PNH- Parelli Natural Horsemanship

Ein paar Worte im voraus …

Wir sind keine PNH-Instructoren! Das heißt, daß alles, was hier zu PNH gesagt wird, einzig und allein unsere persönlichen Meinungen und Anschauungen widerspiegelt, und nicht mit den offiziellen Meinungen, Theorien etc von PNH - Parelli Natural Horsemanship ™ übereinstimmen muß. Ebenso ist dies hier nicht als Anleitung zur Ausbildung (zu der nur offizielle PNH - Instruktoren befugt sind) gedacht, sondern nur als Erklärung und Darstellung unserer Arbeit mit unserem Pferd. Bei Interesse an Kursterminen oder Shows in Deutschland und Europa wenden Sie sich bitte an Silke Vallentin, Telefon: 0049+0341+9123929

Das Knotenhalfter und die Rope

Das Knotenhalfter gehört gemeinsam mit der Rope zur Grundausrüstung des PNH. Zweck des Knotenhalfters ist - außer das es schlicht und einfach praktisch ist - einen möglichst intensiven Kontakt zwischen Mensch und Pferd herzustellen.
Das Knotenhalfter besteht aus einem - gegenüber "normalen" Stallhalftern - relativ dünnen, 6 Meter langen, leichten Seil, welches zum Halfter geknüpft wird. Eine gute Anleitung dafür gibt es hier. (hadel.net)
Die Rope ist ein 3,70 Meter langes, stabiles, dickes Baumwollseil. Klinkt man die Rope in das Halfter ein, kann je nach Stufe der Ausführung verschieden starker Druck auf das Pferd ausgeübt werden.
Knotenhalfter und Rope eignen sich hervorragend zur Ausbildung und zum Reiten, sind jedoch zum Anbinden völlig ungeeignet! Dafür verwendet man normale Stallhalfter. Am Knotenhalfter könnten sich Pferde, die daran angebunden wurden, schwere Verletzungen zuziehen, da das Halfter eher in den Nacken einschneiden als reißen würde.

 

Der Carrotstick und der Savvy-String

Im Gegensatz zu "normalen" Gerten oder Peitschen wird der Carrot-Stick nicht zum Strafen, sondern zur Kommunikation eingesetzt. Darum ist es zwingend notwendig, Pferden, die diese strafenden Instrumente bereits kennengelernt haben, zu aller erst die Angst vor diesem "Stock" zu nehmen. Der Weg dazu ist das Spielen des Friendly Games mit Stick und String.
Da das Ziel ein anderes ist als bei Gerte und Peitsche, ist auch der Carrot-Stick anders aufgebaut als diese. Der Carrot-Stick ist sehr stabil und unflexibel. So kann mit ihm punktgenauer Druck auf eine bestimmte Zone des Pferdes ausgeübt werden. Damit bildet der Einsatz des Stickes die Grundlage für späteres, druckorientiertes Arbeiten, etwa Schenkeldruck, unterstützende Zügel oder letztendlich sattel- und kopfzeugloses Reiten.
Mit 1,20 Metern Länge ist der Stick eine effektive Verlängerung des Armes, die das Pferd zum einen lehrt, daß es sich auch noch in Deinem Einflussbereich befindet, wenn es das gar nicht mehr vermutet, zum anderen bringt es auch den Ausbilder aus dem Einflussbereich des Pferdes, so daß er eventuelle Gefahrensituationen besser kontrollieren kann. Und letztendlich gilt auch hier: "Wer sich bewegt, hat verloren."

Die Zonen des Pferdes

Der Körper des Pferdes und seine Umgebung (!!!) werden in 7 Zonen eingeteilt. Je nach dem, auf welche Art und Weise ich in diesen Zonen Druck ausübe, kann ich das Pferd um verschiedene Reaktionen anfragen. Eine der 7 Zonen - die Sensible - ist für jeden Druck tabu!

Zone 1
Nüstern und Maul des Pferdes und
alles davor . Läuft das Pferd auf einem Zirkel, trifft die Zone 1 an dem dem Pferd entgegengesetzten Punkt des Zirkels auf Zone 5
Einzig allein Zone 1 hat  eine "Innenseite", diese befindet sich in den Nüstern und im Maul.

