt stehen

Sie, in der Führungsposition, haben folgende Möglichkeiten:

- Sie bereiten sich auf die Pfütze vor und unterstützen Ihr Pferd ruhig in dieser Situation 
- Sie werden nervös und machen die ganze Sache größer als sie eigentlich ist
- Sie lassen das Pferd um die Pfütze herumlaufen
- Sie überlassen dem Pferd die Entscheidung

Natürlich wissen Sie so gut wie ich, dass die Situation korrekt gemeistert wurde, wenn das Pferd mit Ihrer ruhigen Unterstützung durch die Pfütze gegangen ist. Aber, wir haben ja ein Pferd und kein Auto, von dem wir nicht wissen, wie seine Reaktion zu der ganzen Situation sein wird. Hier kommt nun die Fähigkeit zum Tragen, sich über eventuelle Reaktionen des Pferdes durch Umweltfaktoren bewusst zu sein, diese früh zu erkennen und so auf ruhige Art und Weise auf die Situation vorbereitet zu sein. Würde man mit einem jungen Pferd an solche Situationen unvorbereitet herangehen, müsste  innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Entscheidung treffen, das bedeutet Stress, der sich auch auf das Pferd überträgt. Gehen Sie stattdessen ruhig und konsequent vor. Sie haben sich vorgenommen durch die Pfütze zu gehen, also tun Sie genau das. Wenn Sie es schaffen ruhig zu bleiben und den Ausweichmanövern Ihres Pferdes entgegenwirken, die Sie ja vorausgesehen haben, wird Ihr Pferd schnell merken, dass es nur den einen Weg durch die Pfütze gibt. 

Bleiben Sie während der ganzen Situation ruhig und, vor allen Dingen, glauben Sie an sich und Ihr Pferd. Wenn Sie selbst Angst vor der Reaktion Ihres Pferdes haben, überträgt sich diese Angst auf Ihr Pferd. Bleiben Sie auf alle Fälle ruhig und bestimmt, und vermeiden Sie unbedingt emotionale Wutausbrüche gegenüber Ihrem Pferd. 

Üben Sie das Zusammenspiel Ihres Pferd-Reiter-Teams gezielt in Situationen, bei denen Sie wissen, Ihr Pferd reagiert ängstlich. Ein Pferd hat beispielsweise Angst vor Schafen. Wenn ich darum weiß, sollte ich mit meinem Pferd daran arbeiten. Gehen Sie mit einem solchen Pferd gezielt zu Schafen und zeigen Ihm ruhig, dass es sich vor Schafen nicht fürchten muss. Bleiben Sie dabei aber immer ruhig! Angst, Unsicherheit oder Nervosität spürt Ihr Pferd. 

Denken Sie also über jede schwierige Situation nach, bevor Sie sich mit Ihrem Pferd hineinmanövriert haben. Wenn Sie sich vorher über die Möglichkeiten Ihrer Reaktionen und der Ihres Pferdes im Klaren sind,  gelingt es Ihnen Ruhe, Ausgeglichenheit und somit ein unbelastetes Verhältnis zwischen Ihrem Pferd und Ihnen zu bewahren.

 

 

Strafe:

Auch das muß sein, aber bitte gut Überlegt:

Ein Pferd darf nicht zu oft oder in ungeeigneten Momenten / Situationen gestraft werden. Sollte dieses dennoch geschehen, kann es zur Folge haben, das dass Pferd entweder nicht mehr mitarbeitet oder Sie als " Leitpferd " nicht mehr versteht. Eine Strafe muß wohl durchdacht und wohldosiert sein, da sie sich an sonsten in das Gegenteil umkehren könnte.

 

Geeignetheit:

Um die grundsätzliche Geeignetheit von Strafe als Erziehungsmethode im Pferdetraining zu beurteilen, genügt ein Blick auf das Verhalten von Pferden untereinander: Die Rangordnung wird geklärt durch Androhen, Beißen und Schlagen. Jeder, der sein Pferd in einer Herde hält, kennt die Folgen solcher Auseinandersetzungen. Dabei herrscht keinesfalls notwendig eine Form von Gerechtigkeit: Es gibt auch Pferde, die ihre Artgenossen regelrecht tyrannisieren. Körperliche Strafe ist also grundsätzlich geeignet, beim Pferd eine bestimmte Reaktion hervorzurufen. Problematisch ist aber die korrekte Anwendung von Strafe.