Zone 2 / Sensible Zone
Der gesamte Kopfbereich der  über den Nüstern beginnt und  hinter den Ohren endet

Zone 3
Beginnend hinter den Ohren über den gesamten Hals bis zum Widerrist und von dort in gerader Linie über die Schultern hinweg bis zur Brust

Zone 4
Vorderbeine, Rücken bis zur Kruppe, Flanken und Bauch

Zone 5
Hinterbeine und Kruppe

Zone 6
Schweifrübe, Schweif und alles dahinter .

Zone 7
Die "Privatsphäre" des Pferdes, der Raum um das Pferd herum, bei dessen Verletzung sich das Pferd "angesprochen" fühlt

 

Die einzelnen Arbeitsstufen :

In einer Pferdeherde setzt ein ranghöheres Tier seine Interessen durch, indem es die Situation für das rangniedere Tier unangenehm macht. Dieses kann auf verschiedenste Art und Weise geschehen und geschieht prinzipiell in vier, in ihrer Intensität zunehmenden, Stufen. Je nach Ziel und Wirkweise können diese vier Stufen die verschiedensten Formen annehmen, wie man zum Beispiel an den Sieben Spielen sehen kann.
Die Wirkung der vier Stufen beruht darauf, immer stärkeren Druck auf das Pferd auszuüben, bis es versucht, die Situation zu ändern, um den Druck von sich zu nehmen. Das heißt für den Menschen, daß er jedes mal wieder mit der niedrigsten Stufe beginnen muß, wenn er sein Pferd um etwas fragt. Und natürlich jeglichen Druck wegnimmt, sobald das Pferd eine entsprechende Reaktion anbietet …

Blockaden

Nicht nur Pferde, auch Menschen haben eine Zone 7 . Und wie beim Pferd sollte auch beim Menschen gelten, daß bei einer Verletzung dieser "Privatsphäre" eine Reaktion erfolgen sollte, da nur ranghöhere Herdenmitglieder das Recht haben, diese zu stören. Dieses Eindringen in die menschliche Privatzone darf nur mit Erlaubnis des Menschen erfolgen, sprich, wenn der Mensch das Pferd um ein Herankommen fragt. Unterbinden kann man dieses durch den Einsatz von Blockaden, die wiederum dem natürlichen Verhalten der Pferde, aber auch dem menschlichen Kampfsport entlehnt sind.
Je nach dem, von wo aus das Pferd die menschliche Privatzone betreten will, kann man verschieden reagieren:

Von vorne:

Am besten mit dem Jojo - Spiel


Von der Seite:

Ruckartiges Anheben des angewinkelten, dem Pferd zugewandten Armes. Dabei sollte der Unterarm in Höhe und mehr oder minder parallel zum Pferdekopf stoppen. Wenn das Pferd nicht stoppt oder zurückweicht, das Ganze nochmal und dabei auf das Pferd zugehen.


Von Hinten:

Den dem Pferd zugewandten oder beide angewinkelte Arme hochreißen oder, wenn das nicht hilft, mit angewinkelten Armen rückwärts "marschieren" und dabei die Bewegung der Arme besonders stark ausführen.

Die sieben Spiele

Spiel 1
Friendly Game / Freundschaftsspiel

Ziel des Friendly Games ist es, zum einen das Pferd gegenüber fremden oder angsteinflößenden Berührungen oder Gegenständen zu desensibilisieren und gleichzeitig für Lob zu sensibilisieren. Loben ist beim PNH jedoch nicht das im Englisch- oder auch Westernreiten gewöhnliche Schlagen des Pferdes - häufig "Tätscheln" genannt - sondern schlicht und einfach Streicheln.
Streicheln kann man das Pferd dabei auf die verschiedenste Art und Weise. Mit der Hand, dem Carrot-Stick , einem Klappersack, einer Mülltüte … einfach allem, was gerade zur Hand ist. Gleichzeitig soll durch berechnete Abfolgen von Annäherung und Rückzug das Pferd an "kitzeligen" Stellen desensibilisiert werden.

 

Spiel 2
Pourcupine Game / Stachelschweinspiel

Gut, man stelle sich vor, man nimmt ein Stachelschwein und wenn das gerade nicht zur Hand ist eine Nähnadel. Die stellt man - locker haltend - auf eine seiner Fingerspitzen. Was passiert? Nix, weil man zwar merkt, daß die Nadel da ist, der Druck den sie ausübt aber viel zu gering ist, um Schmerzen zu verursachen.
Jetzt nehme man die Nadel fester und drücke leicht zu. Wenn man das noch ohne Aufschrei aushält - mehr drücken. Und mehr … und mehr … Irgendwann nimmt man den Finger weg. Und genau so funktioniert das Stachelschweinspiel. Durch sich stufenweise verstärkenden Druck wird die Situation für das Pferd immer unkomfortabler gemacht. Irgendwann reicht es dem Pferd und es weicht den Druck aus. Und irgendwann weiß das Pferd, das wenn es jetzt nicht reagiert, die Situation unangenehmer wird, es also gleich regieren sollte …
Ziel des Stachelschweinspieles ist es, das Pferd durch statischen Druck in einer Zone zum Weichen zu veranlassen. Druck auf Zone 2 führt dazu, daß das Pferd den Kopf zur Seite nimmt und letztlich mit seiner Vorderhand ausweicht (siehe Bild), Druck auf Zone 4 führt zum Weichen der Hinterhand.

 

Spiel 3
Driving Game / Ausweichspiel

Das Driving Game ist die Weiterentwicklung des Stachelschweinspieles . Hier soll das Pferd jedoch nicht dem direkten Kontakt weichen, sondern einem Signal, einer "Anfrage". Dieses beginnt mit dem berühmten "Schwiegermutterblick" und geht über in ihrer Intensität zunehmende Schwingungen mit dem Stick oder den Fingern. (Was uns bei einigen, der Horsemanship nicht aufgeschlossenen Sportreitern, den Namen "Wedeltruppe" eingebracht hat) Das Reagieren auf Anfragen ist das eigentliche "Geheimnis" der Kommunikation mit einem Pferd und die Grundvoraussetzung für die weiteren Spiele.

 

Spiel 4
Jojo Game / Jojospiel

Ziel des Jojo-Grames ist es, das Pferd an Dich heranzuholen und (rückwärts) wieder wegzuschicken. Sprich: mit ihm Jojo zu spielen. Dieses hat (mindestens) drei Auswirkungen:
Zum Ersten eröffnet es die Möglichkeit, das Pferd im weiteren Verlauf der Arbeit gezielt zu bewegen. Beispiele dafür wären das Senden auf oder über ein Hindernis (Cavaletti, Podest …) oder rückwärts in einen Engpass (Tür, Hänger …) hinein.
Zum Zweiten - um rückwärts gehen zu können, muß man wenn man gerade vorwärts geht im Zweifelsfalle was? Anhalten! Also ist das Rückwärtssenden des Jojo-Games die Vorbereitung dafür, im Späteren das Pferd zum Beispiel beim Zirkel Game oder beim Reiten zu bremsen und anzuhalten.
Zum Dritten ist das Jojo-Spiel auch wieder eine Frage der Rangordnung. Pferde sind Herdentiere, sie finden Sicherheit in der Gruppe. Ein Pferd wird also immer versuchen, Gruppenkontakt zu finden. Da in der Arbeit zwischen Mensch und Pferd keine anderen Pferde zur Stelle sind, ist die Herde, an die das Pferd Anschluss sucht, der Mensch, der mit ihm arbeitet. Das klappt natürlich nur, wenn das Pferd den Menschen als "Herde" akzeptiert. ( Siehe Friendly Game  ) Auf diese Weise wird hier bereits das Freie Folgen angelegt, das es bei guter Arbeit quasi "nebenbei" geschenkt gibt. Viel interessanter ist das Wegschicken, da nur ranghöhere Tiere die Position haben, ein Pferd aus der Sicherheit der Gruppe herauszulösen und wegzuschicken.