 

Anwendung:

Notwendige Strafen müssen ohne jede Leidenschaft und Erregung erteilt werden und schon beim geringsten Entgegenkommen des Pferdes mit Lob vertauscht werden. Strafe darf also nicht als Vergeltung, Rache oder aus Wut eingesetzt werden. Es würde sonst die Gefahr bestehen, dass man die Beherrschung verliert und die Situation aus der Hand gibt; zudem kann kein Pferd diese menschlichen Beweggründe nachvollziehen, es geht ihm nämlich ausschließlich um die Frage, wer in der konkreten Situation die Oberhand behält. Strafe darf also nur strategisch angewendet werden. Sie muss außerdem mit einer erhöhten Intensität ausgeführt werden. Viele Reiter machen den Fehler, dass sie gewissermaßen erst vorsichtig anfragen, wie das Pferd die Strafe aufnehmen wird. Hierdurch geben sie ihm aber Zeit zum Überlegen, wodurch sie seine Widerstandskraft steigern und die Auseinandersetzung oft bis zur eigenen Erschöpfung in die Länge ziehen. Fataler noch: Wendet man zu Beginn schwache Strafe an und steigert langsam die Intensität, dann trainiert man sein Pferd dahingehend, dass es sich der Strafe anpasst. Dabei meint hohe Intensität keinesfalls Brutalität: Es geht lediglich darum, dass Pferd zu beeindrucken. So kann es vom Boden aus mit Nachdruck weggejagt werden; vom Sattel aus kann ein lauter Schlag mit den Zügelenden auf den Sattel mehr bewirken als körperlicher Schmerz. Beim Ausmaß der Strafe muss natürlich auch das Wesen des jeweiligen Pferdes berücksichtigt werden. Nicht angewendet werden darf Strafe, wenn das Pferd ein komplexes Manöver erlernen soll. In fast allen Fällen wird es sich hier nicht um Widersetzlichkeiten handeln sondern um Unverständnis. Dies gilt insbesondere für junge Pferde. Das ständige Wiederholen einzelner Manöver („Missbrauchsgefahr“ besteht v.a. bei Reiningelementen !) aus Unzufriedenheit des Reiters macht mit der Zeit jedes Pferd sauer. Die Qualität der Ausführung lässt deutlich nach. Problematisch erscheint auch das Strafen des Pferdes im Manöver: Zieht der Reiter während des Sliding Stops am Zügel, dann bestraft er das Pferd während es das tut, was der Reiter von ihm verlangt. Strafe darf nur dann angewendet werden, wenn das Verhalten des Pferdes nicht auf Unverständnis sondern auf Widersetzlichkeit beruht. Ursache können der Herdentrieb und der Drang nach dem Stall oder dem Ausgang des Reitgeländes sein. Oft ist aber die fehlerhafte Einwirkungen des Reiters und die ungenügende Vorbereitung des Pferdes ursächlich für das unerwünschte Verhalten. Dann müssen diese Fehlerquellen beseitigt werden, Bestrafung wäre hier fehl am Platz. Auch die zeitliche Komponente spielt bei der Strafe eine entscheidende Rolle. Strafe muss unbedingt unmittelbar auf das unerwünschte Verhalten erfolgen, damit das Pferd eine Verknüpfung zu seinem Verhalten herstellen kann. Erfolgt die Strafe zu spät, dann ist sie nicht wirksam. Lässt man zu viel Zeit verstreichen, dann muss die Strafe unterbleiben. Um effektiv zu sein, muss Strafe kontinuierlich geplant sein. Ein bestimmtes Verhalten muss also immer bestraft werden.

 

Risiken / Gefahren:

Die korrekte Anwendung von Strafe ist also eine enorme Herausforderung. Selbst bei richtiger Anwendung besteht die Gefahr, dass das unterdrückte Verhalten durch ein ebenso schlimmes oder gar schlimmeres ersetzt wird. Zudem besteht die Tendenz, dass Bestrafung aggressives Verhalten im allgemeinen bei Mensch und Tier verstärkt. Die eigentliche Problematik der Strafe ist aber folgende: Selbst schlecht angewendete Bestrafung kann ein bestimmtes Verhalten für kurze Zeit effektiv unterdrücken. Probleme durch schlechte Bestrafung zeigen sich selten sofort und sind langlebig. Viele Trainer befinden sich in dem Dilemma, dass sie Pferde für wenige Monate ins Training bekommen und kurzfristige Erfolge nachweisen müssen. Oder das Kundenpferd soll vor dem Turnier den letzten Schliff bekommen. Die Methoden einiger Trainer sind damit voraussehbar. Die langlebigen Probleme, die endlich aus der Bestrafung resultieren, werden oft fehlgedeutet und nicht in ein kausales Verhältnis mit den zurückliegenden Ereignissen gesetzt. Die Heimtücke der Bestrafung besteht also auch in ihrer bestärkenden Wirkung und den Anstrengungen, die es bedarf, um andere Lösungsmöglichkeiten und Strategien zu entwickeln.

 

 

Der Spin:

Wir verweisen auf die Einleitung dieser Seite, da der Spin jedoch zum Westerntraining gehört wird er hier aufgeführt. Beim Westernfreizeitreiten allerdings kommt der Spin nicht zum Einsatz.