 

Spiel 5
Circle Game / Kreisspiel

Das Circle Game ist NICHT Longieren! Es ist viel mehr als das mentale und emotionale Abstumpfen oder das körperliche Trainieren des Longierens. Daher ist es zum Beispiel oberste Regel des Circle Games (Zumindest im Level 1), das keine der Varianten des Spieles länger als vier Zirkelrunden dauern sollte! Im Circle Game sollen dem Pferd folgende Fähigkeiten vermittelt werden:


- Nur auf Anfrage Richtung und Geschwindigkeit zu wechseln

- Anhalten aus Schritt und Trab und Galopp

- Start in Schritt und Trab und Galopp

- Punktgenaue Übergänge von Gangarten und Richtung

- und selbstverständlich das Gehen auf Zirkeln

Auch  der Mensch lernt hierbei etwas, wenn auch etwas, das hier noch nicht erwartet wurde -  die Arbeit mit direktem, indirektem und unterstützenden Zügel.

 

Spiel 6
Sideways Game / Seitwärtsspiel

Das Sideways Game lehrt das Pferd, sich seitlich zu bewegen. Diese Bewegung scheint zunächst unnatürlich, ist aber auch bei Wildpferden zu beobachten. Das Interessante am Sideways Game ist, daß das Pferd dazu seine Beine überkreuzen muß. Dieses ist, wenn es ohne die Füße zu "verheddern" flüssig ablaufen soll, eine beachtliche Denkleistung für das Pferd. Und genau hier ist der erste wichtige Punkt des Sideways Games zu sehen - es lehrt das Pferd, verstärkt seine linke, "denkende" Hirnhälfte einzusetzen. Und eine PNH-Weisheit meint, man könne nur dann gut mit einem Pferd spielen, wenn dieses seine linke Hirnhälfte eingeschalten hat. Damit ist das Sideways Game auch eine hervorragende Möglichkeit, den Fokus eines unkonzentrierten oder verunsicherten Pferdes wieder auf die Arbeit zu lenken.
Zusätzlich werden hier natürlich auch wieder die Vorbereitungen für spätere Spiele, insbesondere beim Reiten, gelegt. Dazu gehören Rechts- und Linksgalopp, Galoppwechsel, Wendungen, Spins oder Traversalen, aber auch Cutting und Cow Work

 

Spiel 7
Squeeze Game / Engpaß-Spiel

Die Nachkommen des Eohippus verließen vor Millionen von Jahren die Wälder des Eozän und zogen in die Steppen. In ihrer Anpassung an das Leben in der Weite entwickelten die Pferde eine angeborene Furcht vor der Enge. Dem Pferd als Haustier kann dieses angstvolle Erlebnis der Klaustrophobie aber immer wieder und ständig wiederfahren. Das fängt bei der Haltung in einem - geschlossenen - Stall an und geht bis hin zu dem wohl uns allen bekannten Anblick von 5 Menschen, die mit Ziehen, Schieben, kunstvoll gewickelten Longen und was weiß ich noch allem versuchen, ein Pferd auf einen Hänger zu verladen.
Was schafft da Abhilfe? Übung und Vertrauen! Warum und wie Vertrauen? Man beobachte dazu eine Pferdeherde auf einer Koppel, an der, sagen wir, ein Traktor vorbei fährt. Was wird passieren? Das hängt vom Leittier ab. Kennt es die Situation und stuft diese als harmlos ein, passiert genau nichts. Kennt es sie nicht, wird es fliehen und die Herde mit ihm? Warum? Nicht etwa, weil es weiß das ein Traktor gefährlich ist. Sobald ein Pferd weiß, daß ein Löwe gefährlich ist, hat es keine Chance mehr, dieses Wissen weiterzugeben, weil es gerade gefressen wird. Ein Pferd kann also nur überleben, wenn es eine Situation als ungefährlich erkennt oder flieht. Oder - sich auf das Wissen des Leittieres verlässt und dessen Reaktion folgt. Das Leittier ist aber hier der Mensch. Seine Reaktion soll das Pferd veranlassen, die Situation als ungefährlich einzustufen und ihm und seinen Wünschen zu folgen. Dazu muß es aber den Menschen als Leittier akzeptieren. Das heißt, es muß die Erfahrung gemacht haben, daß die Entscheidungen des Menschen richtig sind und es ihm also, da ein Leittier ein Herdenmitglied nie in Gefahr bringen würde, vertrauen kann.

Das Reiten ( ein paar Beispiele)

Ist man an diesem Punkt mit der Arbeit angekommen, hat man schon sehr viel erreicht. Nun kommt das, weswegen der Mensch mit einem Pferd eine Partnerschaft eingeht - das reiten...

Klingt einfach, oder? Ist es ja eigentlich auch. Trotzdem sollte man sich vorher den einen oder anderen Gedanken machen.
Was passiert eigentlich beim Aufsteigen mit oder besser dem Pferd? Zum einen bekommt es natürlich eine zusätzliche Last zu tragen, zum anderen verändert sich die Lage des Schwerpunktes drastisch. Was heißt das? Das "Durchschnittspferd" möge 700 kg wiegen. Der Durchschnittsmensch 70 kg, also etwa ein Zehntel. Um sich vorzustellen, wie es dem Pferd jetzt geht, fülle mal etwa 7 Liter Wasser in einen Eimer und hebe ihn mit am Körper angelegten Oberarm aus dem Ellenbogen heraus an. Mal abgesehen vom Kraftaufwand bekommt man jetzt einen Eindruck davon, wie ein Pferd seinen Stand ausgleichen muss, um nicht umzufallen. Das kann man dem Pferd bekannt machen, indem man zuerst einige Aufsteigübungen durchführt, wie etwa mit den Händen in den Steigbügel fassen und nach und nach das ganze Gewicht dorthin verlagern oder mit dem Fuß in den Steigbügel stellen und an diesem Auf- und Niederhüpfen. Sehr gut macht es sich auch, besonders wenn man keinen Sattel hat oder will, sich erhöht zu stellen und mit den Händen oder Unterarmen steigenden Druck auf den Pferderücken auszuüben.

Der Reiter steigt normalerweise von Links auf - Warum?

Das hat den Ursprung aus dem Militärischen Bereich ( damit ich das Pferd nicht mit dem umgeschnallten Säbel an der Kruppe verletze), nur da heute kein ( Normaler ) Mensch mehr mit einem Säbel reitet, sollte auch hier wie bei allem anderen im PNH gelten: Was Du auf der einen Seite des Pferdes tust, das tue auch auf der anderen!

 

Laterale Biegung

Die Laterale Biegung dient dazu, den Kopf des Pferdes so weit herumzunehmen, daß es letztendlich sozusagen "an den Füßen des Reiters riecht".  Ein Pferd läuft am liebsten dorthin, wo es hinsieht. Wenn ich jetzt die Blickrichtung des Pferdes aus seiner Bewegungsrichtung herausnehme, so drehe, daß es zurück schaut, wird es nicht vorwärts laufen bzw. wenn es schon läuft, anhalten. Die Laterale Biegung wird damit zum einen zur Vorbereitung des Anhaltens, zum anderen schafft es auch wieder Vertrauen zum Reiter, da das Fluchttier Pferd, wenn es seine Blickrichtung von der Fluchtrichtung löst, nicht mehr oder nur noch verzögert fluchtbereit ist, also die Verantwortung für seine Sicherheit und sein Überleben in die Hände des Reiters legt.

 

Hinterhand herausschicken

Das Herausschicken der Hinterhand ist die Vorbereitung dafür, sein Pferd zu lenken bzw. besser gesagt, zu steuern.  Lenken, Steuern und Bewegen sind drei voneinander völlig unabhängige Vorgänge.
Zurück zum Steuern - spätestens wenn man samt seines Pferdes in einer Ecke steht, weiß man zum einen das Round Pen und zum anderen die Möglichkeit der Steuerung zu schätzen. Der Trick hierbei ist, wieder in Stufen zu arbeiten. Dabei arbeitet man sich sozusagen von vorne beginnend in Richtung Hinterhand vor. Die erste Anfrage wird mit dem Zügel gegeben (man beachte: DEM Zügel, nicht DEN Zügeln! Das Ganze geht mit einem einzelnen Zügel wesentlich besser als mit zweien!), dann mit langsam steigendem Druck des inneren Schenkels (Porcupine Game) , dann Blick zur inneren Hinterhand. Wenn das Pferd das Porcupine Game beherrscht, wird es spätestens jetzt weichen. Wenn nicht - Druck halten und nicht verzweifeln.                                                                                                                                                              Wichtig: Wirklich erst dann beenden, wenn das Pferd mindestens den Ansatz eines Weichens gezeigt hat! Wer hier spart, hat später beim Reiten teuer dafür zu zahlen