 

Der Bewegungsablauf:

Um den Spin trainieren zu können, muss man sich den korrekten Bewegungsablauf verdeutlichen: Die Drehung wird eingeleitet, indem das Pferd das innere Vorderbein nach hinten und zur Seite setzt. Dann folgt das Überkreuzen des äußeren Vorderbeins, welches vor das innere tritt . Schließlich trabt das Pferd mit der Vorhand im Zweierrhythmus um sein inneres Hinterbein. Das äußere Hinterbein sorgt für die Geschwindigkeit der Drehung . Während der ganzen Drehung soll das Pferd den Hals und den Kopf flach halten ( "flat Spin" ) und die Nase nur leicht nach innen stellen.

 

Die Grundlagen:

Voraussetzung für das Erlernen des Spins ist, dass sich das Pferd ohne Widerstand den Kopf zu beiden Seiten nehmen lässt, im Genick nachgibt und dem Schenkel weicht, insbesondere muss es Seitengänge beherrschen. Sollten im fortgeschrittenen Training dann Probleme auftreten, kann auf dieses Grundlagentraining zurückgegriffen werden. Je gewissenhafter es praktiziert wurde, desto leichter wird dem Pferd das Erlernen der richtigen Technik fallen.

 

Das Manöver:

Die konkrete Vorarbeit für das Spin – Training erfolgt im Reiten von 180° - Wendungen. Diese werden aus dem Schritt entwickelt, wobei das besondere Augenmerk auf eine saubere Technik des Pferdes gerichtet ist. Dieses sollte im Körper weitgehend geradegerichtet sein, was durch den äußeren Schenkel des Reiters erreicht wird. Dieser leitet durch einen Impuls, in Verbindung mit dem Anlegen des äußeren Zügels, die Drehung ein. Fußt das Pferd daraufhin mit dem inneren Vorderfuss ab, so führt das Annehmen des inneren Zügels dazu, dass es in die Wendung hineingeht. Entscheidend ist hier das richtige Timing: Nur wenn sich der innere Vorderfuß in der Luft befindet, kann er in die gewünschte Richtung bewegt werden. Zu Beginn des Trainings ist es unbeachtlich, wenn das Pferd nicht auf dem inneren Hinterfuß dreht oder mit der Hinterhand einen kleinen Kreis beschreibt. Auch sollte man keinesfalls zu diesem Zeitpunkt auf Geschwindigkeit trainieren. Dies macht erst Sinn, wenn das Pferd mit korrekter Technik arbeitet, da andernfalls die Gefahr bestünde, dass es die Übung als etwas Unangenehmes empfindet und überfordert oder sogar verängstigt reagiert. Erst wenn das Pferd diese halbe Drehung perfekt beherrscht, kann man eine komplette Drehung und schließlich mehrere komplette 360° Drehungen ( Spin ) verlangen.

 

Probleme:

Vor allem zu Beginn des Trainings kann es passieren, dass das Pferd nach vorne aus dem Spin herausläuft. Völlig kontraproduktiv wäre es nun, wenn man versuchen würde, durch verstärktes Zügelannehmen das Herauslaufen zu verhindern. Das Pferd würde dann nicht verstehen, was es falsch gemacht hat. Richtig ist es, das Pferd aus der Drehung herauslaufen zu lassen, um es sogleich in eine neue Drehung hineinzureiten. Läuft es dann wieder hinaus, lässt man es wieder Drehen. Tut man dies konsequent, so wird das Pferd sehr schnell verstehen, dass das Herauslaufen aus dem Spin keinen Sinn macht. Es wird bestrebt sein in der Drehung zu bleiben. Man muss dem Pferd also erlauben, Fehler zu machen, um es korrigieren zu können.

Beginnt das Pferd mit den Vorderbeinen zu hüpfen, ist die vom Reiter geforderte Geschwindigkeit zu groß. Das äußert sich darin, das dass Pferd beginnt seinen Trabrhythmus aufzugeben und stattdessen einen Dreierrhythmus aufnimmt, ist dies ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der Reiter zu viel Geschwindigkeit verlangt und sich das Pferd überfordert fühlt. Der Reiter muss unbedingt das Tempo herausnehmen und darf nur noch in einer angemessenen Geschwindigkeit drehen, bei der sich das Pferd sicher fühlt.

 

Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, das der Spin nicht mit der regulären Vorderhandwendung aus dem Klassischen Bereich zu verwechseln oder zu vergleichen ist. Der Spin erfolgt aus dem Lauf des Pferdes heraus, wogegen die Vorderhandwendung aus dem stand heraus erfolgt!

 

 

Wie Eingangs darauf hingewiesen, ist die Ausbildung eines Pferdes ein sehr Komplexer Vorgang. Meine eigenen Pferde sind frei nach Pat Parelli im PNH Stil ausgebildet. Auf Wunsch kann diese Art der Ausbildung auch bei jedem andern Pferd angewandt werden.