 

Losreiten

Der Körper des Reiters muß angespannt sein. Da das Pferd am Boden das Stachelschweinspiel gelernt hat, wird es in der Lage sein, kleinste Änderungen der reiterlichen Muskelspannung als Hilfen zu verstehen. Wie üblich geht es auch hier wieder in Stufen (zumindest wenn es denn dann irgendwann geht) und zwar:
1. Grundspannung (wie beim Laufen) in den Körper bringen
2. Mit "allen vier Wangen" lächeln
3. Schenkel anlegen. (Immer dran denken - maximal 100 Gramm!)
4. Hacken hochziehen.

 

Anhalten

Das sollte das Pferd unbedingt schon können, zumindest in der Variante "Notbremse" - es ist nämlich nichts anderes als eine laterale Biegung. Da man ja aber nicht ständig immer nur an der Notbremse ziehen will, sollte es auch noch eine "sanftere" Variante geben. Diese gibt es wirklich, nämlich indem man einfach (ist es gar nicht!) sämtliche Spannung aus seinem Körper nimmt. Das muß man wahrscheinlich immer und immer wieder üben. Mitten im besten Trab-Wurf die Körperspannung abzubauen und dabei - besonders Anfangs - nicht vom Pferd geschüttelt zu werden, bedarf schon einiger Übung und Balance. Unterstützen kann man zumindest Anfangs, wenn das Pferd noch nicht schnell genug reagiert, den Abbau der Körperspannung durch ein auf- und abwärts geführtes Jojo-Spiel.

 

Lenken und Steuern

 Was ist der Unterschied zwischen Lenken und Steuern? Gelenkt wird etwas vorn, gesteuert hinten. Ein Pferd hat Vorder- und Hinternbeine, beide kann man seitlich verschieben, ergo kann ein Pferd sowohl gelenkt als auch gesteuert werden.

 Man schaut mit einer Drehung des Kopfes nach links oder rechts, erstaunlicherweise wird die "Trefferquote" des Pferdes sehr hoch. Wenn nicht, kann der Reiter seinen Fokus - so heißt das - durch eine Drehung seines Bauchnabels in die entsprechende Richtung verstärken.

Dieser Fokus ist für ein Pferd genau so gut und einfach spürbar wie für einen Menschen. Damit ist die Grundvoraussetzung für einen Richtungswechsel des Pferdes auch schon erklärt. Mit dem Ausrichten des Fokus wird das Lenken eingeleitet. (Augen - Phase 1, Bauchnabel - Phase 2). Reicht das noch nicht aus, folgt als Phase 3 ein Porcoupine Game mit den Schenkeln, sprich das leichte (100 Gramm!) Anlegen des des äußeren Schenkels. Hilft das immernoch nicht, kommt in Phase 4 das Zeigen in die gewünschte Richtung, wobei der Zügel so gehalten wird, daß der Kopf des Pferdes langsam in die gewünschte Richtung gelenkt wird.
Hilft auch das noch nicht, folgt als "Phase 5" ein auf- und abwärts führendes Driving Game mit dem Carrot-Stick (ohne Savvy-String!) auf Höhe des äußeren Auges des Pferdes.

Das Steuern ist letztendlich nichts anderes als das Herausschicken der Hinterhand, welches bereits in den Reitvorbereitungen beschrieben wurde.

Auch für alles was auf dieser Seite beschrieben wird gilt natürlich, das es ohne fachkundige Anleitung nicht ausgeführt werden sollte, da dadurch manchmal mehr Schaden als Nutzen erreicht werden kann.